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Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Titel: Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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beschrieben hatte, würde sicherlich nicht lange auf einer Londoner Straße oder in einem Park liegen bleiben.
    »Da kommt unser Zug, Sir«, sagte Morris, als die Lokomotive in Sicht stampfte und die Luft mit ihrem schwefligen Qualm erfüllte.
    Wir stiegen ein und hatten das Glück, uns allein im Waggon wiederzufinden. Der Schaffner auf dem Bahnsteig blies in seine Pfeife. Es gab einen Ruck, und unter metallischem Kreischen und eiligem Stampfen der Lok setzten wir uns in Bewegung.
    »Warum kein Butler?«, fragte ich, als mir ein weiterer störender Gedanke in den Sinn kam.
    »Sir?« Morris hatte es sich bequem gemacht und war vom Schaukeln des Waggons schläfrig geworden. Er hatte Mühe, die Augen offen zu halten.
    »Es gibt sieben Bedienstete im Haushalt der Benedicts, einschließlich einem Kammerdiener und einer Zofe. Ich schließe die Gesellschafterin nicht ein, weil sie keine Bedienstete ist und einen höheren Status genießt als diese. Aber es gibt keinen Butler. Ich hätte einen Butler erwartet in einem so wohlsituierten Haushalt. Als Aufseher über das Personal und Schlichter von Streitigkeiten. Er wäre das Verbindungsglied zwischen den Dienstboten und den Herrschaften – und er wäre es auch, der Besuchern die Tür öffnet. Doch stattdessen wurde ich von einem verheulten Zimmermädchen begrüßt. Ein nettes Mädchen, ohne Zweifel, aber meiner Erfahrung nach gibt es in einem Haushalt wie dem der Benedicts immer einen Butler.«
    »Ah, richtig«, murmelte Morris. »Sie hatten einen, aber er ist gegangen.«
    »Morris!« Ich richtete mich überrascht auf. »Das haben Sie vorhin nicht erwähnt!«
    Er sah mich verlegen an. »Es ist wohl schon länger her, Sir. Als ich die Köchin nach weiteren Bediensteten fragte, die ich noch nicht gesprochen hatte, meinte sie, ich hätte alle gesehen. Und dann fügte sie noch hinzu, dass sie ohne Butler zurechtkämen, seit Mr. Seymour vor einem halben Jahr gegangen sei. Mr. Benedict sei damals sehr aufgebracht gewesen deswegen und habe seither niemanden eingestellt, um Mr. Seymour zu ersetzen.«
    »Wenn Benedict aufgebracht war, weil Seymour gegangen ist, dann legt das die Vermutung nahe, dass der Butler gekündigt hat und nicht rausgeworfen wurde. Ich frage mich, warum Seymour gegangen ist, obwohl die Arbeit kaum anstrengend gewesen sein kann und obwohl sämtliche anderen Bediensteten offensichtlich so zufrieden sind? Morris! Wenn Sie morgen in der Burlington Arcade fertig sind und auch mit dem Straßenjungen geredet haben, wartet schon die nächste Aufgabe auf Sie. Klappern Sie alle Vermittlungen für gehobenes Hauspersonal ab. Seymour hatte mehr als genügend Zeit, eine neue Anstellung zu finden. Ich möchte wissen, wo er jetzt arbeitet. Ich will mit ihm reden, unbedingt!«
    »Jawohl, Sir!«, antwortete Morris mit einem Seufzer. »Dürfte ich vorschlagen, Sir, dass Constable Biddle die Suche nach dem kleinen Straßenfeger übernimmt? Es könnte die Sache ein wenig beschleunigen. Und Biddle würde die Gelegenheit begrüßen. Er ist sehr ehrgeizig.«
    »Nur zu, schicken Sie den jungen Biddle. Ich nehme an, er kann es wohl kaum völlig vermasseln.« Ich wusste, dass Constable Biddle begeisterungsfähig war und es immer gut meinte, doch sein Eifer brachte ihn gelegentlich in die ein oder andere Bredouille.
    Wir näherten uns dem Bahnhof von Waterloo.
    »Verzeihung, Sir, ich hätte eine Frage«, sagte Morris schüchtern. »Was genau ist denn ein Obscheedar ?«
    Als ich an jenem Abend zu Hause mit Lizzie an unserem bescheidenen Esstisch saß, erzählte ich ihr von dem neuen Mordfall, den ich für den Scotland Yard übernommen hatte. Ich beschrieb ihr Allegra Benedict, wie sie vor ihrem Tod ausgesehen haben musste, und ich erzählte ihr, dass ich mit Morris bis nach Egham gefahren war, um den trauernden Ehemann zu besuchen. Und weil sie eine Arzttochter war, erzählte ich ihr sogar von Carmichaels neuer Marotte, der Karbol versprühenden Maschine.
    »Du lieber Himmel!«, sagte Lizzie. »Ich hätte nie gedacht, dass Dr. Carmichael so offen ist für neue Ideen. Was für eine schlimme Geschichte. Die arme Frau. Ich frage mich, ob sie glücklich war in England, so weit weg von ihrer eigenen Heimat. Ich frage mich, ob sie hier viele Freundinnen hatte.«
    »Sie hatte eine Gesellschafterin, die sie überallhin begleitet hat und auch am letzten Samstag mit ihr nach London gefahren ist, eine gewisse Miss Marchwood. Eine ziemlich merkwürdige Person … Hoppla, Lizzie, was ist denn

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