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Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Titel: Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Park gelegen hatte (und deren Ehemann eine Galerie an der Piccadilly besaß). Mehr Material, als sie sich in den wildesten Träumen auszumalen imstande waren, würde ich sagen. Und wie nicht anders zu erwarten, standen die beiden Storys in einem Zusammenhang. Ich war genauso verärgert über all das wie Dunn. Meiner Meinung nach gab es immer noch nicht den Hauch eines Beweises dafür, dass das Phantom aus der Themse der Mörder von Allegra Benedict war. Die Presse hingegen kannte keine derartigen Zweifel.
    Die resultierende Story war die große Titelschlagzeile auf Seite eins. Und nicht nur die Boulevardpresse stürzte sich darauf, auch die seriöseren Blätter wie der Daily Telegraph schenkten der Geschichte eine halbe Seite. Selbst in der Times gab es einen längeren Artikel (zusammen mit einem Kommentar von einem führenden Kirchenmann über die zunehmende Gesetzlosigkeit auf den Straßen). Das Spektakel würde so lange weitergehen, bis wir eine Verhaftung vorgenommen hatten, so viel schien klar.
    In den darauffolgenden Tagen gab es reihenweise Leserbriefe an die Zeitungen. Eine Frage fand sogar den Weg bis ins Parlament. Der Innenminister, kein Geringerer, war gezwungen, sich zu erheben in dem Versuch, die Frage zu beantworten. Er beharrte eindringlich darauf, dass die Londoner Straßen durchaus sicher waren für ehrbare Frauenspersonen. Was noch mehr Leserbriefe an die Zeitungen nach sich zog. Mehrere Künstler hatten das Phantom aus der Themse je nach persönlichem Gusto gemalt, und plötzlich tauchte es überall auf. Die Vorstellung von einem unheimlichen Streuner in der Nacht beschäftigte jedermanns Fantasie.
    Wie nicht anders zu erwarten, wurde die Polizei irgendwie für alles verantwortlich gemacht. Die Leserbriefschreiber wurden nicht müde, darauf hinzuweisen, dass die »Polizei nie da« war, wenn man sie brauchte. Auch die Worte »Steuergelder« und »Verschwendung« wurden häufig benutzt.
    »Woher wissen die das?«, rief ein aufgebrachter Superintendent Dunn, indem er mit der Faust auf eine auf seinem Schreibtisch ausgebreitete Zeitung schlug. »Sie erfahren von einer toten Frau im Park, das steht zu erwarten. Aber woher wissen sie von diesem sogenannten Flussphantom?«
    »Wenn ich raten soll, Sir, würde ich sagen, dass eine der Straßendirnen die Zeitung mit dem Artikel von der erdrosselten Frau im Park gelesen hat. Sie ist postwendend zu einem Reporter gegangen, um diesem die Geschichte vom Phantom aus der Themse für eine Guinee zu verkaufen. Und jetzt ist die Jagd eröffnet und sämtliche Londoner Reporter sind hinter den Mädchen und ihren Geistergeschichten her.«
    »Das hat uns gerade noch gefehlt!«, stöhnte Dunn und rieb sich den Kopf. »Wir können die Anzahl der Constables auf Streife unten am Fluss erhöhen. Aber wenn dieser Halunke jetzt auch noch im Park seinen Opfern auflauert …«
    »Das wissen wir nicht, Sir. Wir wissen bisher nicht einmal, ob er tatsächlich existiert und ob er unser Mörder aus dem Park ist. Daisy Smith, das Freudenmädchen, mit dem ich geredet habe, sagt, das Flussphantom habe die Hände um ihren Hals gehabt. Von einer Schnur war keine Rede.«
    »Also hat er seinen Modus Operandi geändert«, brummte Dunn missmutig.
    »Warum sollte er das tun, Sir?«
    »Warum, warum! Weil ihm die Mädchen immer wieder entkommen sind, darum! Er wollte sicher sein, dass sein nächstes Opfer nicht mehr davonkommt.«
    Diese Möglichkeit war mir bereits durch den Kopf gegangen, doch ich hatte Zeit gefunden, darüber nachzudenken und sie wieder zu verwerfen.
    »In diesem Fall – warum sollte er in ein und derselben Nacht zwei unterschiedliche Methoden benutzen?«, widersprach ich. »Daisy Smith hatte keine Schlinge um den Hals, nur die Hände.«
    »Weiß ich, was in seinem Kopf vorgeht?«, brauste Dunn auf. »Wir haben es mit einem Irren zu tun, Ross! Das nächste Opfer greift er vielleicht mit einem Messer an. Wir wissen nichts über diesen Kerl, rein gar nichts. Er ist kein rationales Wesen.«
    Das Phantom aus der Themse, wie wir den Unbekannten in Ermangelung eines besseren Namens nannten, mochte vielleicht nicht wie ein rationales Wesen denken, doch es würde seine Gründe haben für das, was es tat. Vielleicht hasste es Prostituierte, oder es hatte einfach Spaß daran, sie mit seiner makabren Charade zu erschrecken. Vielleicht war sein Ziel auch nur, ihnen eine Heidenangst einzujagen. Es wollte sie nicht töten, indem es ihnen die Hände um den Hals legte, sondern

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