Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)
sehr gut, Bessie«, lobte ich. »Komm, wir nehmen noch ein Stück Kuchen.«
Ben war in der Tat höchst interessiert. »Gütiger Himmel!«, sagte er, nachdem ich ihm von dem Bild erzählt hatte.
»Wir wissen natürlich nicht, ob Mrs. Scott das Bild in Benedicts Galerie erstanden hat. Aber angenommen, es wäre so? Könnte es Benedict persönlich gewesen sein, der es bei ihr abgeliefert hat? Als Kundenpflege quasi?«
Ben blickte zweifelnd drein. »Benedict sieht nicht aus wie ein Pirat, und er ist auch nicht ausgesprochen gut aussehend. Eher ein ganz nichtssagender Bursche, mittelgroß, mit schütter werdendem Haar, schlank gebaut. Angelis hingegen – auf den würde die Beschreibung passen. Er ist ein Stenz, ein Mann, der auffallen will. Und er hat mehr als nur einen Hauch von Barbarenkorsar an sich. Wenn du ihn beobachten würdest, wie er mit einem großen Paket aus einer Kutsche steigt, würdest du dich garantiert an ihn erinnern.«
Er kratzte sich am Kinn. »So, so … Eigentlich hatte ich Angelis schon von meiner Rechnung gestrichen. Vielleicht war es voreilig von mir. Wir dürfen keine vorschnellen Schlussfolgerungen ziehen. Wir wissen beispielsweise nicht, ob dieses mysteriöse Gemälde aus Benedicts Galerie stammt. Falls in besagtem Paket überhaupt ein Gemälde war – auch wenn die persönliche Lieferung durch Angelis beides durchaus nahelegt.«
»Aber das könntest du herausfinden«, sagte ich. »Angelis führt mit Sicherheit Aufzeichnungen über sämtliche Verkäufe, die die Galerie getätigt hat.«
»Sieht so aus, als müsste ich noch einmal mit ihm reden. Und mit Isabella Marchwood. Diese Frau hat mir vorsätzlich wichtige Informationen vorenthalten! Andererseits, selbst wenn Angelis mir die Verkaufsunterlagen zeigt und Mrs. Scott darin aufgeführt ist, was beweist es schon?« Ben trommelte ärgerlich mit den Fingern auf der Tischplatte. »Wir müssen vorsichtig sein, keine übereilten Schlüsse zu ziehen und Verbindungen zu sehen, wo es keine gibt. Ich brauche mehr als das, Lizzie, bevor ich damit zu Dunn gehen kann. Der Superintendent ist schon jetzt so nervös wie eine Katze, die nur noch eins von ihren neun Leben übrig hat. Gibt es vielleicht noch mehr?«
»Noch nicht«, gestand ich. »Ich erfahre vielleicht am Sonntag mehr, beim nächsten Treffen der Temperenzbewegung. Ich weiß, dass diese Treffen scheinbar eine Verbindung zwischen all diesen Leuten herstellen. Umso eigenartiger, weil sie so unterschiedlich sind und allem Anschein nach keine Gemeinsamkeiten haben.«
Ich begann Punkte an den Fingern abzuzählen. Mrs. Scott, die Witwe eines Soldaten, ist mit Miss Marchwood bekannt, einer Gesellschafterin. Sie kennt außerdem Mr. Pritchard, einen Metzger mit einer gehobenen Kundschaft, einschließlich ihr selbst. Er beliefert regelmäßig ihren Haushalt. Sowohl Marchwood als auch Pritchard helfen bei den Temperenztreffen mit, genau wie Mrs. Scott. Bedeutet das am Ende vielleicht, dass einer von ihnen die anderen dazu bewogen hat mitzumachen?
Miss Marchwood war die Gesellschafterin von Allegra Benedict. Mr. Benedict besitzt ein Geschäft und handelt mit Kunstwerken, und Mrs. Scott hat ein Haus voller Gemälde. Sie hat vor nicht allzu langer Zeit ein neues Bild erstanden, das von einem Mann geliefert wurde, der möglicherweise – ich weiß, es ist nur geraten! – der Geschäftsführer von Benedicts Galerie ist. Irgendjemand zumindest, der Angelis sehr ähnlich sieht. Aber falls es Angelis war, und falls Mrs. Scott ihre Gemälde in Benedicts Galerie an der Piccadilly kauft, dann ist es möglich, dass Mrs. Scott auch Sebastian Benedict kennt. Es ist sogar sehr wahrscheinlich. Vielleicht hat sie ihn in seiner Galerie kennengelernt. Du sagst, dass er dreimal in der Woche dort ist. Vielleicht wollte er persönlichen Kontakt zu einer guten Kundin herstellen. Allegra Benedict war manchmal mit ihm in der Galerie oder besuchte ihn, wenn sie wusste, dass er da war. Gut möglich, dass Mrs. Scott auch Allegra gekannt hat.« Ich verstummte, während mein Verstand am nächsten Glied in der Kette arbeitete.
»Du sagst, Angelis wäre sehr darauf bedacht gewesen zu betonen, dass Allegra immer von Miss Marchwood begleitet wurde, wenn sie zur Galerie kam. Also könnte Mrs. Scott auch sie dort kennengelernt haben. Vielleicht hat sie den beiden Frauen vorgeschlagen, zu einem Temperenztreffen zu kommen. Bessie ist ganz versessen darauf, die Botschaft der Abstinenz zu verbreiten – vielleicht geht
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