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Ein Mord wird angekündigt

Ein Mord wird angekündigt

Titel: Ein Mord wird angekündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Stimme:
    »Guten Morgen, Herr Inspektor. Das ist meine Freu n din, Miss Bunner, die mir im Haushalt hilft. Wollen Sie bitte Platz nehmen.«
    Mit geübtem Blick überflog Craddock den Raum: ein typisches viktorianisches Wohnzimmer, ursprünglich aus zwei Räumen bestehend. Der kleinere Raum hatte ein Erkerfenster … im größeren befanden sich zwei hohe Fenster, einige Sessel … ein Sofa … ein großer Tisch mit einer Schale voll Chrysanthemen, eine zweite stand auf einer Fensterbank; die konventionell angeordneten Bl u men sahen frisch aus, während die Veilchen, die in einer Silbervase auf einem kleinen Tisch beim Türbogen sta n den, verwelkt waren.
    »Ich nehme an, Miss Blacklock«, begann Craddock, »dass in diesem Zimmer der … eh … der Überfall stattg e funden hat.«
    »Ja.«
    »Aber Sie hätten das Zimmer gestern Abend sehen so l len«, rief Miss Bunner. »Alles drunter und drüber! Zwei kleine Tische waren umgeworfen, von einem ist ein Bein abgebrochen … und die Leute haben in der Finsternis wie toll geschrien … jemand hatte eine brennende Zigarette auf dem Tischchen liegen lassen und es angebrannt; eines unserer schönsten Möbelstücke. Die Leute, besonders die jungen Leute, sind heutzutage so nachlässig in diesen Dingen … zum Glück ist kein Porzellan zerbrochen … «
    Miss Blacklock unterbrach sie freundlich, aber ene r gisch:
    »Dora, all das, so ärgerlich es auch sein mag, ist ja u n wichtig. Ich glaube, es wird am besten sein, wenn wir die Fragen des Inspektors beantworten.«
    »Danke sehr, Miss Blacklock. Über den gestrigen Abend wollen wir nachher sprechen. Zunächst möchte ich wissen, wann Sie zum ersten Mal den Toten, diesen Rudi Schwarz, gesehen haben.«
    »Rudi Schwarz?«
    Sie blicke leicht überrascht drein.
    »Heißt er so? Ich glaubte … Aber das ist ja unwichtig. Zum ersten Mal sah ich ihn, als ich in Medenham Ei n käufe machte … das wird drei Wochen her sein. Wir, Miss Bunner und ich, saßen im Royal Spa Hotel. Als wir for t gingen, rief mich jemand beim Namen. Es war dieser junge Mann. Er sagte: ›Entschuldigen Sie, bitte, Sie sind doch Miss Blacklock?‹ Er stellte sich vor als Sohn des Besitzers des Hôtel des Alpes in Montreux; meine Schwester und ich hatten während des Krieges lange dort gewohnt.«
    »Hôtel des Alpes, Montreux?«, wiederholte Craddock. »Konnten Sie sich an ihn erinnern, Miss Blacklock?«
    »Nein. Aber wir hatten recht gern dort gewohnt, der Besitzer war sehr aufmerksam zu uns gewesen, und so wollte ich höflich sein und sagte zu dem jungen Mann, ich hoffte, es gefalle ihm in England, und er erwiderte, jawohl, sein Vater habe ihn für ein halbes Jahr zur weit e ren Ausbildung hergeschickt. Das hörte sich ganz plaus i bel an.«
    »Und dann sahen Sie ihn wieder?«
    »Kürzlich, es werden etwa zehn Tage her sein, kam er plötzlich zu mir. Ich war sehr überrascht. Er entschuldi g te sich wegen der Störung, ich sei aber die einzige ihm bekannte Seele in England. Er brauche dringend Geld, um in die Schweiz zu fahren, da seine Mutter schwer e r krankt sei. Das kam mir merkwürdig vor. Dass er das Geld zur Rückreise in die Schweiz benötigte, war natü r lich Unsinn; sein Vater hätte ihm leicht auf Grund seiner Beziehungen telegrafisch Geld überweisen lassen können. Diese Hoteliers kennen einander doch. Ich vermutete, dass er Unterschlagungen begangen hatte oder so etwas Ähnliches.«
    Sie machte eine kleine Pause und fügte dann trocken hinzu:
    »Falls Sie mich für hartherzig halten sollten, muss ich Ihnen sagen, dass ich jahrelang Sekretärin eines großen Finanzmannes war und daher Bittstellern gegenüber au s gesprochen misstrauisch bin. Ich kenne alle Geschichten, die einem in solchen Fällen aufgetischt werden.«
    »Wenn Sie jetzt an diese Unterredung zurückdenken, glauben Sie, dass er herkam, um das Haus auszuspioni e ren?«
    Miss Blacklock nickte energisch.
    »Jawohl, davon bin ich überzeugt. Als ich ihn vera b schiedete, machte er einige Bemerkungen über die Zi m mer. Er sagte: ›Sie haben ein sehr hübsches Esszimmer‹ – ich finde es scheußlich –, es war ein Vorwand, um hi n einzuschauen. Und dann beeilte er sich, selbst die Hau s tür aufzumachen. Ich bin mir jetzt sicher, dass er sehen wollte, wie das Schloss funktioniert. Wie die meisten Le u te hier lassen wir ja tagsüber die Haustür offen … jede r mann kann hereinspazieren.«
    »Und was ist mit der Hintertür?«
    »Die habe ich gestern Abend, kurz bevor die Gäste k

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