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Ein Mord wird angekündigt

Ein Mord wird angekündigt

Titel: Ein Mord wird angekündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sagten wie eine Gramm o fonplatte genau das Gleiche: ›Ah, Sie heizen schon‹ und ›Was für entzückende Chrysanthemen!‹«
    Craddock biss sich auf die Lippen.
    »Nur Mrs Harmond machte eine Ausnahme. Sie ist wirklich ein Schatz. Sie fragte unumwunden, wann denn der Mord verübt würde. Das brachte die andern ziemlich in Verlegenheit, weil alle so getan hatten, als seien sie zufällig vorbeigekommen. Und dann schlug die Uhr, und nach dem letzten Glockenschlag gingen die Lichter aus, die Tür wurde aufgerissen, und eine maskierte Gestalt rief: ›Hände hoch!‹ oder so was Ähnliches. Es war genau wie in einem schlechten Film, höchst lächerlich. Und dann gab er zwei Schüsse auf Tante Letty ab, und es war gar nicht mehr lächerlich.«
    »Wo befanden sich die einzelnen Leute in diesem A u genblick?«
    »Als die Lichter ausgingen? Die standen alle herum. Nur Mrs Harmond saß auf dem Sofa, Hinch – das ist Miss Hinchliffe – stand vor dem Kamin.«
    »Waren sie alle hier in diesem Raum, oder war auch j e mand im Hinterzimmer?«
    »Ich glaube, die meisten waren hier. Patrick war zum Erker gegangen, um den Sherry zu holen, und wenn ich mich recht erinnere, folgte Colonel Easterbrook ihm, aber das weiß ich nicht genau. Wie ich schon sagte, sta n den wir alle herum.«
    »Wo standen Sie?«
    »Ich glaube, am Fenster. Tante Letty holte gerade Zig a retten.«
    »Von dem Tisch beim Türbogen?«
    »Ja … und dann gingen die Lichter aus, und der schlec h te Film begann.«
    »Meine nächste Frage ist sehr wichtig. Bitte, versuchen Sie, sie genau zu beantworten, Miss Simmons: Hielt der Mann die Blendlaterne ruhig, oder ließ er sie wandern?«
    Julia dachte nach. Sie blickte nun weniger überlegen drein.
    »Er ließ sie wandern«, sagte sie langsam, »wie einen Scheinwerfer bei einer Tanzvorführung. Einen Auge n blick blendete er direkt in meine Augen, dann wanderte das Licht durch das Zimmer, und schließlich fielen die Schüsse … zwei Schüsse.«
    »Und dann?«
    »Mit einem Satz drehte er sich um … und Mizzi fing i r gendwo an zu schreien wie eine Fabriksirene, die Blendl a terne ging aus, und es krachte noch ein Schuss. Und dann ging die Tür zu – langsam, mit einem klagenden Laut, es war unheimlich –, und eine ägyptische Finsternis herrsc h te. Niemand wusste, was los war, die arme Bunny quietschte wie ein Kaninchen, und Mizzi schrie weiter.«
    »Glauben Sie, dass der Mann auf Ihre Tante gezielt hat … auf sie im speziellen, meine ich?«
    Julia schien offensichtlich überrascht.
    »Sie meinen, dass er es auf Tante Letty abgesehen hatte? Das glaube ich nicht. Wenn er Tante Letty hätte umbri n gen wollen, hätte er viel günstigere Gelegenheiten gehabt. Zu dem Zweck hätte er doch nicht das halbe Dorf z u sammentrommeln müssen, das machte es doch nur schwieriger. Er hätte sie an jedem Tag in der Woche auf alte irische Art von irgendeiner Hecke aus erschießen können, ohne dabei gefasst zu werden.«
    Mit einem Seufzer sagte der Inspektor:
    »Danke sehr, Miss Simmons. Jetzt möchte ich Mizzi sprechen.«
    »Hüten Sie sich vor ihren Fingernägeln!«, warnte Julia ihn. »Sie ist eine Wilde!«
     
    Von Fletcher begleitet ging Craddock in die Küche zu Mizzi. Sie rollte gerade einen Kuchenteig und blickte misstrauisch auf, als die beiden eintraten.
    Ihr schwarzes Haar hing ihr in die Augen. Sie sah mü r risch aus, und der knallrote Jumper und der grellgrüne Rock passten nicht zu ihrem fahlen Teint.
    Sie legte das Nudelholz auf den Tisch, wischte sich die Hände an einem Handtuch ab und setzte sich auf den Küchenstuhl.
    »Was wollen Sie wissen von mir?«, fragte sie trotzig.
    »Sie sollen mir erzählen, was gestern Abend hier g e schehen ist.«
    »Ich habe weggehen wollen. Hat sie Ihnen das gesagt? Als ich in Zeitung gelesen habe etwas über Mord, habe ich weggehen wollen. Ich habe bleiben müssen. Aber ich habe gewusst … ich habe gewusst, was wird passieren. Ich habe gewusst, ich sollte werden gemordet.«
    »Aber Sie wurden nicht ermordet, nicht wahr?«
    »Nein!«, gab Mizzi widerwillig zu.
    »Also los! Erzählen Sie endlich, was geschehen ist.«
    »Ich war nervös. Oh, ich war nervös! Den ganzen Nachmittag, den Abend. Ich höre Dinge. Leute gehen herum. Einmal glaube ich, einer schleicht in der Halle … aber es war nur Mrs Haymes.«
    Der Gedanke an Mrs Haymes schien Mizzi aufzuregen. Sie kam von Thema ab.
    »Wer ist sie schon? Hat sie teure Universitätsstudium gemacht wie ich. Hat sie viel Examen

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