Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Mord wird angekündigt

Ein Mord wird angekündigt

Titel: Ein Mord wird angekündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
klang so qualvoll, dass alle sie erstaunt anblickten. Mit einer Hand den Hals bedeckend, stürzte sie schluc h zend aus dem Zimmer.
    Phillipa begann die Perlen aufzulesen.
    »Ich habe sie noch nie so aufgeregt gesehen«, sagte sie. »Sie trägt dieses Halsband immer. Glauben Sie, dass es einen besonderen Erinnerungswert für sie haben könnte? Vielleicht ist es ein Geschenk von Randall Goedler?«
    »Das wäre möglich«, antwortete langsam der Inspektor.
    »Es sind doch keine echten Perlen … das kann doch nicht sein«, sagte Phillipa; sie kniete noch immer und suchte die verstreuten Kugeln zusammen.
    Craddock nahm eine in die Hand und wollte gerade verächtlich erwidern: »Echt? Natürlich nicht«, unte r drückte aber diese Worte. Vielleicht waren sie doch echt? Sie waren zwar so groß, so gleichmäßig, so weiß, dass man sie für unecht halten musste, aber ihm fiel ein Fall ein, da ein kostbares echtes Perlenkollier bei einem Pfan d leiher für ein paar Pfund gekauft worden war.
    Letitia Blacklock hatte ihm versichert, dass sich im Hause keine Kostbarkeiten befänden. Doch wenn diese Perlen echt wären, stellten sie ein Vermögen dar, und wenn sie ein Geschenk von Goedler wären, würden sie echt sein. Sie sahen unecht aus, sie mussten unecht sein, aber … wenn sie dennoch echt wären? Was wären sie dann wert? Eine Summe, die einen Mord lohnte.
    Mit einem Ruck riss sich der Inspektor von seinen Überlegungen los. Miss Marple war verschwunden, er musste ins Pfarrhaus gehen.
     
    Er fand Bunch und ihren Mann mit ängstlichen, müden Gesichtern.
    »Sie ist noch immer nicht zurückgekommen«, erklärte Bunch hastig.
    »Hat sie, als sie von Boulders fortging, gesagt, sie ginge direkt hierher?«, fragte der Pfarrer.
    »Das hat sie nicht gesagt«, antwortete Craddock lan g sam und überlegte, wie Miss Marple gewesen war, als er sie in Boulders verlassen hatte: Die Lippen waren fest aufeinander gepresst gewesen, und die sonst so freundl i chen blauen Augen hatten finster geblickt.
    Was hatte sie vorgehabt?
    »Zuletzt sah ich sie mit Sergeant Fletcher sprechen, am Gartentor von Boulders«, sagte er. »Dann ging sie auf die Straße, und ich nahm an, sie ginge direkt zu Ihnen. Vie l leicht weiß Fletcher etwas. Wo steckt Fletcher?«
    Craddock läutete Boulders an, aber dort wusste man nicht, wo er war, und er hatte auch nichts hinterlassen.
    Dann rief Craddock die Polizei in Milchester an, aber auch dort wusste man nichts von dem Sergeant.
    Auf einmal fiel ihm ein, was ihm Bunch am Telefon g e sagt hatte.
    »Wo ist der Zettel, den Sie vorhin erwähnt haben, Mrs Harmond?«
    Bunch brachte ihn.
    Während er las, blickte sie ihm über die Schulter. Die Schrift war zittrig, und nur mit Mühe entzifferte er:
    ›Lampe‹, dann: ›Veilchen‹, nach einem größeren Zw i schenraum: ›Wo ist das Aspirinfläschchen?‹ Das Nächste war noch schwerer zu entziffern: ›Köstlicher Tod.‹
    Bunch erklärte: »Das ist Mizzis Torte.«
    »›Schweres Leiden tapfer ertragen‹ … Was soll das wohl heißen … ?«, murmelte der Inspektor und las weiter: »›Jod‹ … ›Perlen‹ … Ach ja«, sagte er, »das Perlenhal s band.«
    »Und dann ›Lotty, nicht Letty‹«, las Bunch. »Ihre ›e‹ s e hen wie ›o‹ aus. Und dann ›Bern‹.«
    Beide blickten einander erstaunt an.
    Schließlich fragte Bunch:
    »Hat das für Sie einen Sinn? Ich begreife nichts.«
    »Mir dämmert etwas«, erwiderte Craddock gedehnt. »Aber ich verstehe es noch nicht ganz. Jedenfalls ist es merkwürdig, dass sie die Perlen erwähnt.«
    »Was ist mit den Perlen? Was bedeutet es?«
    »Trägt Miss Blacklock dieses dreireihige Perlenhalsband immer?«
    »Ja, fast immer. Oft machen wir uns darüber lustig, man sieht doch auf den ersten Blick, dass sie nicht echt sind. Aber sie glaubt wohl, es sei höchst elegant.«
    »Es könnte einen anderen Grund haben«, entgegnete Craddock langsam.
    »Sie meinen doch nicht, dass sie echt sind … das ist doch unmöglich.«
    Craddock verließ das Pfarrhaus und ging zu seinem Wagen. Suchen! Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu suchen.
    Auf einmal ertönte hinter einem tropfenden Busch eine Stimme:
    »Sir!«, rief Sergeant Fletcher eindringlich. »Sir … «

21
     
    D as Abendessen war in Little Paddocks in unb e hagl i chem Schweigen eingenommen worden.
    Patrick, der peinlich empfand, dass er in U n gnade gefallen war, machte nur wenige krampfhafte Ve r suche, eine Unterhaltung in Gang zu bringen, stieß aber auf keine

Weitere Kostenlose Bücher