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Ein Mord wird angekündigt

Ein Mord wird angekündigt

Titel: Ein Mord wird angekündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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einen Augenblick zu zögern, sagte dann aber klar und bestimmt:
    »Als ich drei Jahre alt war, ging meine Mutter mit ihm fort, und seitdem habe ich weder ihn noch sie gesehen, ich weiß nicht, wo sie sind.«
    »Ist das alles, was du zu sagen hast?«
    Julia stieß einen Seufzer aus.
    »Ich könnte sagen, es täte mir leid, dass ich auf diese Art bei dir eingedrungen bin, aber das wäre nicht wahr. Ich würde es wieder tun, allerdings natürlich nicht, wenn ich wüsste, dass ein Mord passiert.«
    »Hör mal, Julia«, sagte Miss Blacklock. »Ich nenne dich weiter so, weil ich an den Namen gewöhnt bin – du warst bei der Resistance, hast du gesagt.«
    »Ja, anderthalb Jahre.«
    »Dann kannst du wohl schießen?«
    Wieder blickten die kühlen Augen sie starr an.
    »Oh ja, ich bin eine erstklassige Schützin. Aber ich habe nicht auf dich geschossen; das kann ich allerdings jetzt nicht beweisen. Doch ich kann dir das eine sagen, dass ich, wenn ich auf dich geschossen hätte, dich wohl kaum verfehlt haben würde.«
    Die Spannung, die im Zimmer herrschte, wurde durch das Poltern eines vorfahrenden Wagens unterbrochen.
    »Wer kann denn das sein?«, fragte Miss Blacklock.
    Schon streckte Mizzi ihren zerzausten Kopf zur Tür herein und rief:
    »Wieder ist gekommen Polizei! Das ist Verfolgung! W a rum lassen sie uns nicht in Ruhe? Ich nicht länger ertr a gen das … ich werde schreiben zu Premierminister, ich werde schreiben zu Ihre König!«
    Craddock schob sie nicht allzu freundlich zur Seite und trat ins Zimmer. Er blickte grimmig drein und sagte streng:
    »Miss Murgatroyd ist ermordet worden, vor etwa einer Stunde wurde sie erwürgt.«
    Seine Augen richteten sich auf Julia.
    »Miss Simmons, wo sind Sie den Tag über gewesen?«
    »In Milchester«, antwortete Julia müde. »Ich bin gerade nachhause gekommen.«
    Nun wandte Craddock sich an Patrick:
    »Und Sie? Sind Sie mit ihr zusammen hergekommen?«
    »Ja … jawohl«, antwortete Patrick.
    »Nein!«, widersprach Julia. »Es hat doch keinen Zweck, Patrick, das ist doch eine der Lügen, die sofort herau s kommen. Die Autobuschauffeure kennen uns zu gut. Also, ich bin mit einem früheren Bus zurückgekommen, Herr Inspektor, mit dem Vier-Uhr-Bus.«
    »Und was haben Sie dann getan?«
    »Ich bin spazieren gegangen.«
    »In Richtung Boulders?«
    »Nein, ich ging querfeldein.«
    Er starrte sie durchdringend an.
    Julia, die blass geworden war und die Lippen zusa m mengepresst hatte, hielt seinem Blick stand.
    Bevor noch jemand etwas sagen konnte, läutete das T e lefon. Mit einem fragenden Blick auf Craddock nahm Miss Blacklock den Hörer ab.
    »Ja … Wer … ? Oh, Bunch … Was? Nein … Sie ist nicht hier gewesen. Ich habe keine Ahnung … ja, er ist hier.«
    Sie ließ den Hörer sinken und sagte zu Craddock:
    »Mrs Harmond möchte Sie sprechen, Herr Inspektor.«
    Mit zwei langen Schritten war Craddock neben ihr und packte den Hörer: »Hier Craddock.«
    »Ich bin unruhig, Herr Inspektor.«
    In Bunchs Stimme war ein kindliches Zittern.
    »Tante Jane ist ausgegangen, und ich weiß nicht, wo sie ist. Und ich habe gehört, dass Miss Murgatroyd ermordet worden sei. Stimmt das?«
    »Ja, es stimmt, Mrs Harmond. Miss Marple war bei Miss Hinchliffe, als die Leiche gefunden wurde.«
    »Ah, also dort ist sie.«
    Bunchs Stimme klang erleichtert.
    »Ich fürchte, nein. Sie ist vor … warten Sie … vor ung e fähr einer halben Stunde von dort fortgegangen. Und sie ist noch nicht bei Ihnen?«
    »Nein … es ist doch nur ein Weg von zehn Minuten. Wo kann sie nur sein?«
    »Vielleicht hat sie irgendwelche Bekannten besucht.«
    »Ich habe schon überall angerufen, sie ist nirgends. Ich habe Angst, Herr Inspektor.«
    Ich auch, dachte er und sagte: »Ich komme sofort zu Ihnen.«
    »Ja, bitte. Sie hat etwas aufgeschrieben, bevor sie au s ging. Ich weiß aber nicht, was es bedeutet; es kommt mir verworren vor.«
    Craddock legte den Hörer auf.
    Miss Blacklock fragte besorgt:
    »Ist Miss Marple etwas zugestoßen? Ich hoffe, nicht.«
    »Das hoffe ich auch.«
    Er hatte die Lippen grimmig verzogen.
    Miss Blacklock zerrte an ihrem Perlenhalsband und sa g te erregt:
    »Es wird immer schlimmer. Wer das auch ist, er muss irrsinnig sein, Herr Inspektor, völlig wahnsinnig … «
    »Das bezweifle ich.«
    Durch das nervöse Zerren riss auf einmal das Perle n halsband … die glänzenden weißen Kugeln rollten im Zimmer umher.
    Voller Angst und Wut rief Letitia:
    »Meine Perlen … meine Perlen … !«
    Das

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