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Ein nackter Arsch

Ein nackter Arsch

Titel: Ein nackter Arsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Bauer
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Schmerz waren so groß geworden, dass sie beides nicht mehr aushalten wollte. Das war die Krankheit, unter der sie litt, dass sie nur im Tod die Befreiung sehen konnte. Simarek wurde unendlich traurig.
    „Werden Sie zur Beerdigung kommen?“ Die Frage von Erna Mollet schreckte ihn aus seinen Gedanken auf.
    „Ich werde da sein“, sagte der Kommissar und ging.

    Robert Simarek fuhr langsam, als er die Moltkestraße verließ, vorbei an Madame Eve und ihren Damen, von denen zwei, die eine rot, die andere blond, auf der Straße standen und rauchten. Er wusste mittlerweile viel, und was er nicht wusste, ahnte oder schlussfolgerte er. Schmidtbauer war einem Akt der Rache zum Opfer gefallen. Das war ihm schon klar gewesen, als er den Tatort besichtigt hatte. Jemand wollte ihn bloßstellen. So, wie er von Schmidtbauer bloßgestellt worden war? Irgendetwas musste die Drapierung der Leiche verraten. Doch was? Die Vergangenheit war der Schlüssel, da war sich Simarek sicher. Doch wie weit musste er in die Vergangenheit zurück, um das Schloss zu finden, in das der Schlüssel passte? Er hatte keine Ahnung. Schmidtbauer hatte zeitlebens genug Feinde gesammelt. Selbst in jüngster Vergangenheit. Motive ließen sich zuhauf finden. Und auch bei ASP würde Bergmann nicht der Einzige sein, der eins gehabt hätte. Aber würde das weiterführen? Simareks Instinkt sagte: „Du musst tiefer suchen. An der Oberfläche findest du die Lösung nicht.“ Doch wo sollte er suchen? Er war entmutigt und beschloss, noch einen langen Spaziergang zu machen, um seinen Kopf zu lüften. Deshalb fuhr er bei Völklingen von der Autobahn ab, um einen Ausflug in den Warndt zu machen. Hier in den Wäldern an der Grenze zu Frankreich musste er noch nicht einmal sein Handy ausschalten, um nicht erreichbar zu sein. Denn es gab weit und breit keine Sendemasten und deshalb auch keinen Empfang. Es roch nach feuchtem Laub, als er aus seinem Peugeot ausstieg, den Kragen seiner Jacke hochschlug und den Weg am Rande des Waldes entlangtrottete. Langsam wurde sein Kopf leer. Er dachte gar nichts mehr und lief eine gute Stunde, bis er bemerkte, dass es langsam dämmerte. Er kehrte um, stieg in seinen Wagen und fuhr zurück Richtung Saarbrücken. Sobald er wieder Netzempfang hatte, meldete sich seine Mailbox.
    „Sie haben drei neue Sprachnachrichten. Erste neue Nachricht, empfangen heute um sechzehn Uhr fünfundfünfzig: Hallo Cheffe, hier Fabio. Michelle hat angerufen, sie hat den Hundeverein in Forbach gecheckt. Den gibt es noch. Und Schmidtbauer war dort Mitglied bis 1964. Sie schickt uns Unterlagen. Wir reden morgen darüber, okay? – Klick – Zweite neue Nachricht, empfangen heute um sechzehn Uhr zwanzig: Hallo Herr Simarek, hier ist Duchene. Sie erinnern sich, Ihr Chef. Es gibt Nachfragen aus der Politik wegen Schmidtbauer. Rufen Sie mich morgen bitte an. Ich will auf den neuesten Stand gebracht werden. – Klick – Dritte neue Nachricht, empfangen heute um sechzehn Uhr fünf: Hier ist Simone Richter. Hallo Herr Kommissar, ich habe heute noch mal meine Gesprächsunterlagen von Gesine Mollet durchgesehen. Dabei ist mir noch Verschiedenes aufgefallen, das Ihnen vielleicht weiterhelfen kann. Ich bin noch bis fünf erreichbar. Dann geht mein Zug nach Kirn, wo ich heute Abend und morgen zur Supervision bin. Sie erreichen mich dann erst nachmittags wieder ab sechzehn Uhr. Oder Sie kommen um achtzehn Uhr in die Praxis. – Klick – Ende der neuen Sprachnachrichten.“
    Simarek schaute auf die Uhr. Es war siebzehn Uhr dreißig. Mist. Aber selbst wenn es früher gewesen wäre, Simarek hatte die Nummer der Psychotherapeutin nicht dabei. Die stand auf der Visitenkarte, die vermutlich auf Fabios Schreibtisch lag. Dabei hätte der Kommissar gerne gehört, was Simone Richter zu erzählen hatte. Nun würde dies vierundzwanzig Stunden warten müssen. Schade, auch weil Simarek feststellte, wie sympathisch die Stimme der Psychotherapeutin auf der Mailbox geklungen hatte.
    Es war gegen achtzehn Uhr, als der Kommissar sein Auto genau vor seiner Haustüre im Viertel abstellte. Solches Glück hatte er selten, denn um diese Zeit musste er normalerweise drei Runden drehen, um überhaupt einen Parkplatz zu ergattern. Er sprang aus dem Wagen, kaufte beim Bäcker um die Ecke noch schnell zwei Brezeln gegen den kleinen Hunger und beim Türken ein Sixpack gegen größeren Durst, stieg die Stufen zu seiner Wohnung hinauf und ließ die Türe hinter sich ins Schloss fallen.
    Erst jetzt

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