Ein nackter Arsch
eine Menge Gift gewesen sein, sonst gibt es keine Erklärung dafür, dass die Leiche ansonsten so makellos war. Er muss innerhalb von Sekunden ohnmächtig gewesen sein. Das heißt, er hat auf der Saunabank gelegen und sich da nicht mehr wegbewegt.“
„Und als die Luft rein war, hat ihn sein Mörder abgeholt und an die Saar gefahren.“
„Klingt ungewöhnlich, aber ganz plausibel. Haben Sie die Sauna schon gefunden?“
„Ich habe noch gar nicht danach gesucht.“
Der Kommissar wählte eine weitere Nummer. Emilie Schrader meldete sich sogleich.
„Frau Schrader, kann es sein, dass Ihr Chef freitagabends regelmäßig in die Sauna ging?“
„Ja, das kann ich mir gut vorstellen, auch wenn er in der Firma nie erzählt hat, was er privat machte. Jedenfalls habe ich für ihn mal Saunahandtücher und ein spezielles Aufgussmittel bestellen müssen. Ich erinnere mich, dass er sehr von Minze als Aufguss geschwärmt hat.“
„Dann wissen Sie vermutlich auch nicht, welche Sauna er besuchte?“
Emilie Schrader konnte dem Kommissar nicht weiterhelfen. Aber dennoch ahnte Simarek, dass er auf der richtigen Spur war. Wenn sich Schmidtbauer tatsächlich mit einem Aufguss selbst ins Jenseits befördert hatte, dann musste jemand sehr genau über die Gewohnheiten des Unternehmers Bescheid gewusst haben. Im Kopf des Kommissars formte sich ein möglicher Tathergang. Wahrscheinlich war, dass Schmidtbauer regelmäßig eine Sauna besuchte, in der er für sich alleine war. Und der Mörder wusste genau, wo und wann das war, nämlich freitags zwischen zweiundzwanzig Uhr und Mitternacht. Jetzt musste der Mörder Schmidtbauer nur noch dazu bringen, einen Blausäure-Aufguss zu machen und schon war er am Ziel. Wie er das bewerkstelligt hatte, da gab es wohl mehrere Möglichkeiten. Aber dass es so war, daran zweifelte Robert Simarek nicht mehr. Und auch Fabio Trulli fand die Theorie seines Chefs sofort plausibel.
„Bleibt nur noch ein Problem“, stellte er fest. „Wie finden wir jetzt diese Sauna? Die kann ja überall im Saarland sein.“
„Stimmt…“, bestätigte Simarek und grinste seinen Assistenten vielsagend an.
„Och nö…, du meinst, ich soll jetzt alle Saunalandschaften im Saarland durchtelefonieren? Commissario, das ist öde und dauert. Das sind bestimmt… äh, ganz viele.“
„Ist aber nicht zu ändern. Kannst dir ja ’nen flotten Reim dazu ausdenken. Und noch was, ruf auch mal in dem Pflegeheim an und frag nach, was mit Marius’ Mutter ist. Vielleicht sollten wir die auch noch besuchen. Und schick die Kriminaltechniker doch zu Wolfgang Bergmann, die sollen seinen Landrover noch untersuchen, sicher ist sicher.“
Simarek wusste selbst nicht, warum er diese letzte Anweisung gab. Irgendetwas sagte ihm, er solle auf Nummer sicher gehen.
„Äh, Cheffe?“ Fabio versuchte einen besonders gequälten Gesichtsausdruck.
„Was ist noch?“
„Machst du eigentlich auch was?“
Das Fax aus Köln war am Morgen gekommen, die Leiche von Gesine Mollet von der Kölner Rechtsmedizin freigegeben. Nun sollte sie zur Bestattung nach Saarlouis überführt werden. Simarek hatte gleich, als er die amtlichen Zeilen aus Köln las, das Bedürfnis verspürt, Gesines Eltern noch einmal aufzusuchen. Auch wenn Gesines Tod keinen Anlass für Ermittlungen der Mordkommission gab, so sah er in der Beziehung zwischen ihr und Schmidtbauer doch ein wesentliches Puzzleteil zum Verständnis des gesamten Falles. „Mag er mich auch noch auf dem Gewissen haben“, hatte Gesine in ihrem Abschiedsbrief geschrieben. Das legte nahe, dass Gesine Mollet tief in die Vergangenheit von Alfons Schmidtbauer eingedrungen war und Dinge wusste, die sich ihm und Trulli bislang nicht erschlossen hatten. Was hieß „auch noch“? Vielleicht wusste Simone Richter, die Psychotherapeutin, mehr, als sie bislang erzählt hatte. Er würde auch sie noch einmal gezielter befragen müssen, jetzt da es neue Erkenntnisse über Schmidtbauers Leben gab. Vielleicht hatte Gesine gewusst, was es mit Schmidtbauers Hundezucht und den Besuchen bei Marius’ Mutter auf sich hatte. Vielleicht hing das alles aber auch überhaupt nicht miteinander zusammen, und der Schlüssel zum Mord an Schmidtbauer lag an ganz anderer Stelle und der Fall viel einfacher. Er musste dringend die vielen losen Fäden dieses Falles in seinem Kopf sortieren. Er beschloss, dies am Abend mit einem ausgiebigen Besuch in der Badewanne zu verbinden. Jetzt aber standen zunächst Erna und Gabriel Mollet noch
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