Ein nackter Arsch
Duchene brauchte in dieser Phase der Ermittlungen einfach nur das Gefühl, dass der Fall in den richtigen Händen lag. Gut, dass er sich für den Radiowecker entschieden hatte, dachte Simarek noch, so wusste er wenigstens, was der Tag für ihn bereithielt. Wenigstens dachte er das, während er in seine Klamotten stieg und an seiner Hose ein paar Waldspuren vom Vortage feststellte. Eine Wäsche würde der Hose guttun, aber die konnte sie frühestens am Abend erwarten. Simarek wartete immer so lange, bis der Kleiderschrank leer war, bevor er die Waschmaschine füllte. Dieser Zeitpunkt war nun wieder erreicht.
Als Simarek das Kommissariat betrat, wurde ihm schnell klar, dass er sich geirrt hatte. Er wusste nicht, was der Tag bringen sollte.
„Ich habe gerade einen Wagen zu Bergmann geschickt. Wir nehmen ihn vorläufig fest“, erklärte Fabio einem sichtlich verdutzten Kommissar. „Der Wagen von Bergmann war zwar blitzblank, aber wir haben Haare gefunden. Die DNA-Analyse haben wir über Nacht schon bekommen. Die Haare gehören eindeutig zu Schmidtbauer.“
„Ups, da hat Wolfgang Bergmann jetzt ein Problem“, stellte der Kommissar fest, dem allerdings klar war, dass Haare in einem Auto allein nichts beweisen konnten. Dazu gab es zu viele Möglichkeiten, wie die dorthin gekommen waren. Aber auffällig war der Fund trotzdem. Sollte sein Instinkt diesmal versagt haben?
„Wir erwarten Bergmann innerhalb der nächsten Stunde hier. Ich nehme an, du willst das Verhör selbst führen, Commissario?“, fragte Fabio und erntete ein Nicken von Simarek. „Und vorher kann ich dir noch schnell erzählen, was wir noch alles haben.“
Auch dazu nickte der Kommissar nur. Fabio berichtete von seinen Recherchearbeiten. Er hatte rund fünfzig Saunabetreiber angerufen, ohne Ergebnis. Niemand kannte Schmidtbauer oder wollte ihn kennen. Ohnehin hätten nur ganz wenige Saunen nach zweiundzwanzig Uhr, also zur fraglichen Todeszeit, noch geöffnet. Auch der Anruf im Blieskasteler Pflegeheim, in dem die Mutter von Marius wohnte, hatte wenig erbracht. Ja, man habe Schmidtbauer gekannt, da er ja regelmäßig die Frau besucht habe, aber in welchem Verhältnis er zu ihr stand, wisse man nicht. Und die Patientin sei leider mit ihren sechzig Jahren schon so dement, dass ein Besuch bei ihr wohl kaum aufschlussreich sein würde. Aber immerhin habe Michelle Huppert bei ihren Recherchen in Forbach etwas herausbekommen.
„Michelle war schnell. Und tat uns kund, Erfolg mit Hund. Okay, okay.“ Als Fabio das Gesicht des Kommissars sah, schaltete er sofort um. „Schmidtbauer war tatsächlich beim Hundeverein Forbach Mitglied. Die haben Schäferhunde und Dobermänner, heute noch. Im Vereinshaus hängt sogar eine Biografie von Karl Friedrich Louis Dobermann. Weißt Du, dass der eigentlich Tobermann hieß? Na egal. Was viel wichtiger ist: In den alten Vereinsunterlagen gibt es sogar noch zwei Fotos von Schmidtbauer. Eins zeigt ihn mit einem Dobermann. Da hat er gerade einen Preis für Rassehunde gewonnen. Ein anderes zeigt ihn mit drei anderen Vereinsmitgliedern.“
„Weiß man, wer die anderen sind?“
„Ja, das stand hinten drauf auf dem Foto. Sie heißen Peter Conrad, Jacques Desgranges und Pierre Duvall. Meinst du, es hat Sinn, nach diesen Leuten zu suchen?“
„Weiß man auch, warum Schmidtbauer den Verein damals verlassen hat? Gibt es Vorstandsprotokolle oder so was Ähnliches? Leute, die sich in Hundevereinen engagieren, sind doch bestimmt ordentlich.“
„Gibt es trotzdem nicht. Alles, was vor 1970 war, haben die nicht mehr, weil es angeblich einem Wasserschaden zum Opfer gefallen ist. Nur die Ordner mit Eintritten und Austritten existieren noch. Deshalb wissen die auch, dass Schmidtbauer den Verein im Juni 1964 verlassen hat. Michelle sagte, der Vorsitzende sei auch schon über sechzig. Und der meinte sich zu erinnern, dass Schmidtbauer damals Streit hatte. Mit wem und worum es ging, wusste er aber nicht mehr. Ach, und Lisette Bouvier war auch im Verein. Sie ist auch im Juni 1964 ausgetreten.“
„Und hat dann zwei Monate später Alfons Schmidtbauer geheiratet. Das klingt merkwürdig, aber ob uns das weiterbringt? Das ist doch alles schon ziemlich lange her.“
Fabio zuckte mit den Schultern. „Na ja, eine heiße Spur scheint das nicht zu sein. Aber offensichtlich war Schmidtbauer schon damals kein angenehmer Zeitgenosse. Überall, wo man auf ihn trifft, gab es Streit und Ärger.“
„Wie hießen noch mal die drei anderen auf
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