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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ich, er würde mir auch was besorgen!«
    Die Faust fuhr mit dem gleichen ungebremsten Schlag aus, den er schon kannte.
    Tillotson, bei dem größere Vertrautheit offensichtlich die Reflexe geschärft hatte, schaffte es, sich zu ducken, und der Schlag erwischte ihn an der Schläfe. Trotzdem taumelte er ein paar Schritte rückwärts, und als er sich wieder erholt hatte, war die Schlägerin schon verschwunden. Diesmal vermied Dalziel es tunlichst, sich hineinziehen zu lassen.
    »Warum hat sie Ihnen eigentlich im ›Lady Hamilton‹ eine verpasst?« Irgendwie war es ihm nie gelungen, diese Frage unterzubringen.
    »Aus ziemlich genau demselben Grund«, antwortete Tillotson und tastete seinen Kopf vorsichtig nach einer Wunde ab. »Sie sagte, es sei ekelhaft, insbesondere weil Conrad, ihr Stiefvater, es auch mit Mrs. Greave getrieben hat. Ich sagte, ich könne ihm das nicht übelnehmen, ich selbst hätte auch nichts dagegen, und peng!, schon lag ich flach.«
    »Sie meinen, Sie wussten es? Sie wussten es alle? Das mit Nigel und Conrad und Annie? Dann müssen Sie doch auch geahnt haben, was passiert war, als Annies Leiche gefunden wurde?«
    »Gewiss!«, sagte Tillotson. »Man muss kein Kripobeamter sein, um darauf zu kommen. Nigel wird doch nichts geschehen, oder? Er ist doch noch ein Kind. Stellen Sie sich vor, was wir heute eingenommen haben! Wir haben es gerade in der Küche zusammengezählt. Wollen Sie die Zahlen sehen?«
    »Verschwinden Sie!«, sagte Dalziel. »Gehen Sie mir aus den Augen!«
    Er ging nach oben, um zu packen. In der Halle kam er an Ellie vorbei, die ihn aus der Ecke, in der sie saß, feindselig anstarrte. Sie wechselten kein Wort.
    Bevor er sein eigenes Zimmer betrat, ging er ein paar Schritte weiter und klopfte an Herewards Tür. Als niemand antwortete, spähte er hinein. Der Kopf des Alten lag auf dem Kissen, auch in Ruhe noch majestätisch. Er atmete tief und gleichmäßig. Es tut gut, ihn so friedlich zu sehen, dachte Dalziel, während er sich näherte.
    »Das Ganze tut mir sehr leid, Herrie«, sagte er. Schlafende und Tote konnte man leicht um Verzeihung bitten. Er wandte sich zum Gehen, doch da flatterten die Augenlider des Alten, und sein dünner Tenor piepste fast unhörbar.
    Ein Leben im Geiste ist wohl ein fein’ Ding,
    aber Mönch sein, das geht nicht mit einem Ring.
    Dann setzte das gleichmäßige An- und Abschwellen seines Atems wieder ein.
    Als Dalziel mit seinem Koffer nach unten kam, warteten Pascoe und Ellie schon auf ihn. Pascoe sagte ihm, dass Bonnie mit Balderstone weggefahren sei.
    »Hat sie was gesagt?«, fragte Dalziel sinnloserweise.
    »Nein.«
    Die ersten fünf Kilometer legte das Trio schweigend zurück. Dann sagte Ellie plötzlich: »Wahrscheinlich sollten wir Ihnen gratulieren.«
    »Wozu?«, fragte Dalziel.
    »Weil Sie mit fliegenden Fahnen bestanden haben. All diese Versuchungen, sich wie ein menschliches Wesen zu verhalten, und trotzdem haben Sie es geschafft, sich selbst treu zu bleiben. Der Schutzheilige der Polizisten ist bestimmt stolz auf Sie. Sie haben die Wahrheit gesagt und dem Teufel ein Schnippchen geschlagen.«
    »Aye«, knurrte Dalziel. »Es freut mich, dass das Eheleben Sie milde gestimmt hat.«
    Boshaft stieg er aufs Gas, und der Wagen schoss voran. Pascoe, der im Fond saß, rammte Ellie, die vorne saß, die Knie in den Rücken, halb als Vorsichtsmaßnahme, halb als Warnung. Dabei ging ihm durch den Kopf, dass er in seiner Ehe wahrscheinlich noch oft Gelegenheit zu solchen Warnungen haben würde. Seine Chancen, mit vierzig irgendwo Polizeipräsident zu sein, schätzte er nicht sehr hoch ein.
    »Da gibt es aber noch ein paar Sachen, die ich nicht verstehe«, sagte er mit einer Stimme, die Ellie als seinen Reden-wir-über-etwas-anderes-Ton bezeichnete.
    »Ich auch nicht«, sagte Ellie.
    Doch Pascoe ließ sich dadurch nicht beirren.
    »Dass Nigel wegrennt und dann zurückkommt und sich im Haus versteckt, wozu das Ganze? Sie wollen mir doch nicht einreden, dass seine Mutter das nicht wusste.«
    »Nein«, sagte Dalziel. »Aber der alte Herrie wusste es zuerst nicht. Wir wären auf der Suche nach dem Jungen fast abgesoffen, deshalb tat Bonnie so, als hätte er sich gemeldet, um zu sagen, dass es ihm gut geht. Gute Reaktion. Irgendjemand hat angerufen, wahrscheinlich Spinx, und da hat sie auf die Gabel gedrückt und so getan, als spräche sie mit Nigel.«
    Sein Ton drückte Bewunderung aus.
    »Ja. Aber warum?« Pascoe ließ nicht locker. »Und warum hat Annie Greave

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