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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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seinen Enkel zu schützen? Und wie weit hätte Nigel ihn gehen lassen?
    Pascoe vermutete auch in dem Jungen etwas von der ausgeprägten Ader rigorosen Eigennutzes, die sowohl seinen Bruder als auch, wie man hörte, seinen Vater kennzeichnete.
    »Und was ist mit Mr. Spinx?«, fragte Balderstone jetzt weiter. »Hatte Annie ihn nicht angerufen und gebeten, sie mitzunehmen?«
    Pascoe fragte sich, ob Dalziel ihm seine Theorie erklärt hatte oder ob Balderstone von sich aus zum selben Schluss gekommen war.
    »Über Mr. Spinx weiß ich gar nichts«, sagte der Junge energisch.
    »In Ordnung, mein Sohn«, sagte Balderstone völlig unerwartet. »Das reicht vorläufig. Mrs. Fielding, wir müssen Nigel mit aufs Revier nehmen, das verstehen Sie sicher. Sie dürfen ihn begleiten, so wie Sie, oder Ihr Rechtsbeistand, auch bei jeder zukünftigen Vernehmung dabei sein dürfen. Vielleicht möchten Sie für den Jungen ein paar Sachen für heute Nacht zusammenpacken.«
    Als Bonnie zur Tür hinausging, trat Cross ein.
    »Ich habe eine Art Aussage von dem alten Herrn«, sagte er. »Was der zusammenredet! Der Arzt ist jetzt da und hat ihm ein Beruhigungsmittel gegeben. Ich habe mir gedacht, wir haben ja genügend Zeit, es später noch mal mit ihm zu versuchen, wenn er wieder mehr er selbst ist.«
    »Ja«, sagte Balderstone. »Mehr als genug Zeit. Würden Sie Nigel bitte zu meinem Wagen bringen, Sergeant?«
    Der Junge wandte sich an der Tür um und sagte sehr förmlich: »Gute Nacht.«
    »Pass auf dich auf, mein Sohn«, sagte Dalziel. »Übrigens, Sergeant Cross, was ich Sie schon die ganze Zeit fragen wollte, haben Sie Ihren Hühnerdieb eigentlich erwischt?«
    »Nein, Sir«, antwortete Cross.
    »Wir haben heute Abend Huhn serviert. Irgendwas sagt mir, dass Papworth das organisiert hat. Wir haben nicht herausfinden können, wo er war in der Nacht, als Mrs. Greave verschwand. Und in seinem Zimmer stinkt’s. Wenn ich Ihnen diesen Hinweis geben darf.«
    »Danke«, sagte Cross und führte den Jungen hinaus.
    »Nun, Sir, damit scheint die Sache erledigt«, sagte der Chief Inspector. »Es hat mich überrascht, dass die Mutter so kooperativ war, aber es sieht so aus, als bekämen wir noch ein schönes, detailliertes Geständnis, unterschrieben und versiegelt, bevor wir schlafen gehen.«
    »Das ist gut für die Seele«, meinte Dalziel. »Worauf tippen Sie – Totschlag?«
    »Dieses Urteil überlasse ich anderen«, sagte Balderstone. »Kommen Sie morgen vorbei, Sir, damit wir auch Ihre Aussage zu Protokoll nehmen können? Und dann heißt’s wohl ab nach Hause.«
    »So ist es«, sagte Dalziel. »Montagmorgen, Punkt acht.«
    »Na, dann. Tut mir leid, wie sich alles entwickelt hat, das Ganze hier«, sagte Balderstone mit einer unbestimmten Geste. »Sagen Sie Mrs. Fielding, wir warten im Wagen.«
    Er ging, und Pascoe trat vom Erker ins Zimmer.
    »Sie sind ja noch immer da«, knurrte Dalziel.
    »Sie wissen doch, dass meine Schwiegereltern mit meinem fahrbaren Untersatz nach Hause gefahren sind. Vielleicht sollte ich Balderstone bitten, mich mitzunehmen.«
    »Nein. Der ist schon voll. Sie kommen mit mir. Ich packe nur mein Zeugs zusammen.«
    »Sie fahren schon?«, fragte Pascoe erstaunt. Diplomatische Gesten dieser Art gehörten normalerweise nicht zum Repertoire seines Chefs.
    »Ich kann ja wohl schlecht hierbleiben, oder? Nicht nach … na ja, und so heißt’s zurück zu ›Lady Hamilton‹. Passt ja auch ganz gut. Dort hat alles angefangen. Da fällt mir ein …«
    Er steckte den Kopf aus der Tür und rief: »Charley!«
    Gleich darauf erschien Tillotson. Und mit ihm Louisa. Alles in allem, dachte Dalziel bei der Betrachtung des Effekts, den die beiden fast identischen Seidentuniken auf ihre Träger hatten, ist Tillotson der Kurvenreichere von den beiden.
    »Ist es wirklich wahr?«, fragte Charley. »Dass Sie Nigel verhaftet haben, meine ich.«
    »Ja«, sagte Dalziel. »Es tut mir leid.«
    »Armer kleiner Kerl«, sagte Louisa. »Ich hab dir doch gesagt, es kommt nichts Gutes dabei heraus.«
    »Aber das konntest du nun wirklich nicht vorhersehen!«, protestierte Tillotson.
    »Nicht genau. Aber ich konnte zumindest
etwas
vorhersehen, und das ist mehr, als du von dir behaupten kannst. Du brauchst nämlich viel zu lange, um über deine eigene blöde Spitznase hinauszusehen!«, fuhr Louisa ihn an.
    »Mach dich nicht lächerlich, Lou«, sagte Tillotson. »Hank hat Nigel doch nur ein bisschen was fürs Bett besorgt. Mein Gott, manchmal wünschte

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