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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ich eigentlich nie zu Gesicht bekommen. Es war die tödliche Langeweile des Ganzen, darum wollte ich weg. Nicht sehr modern. Ein paar Jahre nach dem Krieg habe ich ein Buch über meine Erlebnisse geschrieben. Was Leichtes, Komisches, hat sich beim gewöhnlichen Publikum ganz gut verkauft, aber bei der Intelligenz war ich damit für die nächsten zehn Jahre unten durch. Schon damals habe ich ein paar Eliot-Verrisse publiziert, das hat zwar ein bisschen was geholfen, trotzdem haben sie mir bis in die Fünfziger mehr oder weniger die kalte Schulter gezeigt. Danach war es nur mehr eine Frage des Überlebens. Lange genug durchhalten, dann wird man unweigerlich ein Großer Alter Mann. Wie die Aufsätze, die Paul Pennyfeather in der S
chiefen Ebene
aufgibt. Die Länge wird belohnt, nicht die Schreibkunst.«
    Wieder lachte er, ein Lachen gleich einer Reihe von Knacklauten, wie ein Schlagstock, der ein Metallgeländer entlangrattert.
    Dalziel überlegte, ob er ihn Satz für Satz ausführlich erklären lassen sollte, was er soeben gesagt hatte, entschied sich aber dagegen, mit der Begründung, dass der bedauernswerte Alte wahrscheinlich gar nicht anders konnte.
    »Sie machen sich also nicht allzu große Sorgen um den Jungen?«
    »Insofern, als er zu vernünftig ist, willentlich etwas zu seinem eigenem Schaden zu tun, nein. Aber wie Sie schon sagten, das Wetter ist schrecklich, und darüber hinaus leben wir in unruhigen Zeiten, Mr. Dalziel. Die Nachkriegszeit ist eine Zeit der Unausgeglichenheit, der Gewalt. Frauen und Kinder können nicht mehr gefahrlos die Gegend durchstreifen wie in meiner Knabenzeit. Selbst die Polizei behelligt einen mehr, als sie einen schützt.«
    »Es ist ein schwerer Beruf«, sagte Dalziel sanft.
    »Kann man wohl sagen. Man tut sich dort wirklich schwer, eine Antwort auf die Welle der Kriminalität zu finden.«
    »Ach, die Antwort ist einfach«, sagte Dalziel. »Erhöhen Sie den Benzinpreis auf zwei Pfund, verhängen Sie eine Ausgangssperre zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang, und deportieren Sie Berufsverbrecher nach Manchester.«
    Das war ein Witz für Leute aus Yorkshire. Fielding fand ihn nicht sehr amüsant.
    »Die Antwort liegt im menschlichen Geist und nicht auf den Autobahnen«, sagte er tadelnd. »Hat Bonnie schon einen Suchtrupp für Nigel organisiert? Nein, Sie haben ja gesagt, sie sind in einer Besprechung. Besprechung! Da sehen Sie, wie dieses Haus geführt wird, Mr. Dalziel!«
    Dalziel fühlte sich bemüßigt, Bonnie Fielding zu verteidigen.
    »Dieser Pappy bekam den Auftrag, Ausschau zu halten. Wie’s aussieht, hat der Junge das Ruderboot genommen.«
    »Das wird ja immer schlimmer«, ereiferte sich der Alte. »Papworth, dieser Trottel, ist absolut unzuverlässig. Kommen Sie, suchen wir ihn, dann werden Sie schon sehen.«
    Er trank sein Glas aus und marschierte los. Dabei legte er ein Tempo vor, dass Dalziel mit seinen geborgten Hausschuhen auf dem teppichlosen Fußboden nur so hinter ihm herschlappte.
    Dalziel blieb in der Halle stehen, als er erregte Stimmen aus dem Obergeschoss hörte.
    Jemand, es klang wie Bertie, schrie wütend, und im Hintergrund mischten sich andere Stimmen in dieses Geschrei.
    »Na los!«, kommandierte Fielding, verärgert über die Verzögerung, und Dalziel folgte ihm gehorsam durch eine Tür, die in einen neuen Gebäudeteil mit engeren Fluren führte, die wohl in früheren Zeiten zum Dienstbotentrakt geführt hatten.
    Fielding schritt kräftig aus, bis er eine Tür erreichte, an die er gebieterisch klopfte. Dann, ohne auf Antwort zu warten, riss er sie mit einer Forschheit auf, die ihm Dalziels professionelle Bewunderung einbrachte.
    Das Zimmer sah aus, als sei es mit Restposten aus Armeebeständen eingerichtet. Das Metallbett war mit einer Akkuratesse gemacht, die förmlich nach Inspektion schrie, und die Gegenstände auf dem Nachttisch – Aschenbecher, Wecker und eine Schachtel Streichhölzer – waren an den Ecken eines gleichschenkligen Dreiecks platziert.
    Pappy war nicht da, und aus einem beinahe automatischen Reflex heraus betrat Dalziel den Raum und öffnete den Metallschrank. Darin hingen ein paar Jacken und ein alter, doch gut erhaltener schwarzer Anzug.
    Er blickte sich um und bemerkte, dass Fielding ihn mit einem seltsamen Blick beobachtete. In das Zimmer eines Hausangestellten einzudringen war offensichtlich in Ordnung, es zu durchsuchen nicht mehr so ganz.
    »Also, hier ist er nicht«, sagte Dalziel.
    »Nein. Ich bezweifle auch, dass

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