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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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er viel Zeit im Kleiderschrank zubringt.«
    »Vielleicht ist er ja draußen auf der Suche.«
    »Ha!«, schnaubte Fielding und stapfte wieder los. Dalziel warf einen Blick aus dem Fenster, dann folgte er ihm. Es regnete noch immer, und der mit kleinen Steinen gepflasterte Hof vor dem Haus stand zentimeterhoch unter Wasser, so dass er aussah wie Grieß. Zum zweiten Mal, seit er dieses Haus betreten hatte, fühlte er sich physisch gestutzt.
    Fielding klopfte gerade an eine andere Tür, nicht so herrisch diesmal und ohne den Knauf zu drehen. Die Stimme einer Frau antwortete von drinnen.
    »Wer ist da?«
    »Mr. Fielding. Es tut mir leid, Sie zu stören, Mrs. Greave, aber ich suche Papworth. Wissen Sie, wo er ist?«
    Es dauerte einen Augenblick, bis die Tür von einer Frau um die vierzig geöffnet wurde. Sie hatte wache Augen, und ihr purpurrot gefärbtes Haar verlieh ihr, zusammen mit dem grünen Morgenmantel, den sie sich eng um den Körper geschlungen hatte, das Aussehen einer Mohnblume im Kornfeld. Auf ihre dreiste, auffällige Art war sie gar nicht unattraktiv.
    »Ich habe mich gerade ein bisschen hingelegt.« In ihrer Stimme lag mehr Anklage als Aufschluss.
    »Es tut mir leid«, wiederholte Fielding. »Wissen Sie, wo Papworth ist?«
    »Nein«, sagte die Frau und gähnte. Schöne Zähne in einem feuchten rosa Mund. Ihr Blick flatterte kurz zu Dalziel hin, der sie von ihren nackten Füßen bis hinauf zur leuchtenden Unordnung ihrer Haare gründlich und mit grotesker Anzüglichkeit musterte. Diese Anzüglichkeit war so offensichtlich, dass sich jemand Geringeres als Dalziel damit der Lächerlichkeit preisgegeben hätte. Mrs. Greave verzog angewidert den Mund und sagte: »Ich habe keine Ahnung, tut mir leid. Ich muss mich jetzt aber langsam ums Abendessen kümmern, wenn Sie mich entschuldigen würden.«
    Sie schickte sich an, die Tür zu schließen, doch Dalziel lehnte sich vor und streckte seinen Bauch in die Öffnung. Das war nicht so plump, wie den Fuß zwischen Rahmen und Tür zu stellen.
    Er zog geräuschvoll die Luft ein und sagte: »Brennt da was?«
    Die Frau wandte sich halb um, dann drehte sie sich schwungvoll wieder zurück, um Dalziel den Eintritt zu verwehren.
    »Nein«, sagte sie und warf die Tür so heftig zu, dass Dalziel zurückspringen musste, um eine Kollision zu vermeiden. Doch er schmunzelte in sich hinein, als sie weitergingen. Er war immerhin so weit vorgedrungen, dass er den Herrenschuh aus Wildleder sehen konnte, der auf dem Boden lag. Er sah nass aus.
    »Das ist also die Köchin?«, fragte er.
    »Angeblich«, sagte Fielding trocken. »Was da so verbrannt gerochen hat, wie Sie sagen, war wahrscheinlich unser Abendessen.«
    Dalziel lachte. Dieser Haushalt wurde wahrhaftig von Minute zu Minute interessanter. Der Mann im Zimmer der Frau konnte nur Papworth gewesen sein. Suchte sich vielleicht gerade ein Schlupfloch. Und wer sollte es ihm verdenken, wenn dieser alte Pedant durch die Gänge streifte? Obwohl, seit wann musste man sich zum Verstecken die Schuhe ausziehen?
    »Papworth bumst sie, oder?«, fasste er seine Überlegungen in Worte.
    »Wen?«
    »Mrs. Greave. Die Köchin.«
    Fielding lachte wieder.
    »Ich hoffe nicht«, sagte er. »Sie ist seine Tochter.«
    »Seine Tochter?«, echote Dalziel. »Sind Sie sicher?«
    »Niemand kann sich seines Vaters jemals sicher sein«, meinte Fielding. »Wir glauben, was man uns erzählt, nicht wahr? Kommen Sie. Vielleicht finden wir ihn in der Halle.«
    Es sah so aus, als würde sich die Jagd nach Papworth bei dem Alten zu einer Obsession auswachsen. Dalziels Eifer war schon geschwunden, einerseits weil er seine Theorie über den Verbleib Papworths noch immer nicht ad acta gelegt hatte (ein Mann konnte doch schließlich seine Tochter in ihrem Schlafzimmer besuchen, oder?), andererseits und hauptsächlich jedoch, weil Fielding nun vorschlug, in den überfluteten Hof hinauszugehen.
    »Warten Sie«, sagte er. »Wo gehen wir hin?«
    »Nur da hinüber«, sagte Fielding und zeigte auf ein langgestrecktes Gebäude mit einem hohen Dach, das aus dem Haupthaus herauswuchs und aussah, als hätte es früher einmal den Pferdestall beherbergt.
    Doch angesichts des allgemeinen Verfalls des Hauses überraschte es, dass dieser spezielle Trakt den Eindruck erweckte, als habe sich erst vor kurzem jemand daran zu schaffen gemacht.
    Ein an die Wand gelehntes Schild mit der Aufschrift
Bauunternehmen Gibb & Fowler, Orburn
bestätigte diesen Eindruck.
    »Das hat doch eine

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