Ein nasses Grab
ich gesagt, wenn Sie jetzt nicht zahlen, war’s das.«
»Verstehe«, sagte Dalziel und atmete aus. »Sie sagten, Sie wurden informiert.
Wie
wurden Sie informiert?«
Gibb sah unbehaglich drein, dann sagte er in aggressivem Ton: »Durch einen Anruf. Eine Frau, anonym. Normalerweise gebe ich auf so etwas nichts, aber wir hatten uns schon einige Zeit Gedanken über diesen Fielding gemacht. Sie kennen den Typ, kann gut reden, sehr überzeugend, flößt Ihnen das größte Vertrauen ein, bis Sie nach Hause gehen und über die Sache nachdenken. Wissen Sie, was ich meine? Da dachte ich mir, ich stelle ihn auf die Probe und bitte ihn um eine Abschlagszahlung. Na, und da kam er wieder mit seinen Sprüchen daher. Aber er war weit entfernt von seiner üblichen Form, das muss man sagen. Ich meine, normalerweise konnte der einer Nonne die Unterhosen abschwatzen, aber diesmal fehlten ihm irgendwie die Worte. Vielleicht war’s sein Gewissen.«
»Vielleicht«, sagte Dalziel nachdenklich. »Und da haben Sie also die Arbeiten eingestellt. Würden Sie wieder anfangen, wenn Sie Geld sehen würden?«
»Ja«, sagte Gibb, ohne zu zögern. »Ruck, zuck. Wir haben momentan nicht viel zu tun. Das ist überall so. Vor sechs Wochen war ich keine Minute im Büro, jetzt bin ich keine Minute draußen.«
»Sie haben gesagt, ich hätte Glück, Sie anzutreffen«, sagte Dalziel listig.
»Da hab ich noch gedacht, dass Sie ein Kunde sind«, sagte Gibb und grinste ihn mit seinen kaputten Zähnen an. »Warum fragen Sie mich das alles eigentlich? Ist irgendwas los?«
»Eigentlich nicht«, versicherte ihm Dalziel. »Tun Sie mir einen Gefallen, Mr. Gibb, und erzählen Sie nicht herum, dass ich Ihnen Fragen gestellt habe. Man kann nie wissen, vielleicht sind Sie schneller wieder in Lake House an der Arbeit, als Sie denken.«
Das sollte ihn erst mal ruhig stellen, dachte Dalziel im Weggehen. Armer Teufel, muss wahrscheinlich demnächst seinen letzten Rolls-Royce zu Geld machen. Mit großen Schritten ging er die Straße zurück, ziemlich flink für einen Mann seines Umfangs.
Ich bin viel zu dick, dachte er. Ich hab mich gehenlassen. Diese Wampe ist obszön. Die werden einen gewölbten Deckel brauchen für meinen Sarg. Wie bei einem Bräter.
Aber manchmal hatte das auch seine Vorteile. Wie jetzt zum Beispiel, dachte er, während er die Tür der Telefonzelle öffnete, sich hineinschob und den schmächtigen Mann mittleren Alters mit dem schlechtsitzenden Anzug gegen den Münzkasten drückte.
»So, mein Freund«, sagte Dalziel. »Wer, zum Teufel, sind Sie?«
Noch während er sprach, erkannte er den Mann. An dem Abend, an dem Louisa ihn im »Lady Hamilton« attackiert hatte, war dieser Kerl in die Bar gekommen und hatte sich nach dem Tumult erkundigt.
Damals hatte er ihn für einen Journalisten gehalten. Egal, was er war, wahrscheinlich war es diese kurze Begegnung, durch die ihm der Schmächtige gut genug im Gedächtnis geblieben war, dass er ihn bemerkt hatte, als er vorhin aus Bonnies Wagen gestiegen war. Dalziel glaubte nicht an Zufälle, und als derselbe Mann sich in der Nähe der Polizei und anschließend bei der Baufirma herumgetrieben hatte, war eine Nachforschung fällig.
»Was treiben Sie denn, zum Kuckuck?«, empörte sich der Mann. »Lassen Sie mich sofort raus, oder ich rufe die Polizei.«
»Ich bin die Polizei«, ließ Dalziel ihn wissen. »Sie müssen also nicht allzu laut rufen. Warum laufen Sie mir nach? Eine Antwort. Aber zackig, wenn ich bitten darf!«
»Die Polizei? Dann sind Sie das? Das wusste ich nicht. Ich heiße Spinx. Warten Sie.«
Spinx versuchte, in seine oberste Sakkotasche zu fassen, aber Dalziel ging nie ein Risiko ein, und seine große Pranke packte das Handgelenk des Mannes.
»Was haben Sie da?«
»Nur eine Karte«, sagte Spinx jetzt sehr erschreckt.
Dalziel griff in die Tasche, zog eine Visitenkarte heraus und seufzte. Eine schlimme Sache, dieses ewige Misstrauen. Aber es hätte auch eine Rasierklinge sein können.
Alfred Spinx
stand auf der Karte.
Schadenabteilung. Anchor Insurance
.
»Kommen Sie, Alfred«, sagte Dalziel und verließ die Telefonzelle. »Gehen wir ein Stück und plaudern.«
Die frische Luft löste Spinx die Zunge. Er sprach mit einem seltsamen, nicht ganz glaubwürdigen Akzent und einer Ausdrucksweise, als hätte er beides in den dreißiger Jahren im Fernkurs einer drittklassigen Privatschule gelernt.
»Ich bin Versicherungsdetektiv«, sagte er. »Früher habe ich freiberuflich gearbeitet,
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