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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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allgemeine Ermittlungen, wissen Sie. Aber mit Scheidungen können Sie heutzutage nichts mehr verdienen. Wer braucht noch Beweise? Es geht zu wie bei den Zigeunern, zerbrechen Sie einen Topf und rufen Sie dreimal
Ich scheide mich von dir,
und das war’s. Ich habe schon ernsthaft ans Auswandern gedacht, wissen Sie. Bei Gott, das habe ich. Irgendwohin, wo sie die Fahne noch hochhalten.«
    »Sie stehen auf Fahnen?«, fragte Dalziel, der nicht wusste, ob er diesen lächerlichen Winzling ernst nehmen sollte. »Versuchen Sie’s mit Russland. Ich habe mir sagen lassen, dort mögen sie Fahnen. Aber bevor Sie Ihre Fahrkarte kaufen – warum verfolgen Sie mich, Alfred?«
    Spinx blieb stehen und sah Dalziel nervös, aber entschlossen an.
    »Entschuldigen Sie, Mr. … äh …?«
    »Dalziel. Superintendent.«
    »Superintendent. Es wäre mir lieber, Sie würden mich nicht mit meinem Vornamen anreden. Ich habe mich ein bisschen mit Kriminologie beschäftigt und weiß, dass das dazu dient, einen Verdächtigen als Untergebenen zu behandeln und gleichzeitig eine gewisse Vertraulichkeit zu schaffen. Aber Sie wissen ja jetzt, wer ich bin, und ich würde es vorziehen, mich von gleich zu gleich zu unterhalten. Schließlich sind wir ja fast so etwas wie Kollegen, Sie im öffentlichen Sektor und ich im privaten.«
    Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus, und Dalziels erster Impuls war, ihn auszulachen. Doch das Ringen des Mannes um Würde war nicht
nur
komisch. Und vor allen Dingen wollte Dalziel Informationen von ihm, und zwar rasch. Eigentlich sollte er schon im Café sein.
    »Es tut mir leid, Mr. Spinx.
Mister
ist schon richtig, oder? Gut. Nur ein paar Fragen, wenn Sie so freundlich wären. An welchem Fall arbeiten Sie denn momentan genau?«
    »An demselben wie Sie, nehme ich an, Superintendent. Dem Tod von Mr. Conrad Fielding.«
    »Was hätten Sie daran für ein Interesse?«
    »Jede Versicherungsgesellschaft prüft größere Schadensansprüche eingehend, das müssen Sie doch wissen. Wir sind wahrscheinlich noch misstrauischer als die Polizei.« Der Stolz in seiner Stimme war unüberhörbar.
    »Und dann kam dieser Anruf«, soufflierte Dalziel.
    »Ja. Darüber wissen Sie natürlich Bescheid. Solche Dinge kann man nicht einfach ignorieren, das verstehen Sie doch, oder?«
    »Erzählen Sie’s mir noch mal«, befahl Dalziel.
    »Gewiss doch. Warten Sie einen Augenblick. Hier ist es ja. Mein Wörterbuch.«
    Er holte ein Notizbuch mit Plastikumschlag aus der Innentasche, blätterte darin, während seine Lippen sich im Takt dazu bewegten und sich schließlich zu einem widerwilligen Kuss zusammenfanden, als er die richtige Stelle erreicht hatte.
    »Da haben wir’s. Der Anrufer war eine Frau. Darauf deutet jedenfalls die mündliche Beweislage hin.
Hallo

    »Was?«, fragte Dalziel.
    »Das bin ich«, klärte Spinx ihn auf. »Ich habe das ganze Gespräch.
Hallo!
Dann sagte sie:
Haben Sie vor, die Versicherung von Conrad Fielding auszuzahlen? Also, ich würde das nicht tun.
Dann sagte ich:
Hallo!
Ich versuchte, Zeit zu schinden, Sie verstehen.
Wer spricht denn da?
Sie sagte:
Das tut nichts zur Sache. Fragen Sie sich nur einmal, was ein Mann in seinem Zustand auf einer Leiter zu suchen hat
. Ich sagte:
Hallo!
Und sie legte auf.«
    Er schlug das Buch zu und blickte Dalziel erwartungsvoll an, wie ein Hund, der darauf wartet, getätschelt zu werden. Der Dicke streckte die Hand aus und rupfte ihm das Notizbuch aus der Hand.
    »Wollen doch mal sehen«, sagte er und öffnete es. »Menschenskind! Was ist das denn? Ägyptisch?«
    »Nein«, antwortete Spinx voll Stolz und spähte dabei auf die Reihe winziger Strichmännchen, die über das Papier wanderten. »Meine eigene Kurzschrift. Ein Code, den ich zur Geheimhaltung entwickelt habe, wissen Sie.«
    »Diese Aufgabe erfüllt er voll und ganz«, sagte Dalziel und gab ihm das Buch zurück. »Dann haben Sie das der Polizei erzählt, wie es sich für einen braven Bürger gehört, und haben angefangen, sich selbst ein wenig umzusehen. Deswegen waren Sie im ›Lady Hamilton‹, oder? Um die Familie im Auge zu behalten?«
    »Das war mein letzter Versuch. Ich dachte, ein bisschen Beobachtung aus der Nähe würde mich auf eine Spur bringen«, gab Spinx zu. »Hat es aber nicht, und ich habe schrecklichen Ärger mit meinen Spesen. Ich habe nur ein Omelett gegessen, aber die Preise dort sind wirklich ein Skandal.«
    »Sie haben also nix gefunden«, sagte Dalziel mit einem weiteren ungeduldigen Blick auf seine

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