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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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»
Sie
laufen
mir
schon zum zweiten Mal hier über den Weg. Ich weiß nicht, was Sie für ein Recht haben, mich auszufragen, Mister. Halten Sie sich an die Familie. Da können Sie machen, was Sie wollen. Die können Sie meinetwegen alle miteinander besteigen, und mir ist das scheißegal. Aber mich lassen Sie gefälligst in Ruhe.«
    »Verzeihung«, sagte Dalziel mit einem Lächeln. »Wie ich schon sagte, krankhafte Neugier.«
    Papworth setzte sich wieder in Marsch, doch jeder, der Dalziel schon einmal mit seinem sonnigsten Lächeln gesehen hatte, wäre sich im Klaren gewesen, dass die Sache noch nicht ausgestanden war.
    »Aber was ist mit Mrs. Greave?«, grübelte Dalziel laut.
    »Was soll mit ihr sein?«, fragte Papworth unwirsch und blieb stehen.
    »Sie sind noch da? Tut mir leid. Ich habe nur gerade überlegt, ob ich auch Mrs. Greave besteigen könnte? Oder ist sie schon besetzt?«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Papworth, sein braunes Ledergesicht ein einziger Ausdruck des Misstrauens.
    »Ich meine, was ist mit Ihnen und Mrs. Greave? Haben Sie da das alleinige Nutzungsrecht?«
    »Sie ist meine Tochter«, sagte Papworth leise.
    Dalziel lachte. »Und ich bin Ihre verloren geglaubte Schwester Annie«, spottete er. »Kommen Sie, Papworth. Deswegen muss man sich doch nicht schämen. Wir brauchen das alle hin und wieder! Nach einer Weile lässt die Erinnerung halt nach.«
    »Wer eine Wampe hat wie Sie, dem bleibt nur mehr die Erinnerung«, fauchte Papworth. Einen Moment sah es so aus, als hätte er noch sehr viel mehr zu sagen, doch er hatte sich gut im Griff und ging ohne ein weiteres Wort.
    Dalziel sah ihm nach und fuhr dann mit der Inspektion des Saals und der Einverleibung der Fleischpastete fort. Dann holte er sich seinen Regenmantel, ohne jemandem aus dem Hause zu begegnen, und spazierte gemütlich die Straße zum Dorf entlang. Das Pub war noch offen, als er ankam, und es wäre töricht gewesen, die Gelegenheit zu vertun. Der Wirt entpuppte sich als sympathischer, entgegenkommender Trinkgenosse und kenntnisreicher Erzähler von Skandalgeschichten aus der Umgebung. Gestärkt durch Trunk und Information zog Dalziel sich als Nächstes in die Telefonzelle vor dem kleinen Postamt zurück. Auch dort verbrachte er eine aufschlussreiche halbe Stunde.
    Als er energischen Schritts nach Lake House zurückstapfte, überholten ihn drei Autos, jedes mit zwei Männern besetzt. Eines davon fuhr zwar vorübergehend ein wenig langsamer, doch niemand bot an, ihn mitzunehmen. Als er schließlich dreißig Minuten später mit etwas geringerer Energie durch das Wasser am Tor patschte und die Zufahrt hochging, sah er das Trio vor dem Haus stehen.
    Die Gumbelow-Abordnung war eingetroffen.

[home]
    10
    Preisverleihung
    I m Haus ging es hoch her, und der Lärm kam hauptsächlich aus Hereward Fieldings Wohnzimmer. In der Halle traf Dalziel Bonnie. Sie sah sehr verärgert aus, doch ihre Miene erhellte sich, als sie ihn sah. Er hatte zwar keine Ahnung, was er getan hatte, um diese Reaktion auszulösen, doch er merkte, wie er sich in diesem Glanz sonnte.
    »Da sind Sie ja!«, sagte sie.
    »Ich war spazieren«, erklärte er.
    »Gegen so viel überschüssige Energie müssen wir was unternehmen«, meinte sie. »Diese Leute sind angekommen, Sie wissen schon, die mit dem Preis. Aber Herrie hat schon wieder einen seiner Anfälle. Ich dachte, Conrad wäre Weltmeister, aber gegen das hier war er unterste Dorfliga. Könnten Sie vielleicht mit ihm sprechen?«
    »Ich?«, fragte Dalziel. »Sie belieben zu scherzen! Ich kann noch nicht mal mit Tieren umgehen. Außerdem weiß ich die Hälfte der Zeit nicht, wovon der alte Tro … Knabe redet.«
    »Das macht ja einen Teil Ihres Charmes aus«, sagte Bonnie. »Er hat heute beim Mittagessen von Ihnen gesprochen und gemeint, es sei schön, zur Abwechslung jemanden im Haus zu haben, der ungefährlich und normal sei. Ich weiß, es ist viel verlangt, aber vielleicht könnten Sie ihm zu verstehen geben, dass Sie es doof fänden, gutes Geld auszuschlagen. Kann sein, dass er auf Sie hört.«
    Dalziel ließ sich ins Wohnzimmer führen und sinnierte dabei über das
ungefährlich
und
normal
nach. Von den Leuten, die ihn kannten, hätten sicher nur wenige diese Adjektive auf ihn angewandt. Aber dass der Alte ausgerechnet das Wort
ungefährlich
gewählt hatte, war bemerkenswert.
    Der Raum wirkte überfüllt. Alle Leute schauten zum Erkerfenster, vor dem in ebenso trotziger wie furchtsamer Pose der alte Fielding

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