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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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genug hatte von der Abbott-und-Costello-Show.«
    »War aber nicht sehr nett von Penitent,
ihn
hier auszusetzen«, sagte Dalziel und wies auf das schnarchende Negerlein.
    »Was sollen wir mit ihm machen?«, fragte Tillotson. »Wir können ihn ja nicht die ganze Nacht hier liegen lassen.«
    »Dann willst du ihm also dein Bett überlassen?«, spottete Bertie.
    »Steckt ihn in Mrs. Greaves Zimmer«, sagte Dalziel. »Die kommt nicht wieder.«
    »Und schließlich gehört ein Schwarzer auch in den Dienstbotenflügel«, meldete sich Bertie zu Wort. Er sah jetzt wieder gesünder aus, und auch seine Gemeinheit war auf dem Wege der Besserung.
    »Ein Bett ist ein Bett«, sagte Dalziel, der sich darauf nicht einlassen wollte.
    »Ein liberaler Polizist! Aber stellen Sie sich mal vor, es ist das Bett Ihrer Schwester, Dalziel. Was wäre dann?«
    »Mir persönlich«, sagte Dalziel, »wär’s auch egal, wenn ein geiler Ziegenbock ins Bett meiner Schwester springen würde. Kommen Sie, Charley, mein Bester, packen Sie mal an.«
    Gemeinsam packten sie Arkwright unter den Achseln, hievten ihn von seinem Tonbandgerät und schleiften ihn über den Flur in Mrs. Greaves Zimmer, wo sie ihn aufs Bett fallen ließen, ihm Krawatte und Schuhe auszogen und ihn mit einer Patchworkdecke zudeckten. Dann zogen sie sich auf Tillotsons Vorschlag in die Küche zurück, wo der junge Mann um den relativ geringen Preis einer zerschlagenen Tasse und einiger minder schwerer Verbrennungen eine Kanne Kaffee kochte.
    Dalziel sah auf die Uhr. Es war noch nicht spät, erst Viertel nach neun, doch er gähnte bereits.
    »Müde?«, fragte Tillotson teilnahmsvoll und schenkte ein.
    »Ein bisschen«, antwortete Dalziel. »Es war ein schwerer Tag. Oder ein Tag voller Überraschungen, und die sind immer schwer zu verkraften. Je älter man wird, desto weniger macht man sich aus Überraschungen.«
    »Ich mag auch keine Überraschungen«, bemerkte Tillotson traurig.
    »Nicht? Na ja, Sie sind wenigstens noch jung genug, dass Sie spielend damit fertig werden. Wie viel Geld haben Sie da reingesteckt?«
    »Ein paar Hunderter«, sagte Tillotson. »Nicht viel, aber alles, was ich habe.«
    »Das ist genug. Alles, was Sie haben, ist wirklich genug«, bestätigte Dalziel. »Wie stehen Sie denn da?«
    »Wie bitte?«
    »Ich meine, was für Abmachungen haben Sie denn? Anteile? Oder einen Gesellschaftsvertrag? Was für eine Art von Investition war das?«
    »Macht das einen Unterschied?«
    Dalziel verdrehte die Augen und kratzte sich die Kehle.
    »Also«, sagte er, »Liebe ist eine Sache, aber Geschäft ist etwas ganz anderes. Natürlich macht es einen Unterschied. Bei der einen Variante verlieren Sie nur, was Sie investiert haben, wenn das Ganze den Bach runtergeht. Bei der anderen kann man Sie mit haftbar machen, wenn das Ding bankrottgeht, und das könnte bedeuten, dass Sie noch mehr Geld auftreiben müssen. Kapieren Sie das? Es kommt darauf an, was Sie unterschrieben haben.«
    »Oh, ich habe nichts unterschrieben«, sagte Tillotson. »Ich habe Conrad, Mr. Fielding, nur einen Scheck ausgestellt.«
    »Na, so viel zum väterlichen Rat«, sagte Dalziel. »Wenn Sie jemals einen Gebrauchtwagen suchen, rufen Sie mich an.«
    Seinen bulligen Schädel schüttelnd, trank er seinen Kaffee. Es war ihm selbst peinlich, aber etwas an Tillotson löste ein ihm ansonsten eher fremdes Gefühl der Nächstenliebe aus, und er sagte nichts mehr. Sie plauderten noch fast eine halbe Stunde über dieses und jenes, dann gähnte Dalziel wieder und kündigte an, noch eine Runde an der frischen Luft zu machen, ehe er zu Bett ging.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, dass Papworth noch immer nicht zurück war, verließ er das Haus und spazierte zum See hinunter, um eine Zigarette zu rauchen und nachzudenken. Der Hochwasserstand war sichtbar gesunken, denn die Holzplanken des Landungsstegs ragten jetzt vollständig aus dem Wasser heraus. Er machte ein paar vorsichtige Schritte auf dem Steg, dann blieb er stehen, denn nicht nur war das Holz rutschig von der langen Zeit unter Wasser, sondern er spürte auch, wie es unter seinem Gewicht nachgab. Und am Ende des Stegs gab es sogar eine bei dem schwachen Licht gerade noch erkennbare Lücke, wo anscheinend ein paar der Planken völlig weggebrochen waren.
    Die Oberfläche des angeschwollenen Sees vor ihm wurde von einem leichten Wind gekräuselt, so dass kleine Wellen an das gerettete Ruderboot und den Entenkahn klatschten. Sie waren nebeneinander am Steg festgemacht

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