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Ein nasses Grab

Ein nasses Grab

Titel: Ein nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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eigentlich nicht tun sollte.
    »Das war vielleicht ein Tag«, sagte Bonnie erschöpft.
    »Ja«, antwortete er.
    »Wir könnten aber noch verhindern, dass auch das Beste daran ruiniert wird«, sagte sie nach einer Pause.
    »Ach? Wie das?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht, indem wir es einfach nicht zulassen. Ich habe dein Gesicht vorhin gesehen, Andy. Du scheinst zu glauben, dass ich aus irgendeinem Grund mit dir ins Bett gegangen bin, weil du Polizist bist. Ich meine, denk mal darüber nach! Was sollte das denn für ein Grund sein?«
    »Kein vernünftiger«, stimmte er zu.
    »Na, dann!«
    »Hör mir mal zu, Liebchen«, sagte er brutal. »Du hast deinen Mann gestern unter die Erde gebracht. Jawohl,
gestern
. Und du hast mich gestern kennengelernt. Und heute bist du mit mir ins Bett gestiegen. Ich weiß nicht, ob du’s getan hast, damit dir warm wird, oder um zu verhindern, dass ich gefährlich werde. Aber ich bin alt genug und klug genug und
fett
genug, um zu wissen, dass du’s nicht wegen meiner schönen blauen Augen und meiner geistvollen Konversation getan hast.«
    Er hatte nicht wütend werden wollen, doch als er fast ausgeredet hatte, bemerkte er, wie sich die Wut in seine Worte eingeschlichen hatte.
    Er warf seine nur halb gerauchte Zigarette zu Boden und trat sie mit brutalem Drehen seines Absatzes in den roten Schlackeboden. Als er Bonnie wieder ansah, betrachtete sie ihn zu seinem Erstaunen mit einem verhaltenen Lächeln.
    »Ich weiß nicht, warum ich’s getan habe«, sagte sie. »Aber eines weiß ich. Bei allen meinen Männern hat es damit angefangen, dass sie mich zum Lachen gebracht haben.«
    »Mag sein«, meinte Dalziel. »Aber zum Schluss hatte keiner von ihnen viel Grund zum Lachen, oder?«
    Die Haustür ging auf, und Cross kam wieder heraus.
    »Scheiße!«, sagte er.
    »Sergeant«, sagte Dalziel streng in seinem besten Kirchenflüsterton.
    »Verzeihung. Mrs. Fielding«, wandte er sich an Bonnie, deren Lächeln sich verbreiterte. »Nun, Sir. Um diese Hühner brauche ich mir jetzt keine Gedanken mehr zu machen. Die sind weg. Der ganze verfluchte Haufen! Verzeihung!«
    »Ich lasse Sie alleine weiterfluchen«, sagte Bonnie. »Herrie ist zu Bett gegangen, wenn Sie wollen, können Sie sein Wohnzimmer benutzen, niemand wird Sie überfallen.«
    Sie ging hinein.
    »Nette Frau«, meinte Cross zurückhaltend. »Schlimm, was da alles passiert ist.«
    »Ja«, sagte Dalziel. »Also, was ist es?«
    Cross zuckte die Achseln.
    »Sieht aus wie ein Unfall, und ich hoffe, es ist ein Unfall. Egal was, es wird uns bis morgen nicht davonlaufen.« Er gähnte ausgiebig. »Ein Gutes hat das Ganze. Jetzt, wo die Hühner weg sind, kriege ich vielleicht eine Mütze Schlaf heut Nacht.«
    »Ich mache Ihnen noch was zurecht, damit Sie auch schön träumen«, kündigte Dalziel ihm an und geleitete ihn ins Haus. »Und selbst könnte ich auch einen Schlummertrunk gebrauchen.«
    Doch das stimmte nicht. Er hatte an diesem Tag schon genug getrunken, und es gab nichts, was ein weiteres Glas noch für ihn hätte tun können. Doch jede Tätigkeit, die sich zwischen diesen Augenblick und den Gang ins Bett schieben ließ, war ihm willkommen.
     
    Erst zwei Stunden später schaffte Cross es, sich loszueisen. Danach saß Dalziel allein in dem nur halb erleuchteten Zimmer, pfiff seine eigene Version des Washington-Post-Marsches vor sich hin und blätterte, in Ermangelung besserer Alternativen, die Bücher auf Fieldings Tisch durch. Es waren die Werke des Alten.
    Die Gedichte ignorierte er, studierte jedoch das Vakat und die Titelei. Alles Erstausgaben mit Autogramm, die konnten schon ein paar Pfund wert sein. Als jemand, der dem zersetzenden Einfluss westeuropäischer Bildung ausgesetzt war, war er zwar himmelweit davon entfernt, ein Bücherfreund zu sein, doch als Polizist gehörte es zu seinen Aufgaben zu erkennen, was stehlenswert war und was nicht. Er wog die Bücher in seiner breiten Hand. Ziemlich wenig für ein Lebenswerk, dachte er. Ein völlig uncharakteristischer dramatischer Impuls veranlasste ihn, auch seine andere Hand auszustrecken, offen und leer.
    Sorgsam legte er die Bücher wieder zurück. Sie hatten keinen Reiz für ihn, weder als Objekt noch als Medium. Pascoe hätte sich dafür interessiert, dachte er. Oder Ellie. Seine frisch Angetraute. Mit der er jetzt, zurückgezogen vom Rest der Welt, in irgendeinem Hotelbett kuschelte. Inspector Peter Pascoe, mit einer Frau an seiner Seite und allem im Leben noch vor sich. Pascoe, der

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