Ein neuer Anfang?
es mir etwas aus. Aber was soll ich tun? Ich kann doch nichts erzwingen. Die Erinnerung wird wiederkommen, wenn es an der Zeit ist. Vorher nicht.“
Sie schwiegen einträchtig.
In diesem Moment fühlte sich Adam im Einklang mit sich selbst. Irgendetwas sagte ihm allerdings, dass ihm dieser Zustand neu war. Würde er womöglich, wenn sein Gedächtnis wieder funktionierte, die Schatten der Vergangenheit heraufbeschwören? Würde er weiter im Stande sein, diesen Frieden zu genießen? Andererseits wusste er, dass er ohne Vergangenheit nicht weiterleben konnte. Egal, wie sehr sie ihn belasten würde.
Adam riss sich zusammen und dachte daran, dass sie ihr Essen unterbrochen hatten. Dann erinnerte er sich an eine schmutzige Küche und den Brief auf dem Tisch. „Kiloran, ich möchte wieder zurück.“
Kiloran regte sich nicht. Wollte er zurück nach London? „Wohin zurück, Adam?“
„An den Ort, wo ich aufgewachsen bin. Ich möchte die Straße wiedersehen. Und das Haus.“
13. KAPITEL
Kiloran wartete noch zwei Tage ab, ehe sie mit Adam die Straße aufsuchte, in der er seine Kindheit verbracht hatte. Schließlich war er immer noch sehr schwach, und der Schock konnte sich als zu viel erweisen.
Aber sie war sich bewusst, dass sie es unter anderem auch aus Egoismus hinauszögerte. Denn was würde geschehen, wenn die Konfrontation mit diesem bedeutsamen Ort aus seiner Vergangenheit sein Erinnerungsvermögen und damit den alten Adam zurückbringen würde?
Sie hatte sich an Adam gewöhnt, so wie er seit dem Unfall war. Daher würde sie die Unsicherheit und die Verdrängung ihrer Gefühle, die nötig gewesen waren, um eine Beziehung mit dem alten Adam aufrechtzuerhalten, wohl nicht tolerieren können.
An dem Morgen, an dem sie sich schließlich auf den Weg machten, herrschte das herrlichste Frühlingswetter, das man sich nur vorstellen konnte. Der Himmel war strahlend blau, kein Wölkchen war zu sehen. In den Hecken sangen die Vögel, und überall blühten die Schlüsselblumen.
Frühling, Zeit der Wiedergeburt allen Lebens, dachte Kiloran. Aber jede Geburt brachte Schmerzen und veränderte alles und jeden. Nichts war danach so wie vorher. Kiloran warf Adam einen Blick zu. Er hatte sich erstaunlich gut erholt. Seine unverwüstliche Natur hatte ihm gute Dienste geleistet. Zumindest äußerlich war er der Mann, in den sie sich ursprünglich verliebt hatte.
Doch wenn sie genauer hinsah, bemerkte sie die Veränderung. Sein Blick war nicht mehr so durchdringend. Ob ein Erinnerungsschub all das zurückbringen würde, so dass der kühle, ehrgeizige Adam Black wieder auftauchte?
„Fertig, Adam?“
Er strich ihr leicht über das Haar und küsste zärtlich ihren Nacken. „Sollen wir vielleicht lieber zurück ins Bett gehen?“ fragte er leise.
Kiloran schloss die Augen. Sie war ernsthaft versucht, auf den Vorschlag einzugehen. Denn das, was Adam als Erstes wiedererlangt hatte, waren seine Fähigkeiten als Liebhaber.
„Wir sind doch gerade erst aufgestanden“, protestierte sie.
„Der Arzt hat angeordnet, dass ich so viel ruhen soll wie möglich!“
„Ich fürchte, deine Auffassung von Ruhe und die des Arztes unterscheiden sich voneinander. Gehen wir? Oder soll ich fahren?“
„Lass uns gehen!“
„Bist du sicher, dass es dich nicht zu sehr anstrengt?“
„Kiloran!“ Er seufzte. „Mir geht es ausgezeichnet. Und du weißt genau, dass nichts Gutes dabei herauskommen kann, wenn du mich die ganze Zeit bemutterst.“
„Ich will dir nur helfen.“
„Ja, ich weiß. Aber nun ist es Zeit, mich loszulassen. Ich bin in bester körperlicher Verfassung und kann wieder selbst auf mich aufpassen. Was jetzt noch kommt, schaffe ich allein. Das muss ich einfach.“
Kiloran nickte und ging zurück ins Haus, um ihre wollene Strickjacke zu holen. Der strahlende Sonnenschein täuschte darüber hinweg, dass es noch ziemlich kühl war. Es ist Zeit, mich loszulassen! Bei diesen Worten war es ihr eiskalt den Rücken hinuntergelaufen. Sie war froh, dass sie nun in die warme Jacke schlüpfen konnte. Adam schloss sie also wieder aus seinem Leben aus, und das sogar schon, ehe sein Erinnerungsvermögen vollständig zurückgekehrt war.
Seit dem Unfall war er viel sanfter und netter, aber er würde es nicht ihr zuliebe bleiben. Er musste erfahren, wer er wirklich war, und sie musste wissen, ob er sie dann immer noch wollte. Und sie ihn.
„Gehen wir?“
„Ja, okay, Kiloran.“
Kiloran genoss den Spaziergang durch den Garten. Der
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