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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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zwar ganz gemeines Kupfer. Das setzen wir in unserer Fabrik gewaltigen elektrischen Spannungen aus und bringen dadurch den festgefügten Bau seiner Atome zum Einsturz.
    Die elektrische Arbeit, die zur Erzeugung solcher Spannungen benutzt wird, ist nicht sehr erheblich. Es brauchen ja keine Ströme zu fließen, es braucht nur ein elektrischer Druck ausgeübt zu werden, der das Gefüge der Atome zum Wanken bringt und sie radioaktiv wirken läßt. Ähnlich wirft wohl ein Kind mit genügend langer Brechstange ohne besondere Kraftanstrengung eine schwere Mauer um. Im Zeitraum von wenigen Sekunden können wir so viele Tonnen Kupfer radioaktiv machen, können wir ungezählte Millionen von Kupferatomen ins Wanken bringen. Und wenn wir dieses Kupfer zehn Jahre lagern lassen, so hat sich eine genügende Menge des ersten Zerfallproduktes, eines sehr aktiven Radiums, gebildet. Wir können es dann mit Leichtigkeit grammweise gewinnen und für unsere Zwecke verwenden.
    Bereits haben wir in unseren Werken mehrere Zentner dieser Substanz hergestellt, und ich kann Ihnen verraten, daß vor wenigen Tagen die Allgemeine Radiogesellschaft gegründet wurde zu dem Zweck, Hausbeleuchtungen und Hausmotoren nach dem Schema der hier gezeigten Apparate im großen und gewerbsmäßig durchzuführen. Wir treten damit auch formell in das Zeitalter der Radiotechnik ein.«

8
    Wieder sind hundert Jahre ins Land gegangen. Wir schreiben das Jahr 2050. Entfernt von der Großstadt erhebt sich auf einsamer Heide ein hölzerner Schuppen mit Werkstätten und Laboratorien. Jetzt treten zwei Männer heraus, die einen eigenartigen runden Körper, fast eine Art Bombe von etwa einem Meter im Durchmesser, tragen.
    »Ist alles in Ordnung, Fritz?« fragt der Ältere den Jüngeren. »Alles in Ordnung, Herr Braun«, erwidert dieser. »Die Kreisel, die dem Apparat die Lage im Weltraum sichern, laufen mit dreihunderttausend Umdrehungen.«
    »Ist die Strahlung richtig zur Kreiselachse gestellt?« fragt wiederum der Ältere.
    »Alles in Ordnung, Herr Braun«, versetzt der andere. »Der Apparat muß jetzt senkrecht emporsteigen. Er muß, während die Kreisel langsam im Meridian der Erde präzedieren, nach Osten abschwenken, muß in der Entfernung eines Erdhalbmessers von der Erdoberfläche entfernt parallel zu dieser laufen, und dann muß der Sturz auf die Erde zurück beginnen. Es ist alles so eingestellt, daß der Apparat genau vierundzwanzig Stunden nach dem Aufstieg wieder auf dieses Feld zurückfallen muß. Aber die Erde wird sich dann einmal unter ihm gedreht haben. Er wird tatsächlich im Weltraum stehen und die Erdoberfläche einmal unter sich hinwegziehen lassen.« Der Ältere zieht das Chronometer.
    Der Jüngere hält den Apparat einen Augenblick in den Händen. Dann läßt er ihn los. Frei schwebt die Kugel im Raum, um dann mit ständig gesteigerter Geschwindigkeit nach oben zu steigen. Das erste Modell eines Weltraumschiffes ist abgelassen worden.
    »Wir haben drei Kilogramm radioaktive Substanz eingebaut«, sagt schmunzelnd der Ältere. »Das müßte es bis zum Sirius treiben, wenn die Kreisel nicht ihre Pflicht tun und richtig präzedieren.« Schon war während dieser Worte die Metallkugel im blauen Äther verschwunden.
    Vierundzwanzig Stunden sind vergangen. Wieder stehen Herr Braun und Fritz auf dem Feld und beobachten den blauen Himmel. Ein Pünktchen taucht in schwindelnder Höhe aus dem blauen Gewölbe, wird zusehends größer, und in jähem Sturz schlägt jetzt eine Kugel nur wenige Meter von den beiden entfernt auf den Boden nieder. Wohl einen Meter tief dringt sie in die Erde ein. Schnell eilen die beiden zur Aufschlagstelle und graben das Geschoß heraus. Es ist der Apparat, den sie vor vierundzwanzig Stunden frei steigen ließen. Auch jetzt noch rotieren die Kreisel darin. In planmäßiger Zusammenarbeit haben die Gyrostaten und die radioaktive Strahlung den Apparat gehoben und weit in den Weltraum getragen, um ihn dann an gewünschter Stelle wieder zum Sturz zu bringen.
    »Ich denke, Fritz«, sagt der Ältere, während sie den Apparat in das Laboratorium zurücktragen, »ich denke, das Experiment hat uns Gewißheit gegeben. Der Druck der strahlenden Materie war stark genug, um die Gravitation zu überwinden, und die Kreisel haben wirklich famos gesteuert. Wir können jetzt wohl ruhig anfangen, das erste Weltraumschiff nach diesem Prinzip zu erbauen. Ich denke, wir kommen auf diese Weise endlich doch noch zum Mars.«

9
    Weitere Jahrhunderte

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