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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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rauschen in die Lande. Die Welt wandelt sich weiter. Seitdem man den riesigen Kraftspeicher der strahlenden Materie erschlossen hat, braucht kein Bergmann mehr in die Tiefe zu fahren, um unter ständiger Lebensgefahr der Erde die schwarzen Diamanten, die Kohlen, zu entreißen.
    Im ersten Jahrtausend nach Christi Geburt kannte man nur die mechanische Arbeit von Mensch und Tier. Galeerensklaven mußten fronen, unfrei und bedrückt schmachtete die Menschheit unter dem Joch mechanischer Arbeit.
    Das zweite Jahrtausend brachte die Kenntnis der Kohle, lehrte die Kunst, aus der Kohle Dampf zu erzeugen und den Dampf für die Menschen arbeiten zu lassen.
    Das dritte Jahrtausend bringt uns das Zeitalter der Radiotechnik. Lassen wir die Fantasie den Jahrhunderten vorauseilen. Nehmen wir an, daß die strahlende Materie uns nicht nur diese Erde völlig erobert, sondern auch unser Planetensystem erschlossen hat.
    »Meine Herren«, mag dann wohl ein Professor, der in Heliopolis auf der Venus oder in Dynapolis auf dem Mars über die Radiotechnik spricht, seinen Vortrag im Jahre 2810 beginnen. »Meine Herren, der erfreuliche Zustand, zu dem uns die Radiotechnik geführt hat, wurde von weitblickenden Geistern bereits vor beinahe tausend Jahren vorausgesehen. Ich habe hier ein altes Schriftstück aus dem Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, in dem einer der ersten Radiumforscher die folgenden Ausführungen bringt. Da sagt der alte Gelehrte unter anderem:
    ›Manche von den alten Sagen, die aus dem Altertum auf uns gekommen sind, sind so allgemein und tief eingewurzelt, daß wir gewohnt sind, sie als so alt zu betrachten, wie das Menschengeschlecht selbst. Man ist versucht, zu fragen, ob es reiner Zufall ist, daß manche dieser Sagen zu dem so neu enthüllten Gesichtspunkt so gut passen, und inwiefern es ein Beweis für eine unbekannte und unvermutete Zivilisation ist, von der jede andere Spur verschwunden ist. Es ist zum Beispiel interessant, über die bemerkenswerte Sage vom Stein der Weisen nachzudenken, einen alten und sehr allgemein verbreiteten Glauben, dessen Ursprung wir, so weit wir auch in die Vergangenheit eindringen, nicht bis zur Quelle verfolgen können. Dem Stein der Weisen wurde das Vermögen zugeschrieben, nicht nur Metalle zu verwandeln, sondern auch als Lebenselixier zu wirken. Was nun auch der Ursprung dieses anscheinend bedeutungslosen Gemisches von Vorstellungen gewesen sein mag, es ist ein vollkommener und etwas allegorischer Ausdruck der Ansichten, die wir heute vertreten. Es erfordert keine große Anstrengung der Fantasie, um in der Energie das Leben des physikalischen Weltalls zu sehen, und der Schlüssel zu den ersten Quellen des physikalischen Lebens des Weltalls ist heute die Verwandlung. War nun diese alte Verbindung der Umwandlungskraft mit dem Lebenselixier ein reiner Zufall? Ich ziehe vor, zu glauben, daß es ein Echo aus einer von den vielen vorhergegangenen Perioden in der ungeschriebenen Geschichte der Welt ist, aus einem Zeitalter von Menschen, die denselben Weg gegangen sind, den wir heute gehen, und zwar in einer so entfernten Vergangenheit, daß selbst die Atome ihrer Zivilisation buchstäblich Zeit zum Zerfall gehabt haben.
    Wir wollen der Fantasie noch einige Augenblicke freien Spielraum geben, bevor wir schließen. Wenn dieser Gesichtspunkt, der sich jetzt von selbst geboten hat, richtig ist und wir uns auf die schwache Begründung verlassen können, welche die Überlieferungen bieten, die aus der prähistorischen Zeit auf uns gekommen sind, was dann? Können wir nicht in ihnen einige Berechtigung für den Glauben lesen, daß eine ältere vergessene Menschenrasse nicht nur das Wissen erreichte, das wir neu gewonnen haben, sondern auch das Können, das wir noch nicht besitzen? Die Wissenschaft hat die Geschichte der Vergangenheit als ein fortwährendes Emporsteigen des Menschen zu dem heutigen Stand seiner Macht wiederhergestellt. Angesichts des Indizienbeweises, der für diesen beständigen Fortschritt des Menschengeschlechts besteht, ist die herkömmliche Ansicht vom Fall des Menschen von einem höheren, früheren Zustand mehr und mehr schwerer verständlich geworden. Von unserem neuen Standpunkt aus sind die beiden Gesichtspunkte durchaus nicht so schwer zu vereinigen, als es scheint. Eine Rasse, welche die Materie verwandeln konnte, hatte es durchaus nicht nötig, im Schweiße ihres Angesichts ihr Brot zu ernten. Nach dem zu urteilen, was unsere Ingenieure mit ihren verhältnismäßig

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