Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
gewesen zu sein. Diejenigen wilden Rassen, die diese Kunst nicht kennenlernten, werden als auf der niedrigsten Stufe stehend angesehen. Die Kunst des Feuermachens ist der erste Schritt zur Benutzung der natürlichen Energievorräte, von denen auch jetzt die Zivilisation vollständig abhängig ist. Der Urmensch lebte ganz von der Energie des Sonnenlichtes, bevor er Feuer zu machen lernte. Man kann sich denken, wie er vorher mit dem Feuer und seinen Eigenschaften durch natürliche Brände bekannt wurde.
    Mit Rücksicht auf die neuentdeckten inneren Energievorräte in der Materie stehen wir heute da, wo der Urmensch hinsichtlich der durch Feuer frei gemachten Energie stand. Wir kennen ihr Dasein nur aus ihren natürlichen Offenbarungen in der Radioaktivität. Auf dem Gipfel derjenigen Zivilisation, deren erster Schritt in vergessenen Zeiten vom Urmenschen gemacht wurde, und gerade während es klar wird, daß ihre immer größer werdenden Bedürfnisse nicht ohne Ende von den vorhandenen Energiequellen befriedigt werden können, entwickeln sich Möglichkeiten einer vollkommen neuen Zivilisation, denen gegenüber wir uns noch auf der niedrigsten Stufe befinden, aber auf der Stufe von Zuschauern, ohne das Vermögen, eingreifen zu können. Die Energie, die wir für unser Dasein nötig haben und die uns die Natur nur widerwillig und für unsere Bedürfnisse nicht in sehr reichlichem Maße liefert, ist in gewaltig großen Vorräten in der Materie um uns herum aufgespeichert, aber wir besitzen nicht das Vermögen, sie zu beherrschen und zu benutzen. Die Energiequellen, die wir benutzen können, betrachten wir jetzt als die reinen Überbleibsel von den ursprünglichen Quellen der Natur. Ja das bloße Vorhandensein der letzteren ist bis jetzt unbekannt und ungeahnt geblieben. Wenn wir gelernt haben, die Elemente nach Belieben ineinander zu verwandeln, dann nur werden wir den Schlüssel zu dieser Schatzkammer der Natur in der Hand haben. Gegenwärtig haben wir jedoch keine Ahnung, wie wir das Suchen nach ihr anfangen wollen.«

7
    Ein Physikkolleg in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts. Der Professor spricht über die radioaktiven Stoffe.
    »Meine Herren!« so beginnt er seinen Vortrag. »Wir haben in der vorangegangenen Vorlesung die wunderbaren Erscheinungen der Radioaktivität, das heißt des Atomzerfalls, experimentell betrachtet. Wir haben gesehen, wie ein Uranatom zerfiel und dabei unendliche Strahlungsmengen in den freien Raum sandte. Wir haben diese Energie genau gemessen und gefunden, daß eine Gewichtseinheit Radium eine viertelmillionmal so viel Energie gespeichert enthält, wie dieselbe Gewichtseinheit Steinkohle. Ein Kilogramm Steinkohle entwickelt bei vollkommener Verbrennung achttausend Wärmeeinheiten oder Kalorien. Ein Kilogramm Radium gibt deren zwei Milliarden her. Wir wissen ferner, daß die Steinkohle genügend Kraft enthält, um ihr eigenes Gewicht gut vierhundert Meilen in die Höhe zu schleudern, wobei wir noch nicht einmal berücksichtigt haben, daß in größerer Entfernung von der Erde die Schwerkraft schwächer wirkt. Aber ein Kilogramm Radium würde bei gleichbleibender Schwerkraft imstande sein, sein eigenes Gewicht hundert Millionen Meilen zu heben. Es würde, da die Schwerkraft in größerer Entfernung vom anziehenden Körper abnimmt, beliebig durch den Weltraum fahren und andere Fixsternsysteme aufzusuchen vermögen.
    Das nun, meine Herren, war schon um das Jahr 1910 bekannt. Weiter aber tauchen jetzt zwei Fragen auf: Wie können wir uns genügende Mengen radioaktiver Substanz, zerfallender Atome, beschaffen, und wie können wir deren Energie für uns nutzbar machen? Ich möchte die zweite Frage an einigen Beispielen zuerst behandeln. Ich stelle hier dies Elektroskop auf den Tisch. Sie sehen, es ist das bekannte Goldblattelektroskop, hat aber einen längeren Hals als die gewöhnlichen Apparate. Die Messingstange führt von oben her durch eine Glasröhre und trägt unten die beiden Goldschaumstreifen. Ich leite jetzt alle Elektrizität ab, indem ich den Messingknopf oben mit der Hand berühre. Sie sehen, die beiden Goldschaumstreifen hängen gerade nach unten. Sie sehen aber weiter, wie sie sich jetzt langsam voneinander entfernen. Offenbar nimmt das Elektroskop wieder eine elektrische Ladung an. Diese Ladung stammt von einer kleinen Radiummenge, die in die Glasröhre eingeschmolzen ist. Sie sehen, wie sich die Goldblätter immer mehr voneinander spreizen, und jetzt, fast genau drei Minuten

Weitere Kostenlose Bücher