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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Gestein durchfahren.«
    Der Geheimrat überlegte eine Weile, dann verkündete er seinen endgültigen Entschluß: »Ich stelle den Schacht ›ElseTiefbau‹ nebst den Entwässerungs- und Bewetterungsanlagen einer zu gründenden Gesellschaft gegen vier Millionen Mark Anleihe zur Verfügung. Weiteres Kapital stecke ich aber nicht in die Sache. Treffen Sie danach Ihre Dispositionen.«
    »Sie sind getroffen«, erwiderte Professor Meißner. »Wir gründen eine Studiengesellschaft mit zehn Millionen Kapital. Vier Millionen bringen Sie, Herr Geheimrat, in Form des Schachtes in die neue Gesellschaft ein. Eine Million wird dem Herrn Engelhardt als sein Anteil für seine erfinderische Idee gutgeschrieben, und fünf Millionen legen meine Freunde in bar ein. Wir gründen die Gesellschaft noch heute, und vom morgigen Tage an laufen die Entwässerungs- und Bewetterungsmaschinen auf Kosten der neuen Firma. Bevor wir jetzt zum Notar fahren, noch ein kurzes Wort über die geplanten Arbeiten. Wir treiben vom Boden des Schachtes ›Else-Tiefbau‹ ein zwanzig Zentimeter starkes Bohrloch weiter. Mit fünf Millionen Mark können wir schlimmstenfalls etwa fünftausend Meter bohren. Dann wird es sich entscheiden, was weiter zu tun ist. Gelingt es uns, innerhalb der fünftausend Meter das Karbidlager zu erreichen, so muß die Studiengesellschaft sofort in eine bergbauende Gewerkschaft umgewandelt werden. Gelingt es uns nicht, dann werden wir weiter sehen. Nun kommen Sie, bitte, mit zum Notar.«
    Ein Jahr war seit dieser Unterredung ins Land gegangen. Ein Jahr angespanntester Arbeit für Rudolf Engelhardt. Wir folgen ihm heute auf seiner Einfahrt in den Schacht der alten ›ElseTiefbau‹. Mit Eilzugsgeschwindigkeit bringt die elektrisch betriebene Förderschale eine kleine Gesellschaft vom Schachthaus in die Tiefe hinab. Rudolf Engelhardt, Professor Meißner und Geheimrat Großmann sind uns von früher her bekannt. Außerdem haben sich zwei andere Herren der Gesellschaft der Fahrt angeschlossen. Geheimer Bergrat Stauch und Bankdirektor Tischler, beide mit je eineinhalb Millionen an der Studiengesellschaft beteiligt.
    Wärmer und wärmer wird es, während die Schale in die Tiefe sinkt. Jetzt hält sie. Auf Leitern geht es die letzten hundert Meter hinab, und dann stehen die Herren auf der völlig trockenen und sauberen Schachtsohle. Beim Schein der mächtigen Bogenlampe ist das Bohrgestänge deutlich sichtbar. Genau zwanzig Zentimeter ist das Bohrloch weit, und genau achtzehn Zentimeter ist das Bohrgestänge stark. Nur einen Zentimeter Luft gibt es allerseits zwischen Loch und Gestänge. Aus einzelnen fünfzig Meter langen, kräftigen, starkwandigen Stahlrohren ist das Gestänge zusammengeschraubt. Ziemlich genau tausend Meter ist es jetzt lang und trägt am unteren Ende die mit Diamanten besetzte Bohrkrone. Unaufhörlich drehen Elektromotoren dieses mächtige Gestänge, während sie es gleichzeitig leicht anliften und wieder hart auffallen lassen. Unaufhörlich auch dringt durch das Hohlrohr selbst ein Strom eiskalten Spülwassers in die Teufe und fließt mit Bohrschmand beladen zwischen Bohrrohr und Lochwand wieder aus dem Loch hinaus. Durchschnittlich drei Meter sind während des letzten Jahres jeden Tag gebohrt worden, und seit vier Tagen ist der Granit zu Ende. Seit vier Tagen fördert das Spülwasser nicht mehr Granitschlamm nach oben, sondern blauen Quarz. Seitdem aber läßt Rudolf Engelhardt das Spülwasser nicht mehr in den Pumpensumpf absaugen, sondern sammelt es sorgfältig in einem mächtigen eisernen Behälter, und seine Chemiker sind an der Arbeit, den Bodensatz dieses Spülwassers, eine Menge von bläulichem Schlamm, zu analysieren.
    »Also hier werden unsere Millionen unter sachkundiger Leitung so langsam verpulvert«, eröffnet der Bankdirektor nach einer Pause die Unterhaltung. »Ein Jahr gleich eine Million. Die Rechnung ist einfach.«
    »Und stimmt«, unterbricht ihn Rudolf Engelhardt. »Fünf Jahre zu je tausend Metern sind ja vorausgesehen. Ich könnte noch weitere vier Jahre bohren und erst dann mit der Meldung zu Ihnen kommen, daß das Geld verbraucht und das Karbid noch nicht erreicht ist. Wenn ich Sie heute schon hierher gebeten habe, und wenn ich insbesondere auch Herrn Geheimrat Stauch bat, mit zu erscheinen, so hat das seinen besonderen Grund. Der Granit, die völlig wertlose Schlacke ist bereits nach neunhundert Metern Mächtigkeit durchfahren.«
    »Und dafür sind Sie auf Quarz gestoßen«, unterbrach Geheimrat

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