Ein neues Paradies
Großmann den Redner. »Quarz oder Granit, das ist ziemlich gleichgültig. Beides ist wertlos und kostet uns Zeit und Geld.«
»Mit Unterschied, Herr Geheimrat. Der Granit ist wirklich wertlos. Mit dem Quarz dagegen ist es etwas ganz anderes. Mit dem blauen Quarz nämlich, Herr Geheimrat«, bei diesen Worten wandte er sich an den Bergrat Stauch, »Sie kennen das Mineral doch von Ihrer Tätigkeit in Südafrika her zur Genüge?«
Geheimrat Stauch rückte die Brille zurecht.
»Der blaue Quarz. Ich kenne ihn wohl. Er ist an und für sich genau solch wertloses Gestein wie der Granit. Aber er ist der Träger des Goldes. Das Gold hat im blauen Quarz Afrikas seine primäre Lagerungstätte. Wenn Sie hier bei uns in Deutschland blauen Quarz finden, so ist wenigstens die entfernte Möglichkeit gegeben, daß auch Gold vorhanden ist … und eigentlich … nachdem wir in früheren Jahrhunderten in Deutschland recht bedeutende Goldmengen an ihren sekundären Lagerstellen gefunden und erwaschen haben, wäre es nur naturgemäß, wenn es sich irgendwo auch in primärer Lagerung vorfände.«
Rudolf Engelhardt winkte seinen Chemiker heran und nahm ihm ein Reagenzglas ab, in dem eine etwa linsengroße Menge eines goldig funkelnden Staubes vorhanden war.
»Kennen Sie das, Herr Geheimrat?« so sagte er, während er dem Angeredeten das Reagenzglas in die Hand gab.
»Goldstaub, wie es scheint, richtiggehender Goldstaub. Und gar nicht einmal so wenig. Lassen Sie uns einmal rechnen. Sie haben 0,3 Kubikmeter Quarz dazu benutzt oder bei einem spezifischen Gewicht dieses Gesteines von 2,5 etwa 0,75 Tonnen …«
»Sehr richtig, Herr Geheimrat«, unterbrach ihn Rudolf Engelhardt. »Und der Goldstaub in diesem Röhrchen wiegt ziemlich genau 7,5 Gramm. Wir haben einen Quarz mit zehn Gramm Gold auf die Tonne angebohrt. Das steht jetzt bereits fest, und damit ist die Abbauwürdigkeit der Quarzschicht ohne weiteres gegeben. Ich glaube, daß die Ausbeute bei weiterem Bohren auf zwanzig und mehr Gramm steigen wird, und ich denke, daß der Quarz noch einige hundert Meter weit reichen wird. Das alles kann sich naturgemäß erst in den nächsten Wochen herausstellen. Es war mir aber ein Bedürfnis, die Herren schon heute hierher zu bitten, um Ihnen zu zeigen, daß wir höchstwahrscheinlich heute schon das Vermögen der Studiengesellschaft gesichert haben, daß wir unter allen Umständen den goldhaltigen Quarz abbauen können, wenn selbst wider Erwarten das Karbidlager nicht so bald erbohrt werden kann. Ich schlage also vor, das Bohrloch noch hundert Meter weiter in den Quarz zu treiben und den erbohrten Quarzschlamm ständig auf Gold zu untersuchen. Bleiben die folgenden hundert Meter ebenso gut, wie die soeben erbohrten zehn Meter sich anlassen, so wird es sich lohnen, den Schacht zunächst um elfhundert Meter weiter abzuteufen und den Quarz bergmännisch abzubauen. Daneben bleibt uns dann noch immer das alte Ziel, das Bohrloch in dieser Tiefe von neuem anzusetzen und nach Karbid zu bohren.«
Zwei Jahre sind seit diesem Besuch der Vorstandsmitglieder der Studiengesellschaft verflossen, und in dieser Zeit ist in dem alten Schacht ›Else-Tiefbau‹ mächtig geschafft worden. Unter Anwendung der neuesten Bohrverfahren, unter Benutzung der wirksamsten Sprengstoffe ist es gelungen, den Hauptförderschacht mit einem runden Querschnitt von acht Metern im Durchmesser um volle achthundert Meter abzuteufen. Große Schwierigkeiten hat dabei die wachsende Temperatur des Erdinnern bereitet. Zwar die alte Erfahrung, daß die Temperatur auf hundert Meter Tiefe um drei Grad zunimmt, hat sich im Durchschnitt erfreulicherweise nicht bewährt. Vielmehr ist mit wachsender Teufe die Temperatursteigerung geringer geworden. Aber insgesamt hat man doch mit einem Temperaturzuwachs von ungefähr fünfzig Grad zu rechnen gehabt, das heißt, es ist nur unter Anwendung einer ausgiebigen Bewetterung möglich gewesen, in der erreichten Teufe zu arbeiten und von dem Hauptschacht her waagrechte Strecken in den goldhaltigen Quarz vorzutreiben. Aber es ist gelungen, und jetzt am Schluß des dritten Jahres nach dem Beginn der Arbeiten durch die Studiengesellschaft beginnt glückverheißend die Förderung des goldhaltigen Quarzes.
Während unter Tage die Abteufungsarbeiten kräftig vorwärts gingen, ist man auch über Tage nicht müßig gewesen. Die alten Gebäude der ehemaligen Kohlenzeche sind gründlich für den neuen Zweck umgebaut worden. Eine elektrische Zentrale von
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