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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Weltkrieges und in den ersten fünf Jahren nach ihm mit der Papierwährung. Wie wir damals eine Überflutung des Verkehrs mit Papiergeld hatten und die Kaufkraft des Papiergeldes entsprechend fiel, so würde es dann mit dem Gold gehen. Außerdem ist ein Geheimnis, um das mehr als zwei Leute wissen, kein Geheimnis mehr. Wenn wir eine staatliche Goldfabrik mit einigen hundert Personen in Betrieb setzten, würde das Geheimnis sehr schnell offenkundig werden, und man würde allem deutschen Gold mit dem größten Mißtrauen begegnen. Schließlich liegt aber eine Erfindung immer in der Luft, und ich bin überzeugt, daß es C. Rutherford in England ebenfalls gelungen ist, Blei in Gold umzuwandeln. Wenn er seine Versuche systematisch fortgesetzt hat, muß er ebenso sicher darauf gekommen sein wie ich, der ich ja von seinem Fundamentalversuch ausging. Im übrigen aber drehen sich meine Versuche überhaupt nicht darum, Gold zu machen, sondern Energie zu gewinnen. Was aber auf diesem Gebiet erreicht ist, das sollen Sie jetzt sehen.«
    Mit diesen Worten führte Hansen seinen Besuch zu einem Tisch im Hintergrund des Laboratoriums. Dort stand eine kleine Dampfmaschine mit Kessel und Kondensationsanlage, etwa von jener Größe, wie sie manche gut ausgerüsteten Schullaboratorien besitzen. Der Dampfkessel faßte etwa fünfzig Liter Wasser, und die Maschine war ein überaus sauber gearbeitetes Modell einer Zweizylinder-Verbundmaschine. Die Maschine war in vollem Gang. Das Manometer am Kessel zeigte sechs Atmosphären. Die Dampfmaschine trieb eine kleine Dynamomaschine, die ihren Strom auf eine fünfzigkerzige Glühlampe wirken ließ.
    »Dieses Maschinchen läuft nun bereits Tag und Nacht ununterbrochen seit sechs Monaten«, begann Hansen mit seiner Erklärung. »In der ganzen Zeit habe ich nur ab und zu die Schmiergefäße nachgefüllt. Der vom Kessel erzeugte Dampf verrichtet seine Arbeit in der Maschine. Er gelangt dann in einen Kondensator, wird als Wasser niedergeschlagen, und das Wasser wird in den Kessel zurückgepumpt. Irgendwelche Heizung bemerken Sie an dem Kessel nicht. Das schmiedeeiserne Gefäß, das das Wasser enthält, ist nur durch einen Mantel aus Filz und Kork bestens gegen Wärmeverluste geschützt …« »Ja, wie läuft denn dann aber die Maschine und wodurch entsteht der Dampf?« fragte Barella.
    »Das ist eine lange Geschichte, lieber Freund. Eines schönen Tages bemerkte ich, daß eine solche Kathodenröhre, in der ich sehr lange Zeit Blei zersetzt hatte, sich nicht recht abkühlen wollte. Auch nach vierundzwanzig Stunden war die Röhre noch so heiß, daß man sie nicht anfassen konnte. Ich beobachtete die Erscheinung weiter. Schließlich zerschlug ich die Röhre und fand, daß das Bleitröpfchen in dem Wolframbecherchern immer noch geschmolzen war. Ich schüttete das Tröpfchen in ein großes Glas Wasser, und nach einiger Zeit begann das Wasser zu dampfen. Da wußte ich, daß ich auf der richtigen Spur war. Durch die Behandlung in der Kathodenröhre war das Blei in seinem Atombau so weit erschüttert, daß es auch nach dem Aufhören der elektrischen Einwirkung freiwillig weiter zerfiel. Das alte Problem, unter Auflösung von Masse Energie zu gewinnen, war offenbar gelöst. Einstweilen half ich mir nun kurzerhand in der Weise, daß ich einfach das Bleitröpfchen in diesen Dampfkessel warf und die erzeugte Energie zum Betrieb der Dampfmaschine benutze. Selbstverständlich ist das ganz und gar keine anständige und einwandfreie Art der Ausnutzung. Ich verwandle die Bewegung der aus den splitternden Atomen herausfliegenden Elektronen erst wieder in eine unregelmäßige Molekularbewegung, die sogenannte Wärme, und verwende diese dann in einer Dampfmaschine mit dem bekannten schlechten Wirkungsgrad zur Erzeugung mechanischer Arbeit. Die mechanische Arbeit wird in der Dynamomaschine wiederum in elektrischen Strom, das heißt in regelmäßige und geordnete Elektronenbewegung umgesetzt, und die Elektronenbewegung schließlich geht in der Glühlampe wiederum in Wärme über. Dabei werden dann glücklich etwa zwei von Hundert der als Elektrizität vorhandenen regelmäßigen Elektronenbewegung als gleiche Arbeit in Form von Licht wiedergewonnen. Die kleine Dampfmaschine hat etwa zehn vom Hundert Wirkungsgrad. Die kleine Dynamo bringt es immerhin auf fünfundsiebzig vom Hundert, so daß ich 8,25 vom Hundert als Elektrizität gewinne. Davon aber werden in der Lampe etwa zwei vom Hundert in Form von Licht nutzbar gemacht, so

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