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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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er sich ein vollkommenes Sieb geschaffen, das die gesamte von der zerfallenden Masse ausgehende negative elektrische Strahlung auf der metallischen Unterlage ansammelte. Dagegen wurde die positive Strahlung elastisch reflektiert. Schlug sie also senkrecht auf das Sieb auf, so mußte sie zu ihrem Entstehungsort zurückgeschleudert werden. Auf diesen Grundlagen hat der Professor unermüdlich praktisch weitergebaut, und heute ist eine gelehrte Kommission seiner Einladung gefolgt, um seine fertigen Apparate zu besichtigen. Inmitten der Besucher steht der Professor und zeigt auf einen kugelförmigen Apparat von etwa einem Meter Durchmesser. Es scheint eine einfache Metallkugel zu sein, die dort auf einem porzellanenen Hochspannungsisolator steht. Aber von diesem Metallkörper geht eine starke Kupferdrahtleitung ab, und durch den Isolator ist offenbar eine zweite Leitung in das Innere der Kugel eingeführt. An Hand einer Schnittzeichnung erklärt Professor Hansen seinen Gästen seine Erfindung.
    »Sie sehen hier, meine Herren, in der Mitte der Kugel eine geringe Menge, etwa einen Kubikzentimeter zerfallenden Bleies. Die Bleikugel ruht in einer Kupferschale, von der eine Leitung durch den Isolator ins Freie tritt. Diese Schale befindet sich genau im Mittelpunkt einer Metallkugel von einem Meter Durchmesser, die auf der Innenseite mit dem Salzgitter belegt ist. Der Raum in der Kugel ist vollkommen evakuiert. Von dem metallischen Kugelgehäuse zweigt der negative Pol meines Elektronenelementes ab. Die Wirkung, die diese Anordnung theoretisch haben muß, liegt ja auf der Hand. Alle negative Strahlung sammelt sich auf der äußeren Metallkugel, alle positive Strahlung wird nach dem Mittelpunkt der Kugel auf die Bleimasse zurückgeworfen und von dort abgeleitet. Die praktische Wirkung sehen Sie dort …«
    Mit diesen Worten öffnete der Professor die Tür zu einem Nebenraum. Man sah, wie die beiden Leitungen hier zu einer Schalttafel führten und wie ein großer Widerstand dort in matter Rotglut erstrahlte.
    »Das ist das Eigenartige, um nicht zu sagen, der schwache Punkt der Erfindung«, fuhr Professor Hansen in seiner Erklärung fort. »Mein Elektronenelement muß natürlich dauernd elektrische Arbeit nach außen abgeben, da ja der Zerfall der Materie und die Energiestrahlung ununterbrochen vonstatten geht. Würde ich das Element mit freien Polen stehen lassen, so würde die negative Spannung auf der äußeren Kugel steigen und immer weiter steigen, so lange, bis die Abstoßung der negativ geladenen Kugel auf die ja ebenfalls mit negativer Ladung herankommenden Elektronen so groß wird, daß diese ebenfalls nach dem Mittelpunkt zu reflektiert werden. Dann würde aber wieder eine unregelmäßige Wärmebewegung der sämtlichen in meinem Element enthaltenen Materie eintreten. Es würde sich erhitzen, und zwar würde seine Temperatur so weit steigen, bis die äußere Wärmeausstrahlung der ständig neu erzeugten Energie das Gleichgewicht hält. Das würde aber bei dem Element, das Sie hier sehen, erst bei etwa zweitausend Grad der Fall sein, und bei zweitausend Grad wäre meine Metallschale längst geschmolzen. Das heißt also, wenn ich mein Element offenstehen lasse, geht es in kurzer Zeit an Selbsterhitzung zugrunde. Ich muß es daher stets schließen, und wenn es keine Nutzarbeit zu leisten hat, schließe ich es über den Widerstand, den Sie hier in voller Glut sehen. Ich bitte nun die Herren, einmal der Reihe nach hier auf den Isolierschemel zu treten und die Hand auf die äußere Kugel zu legen. Der Isolierschemel ist notwendig, weil die Kugel gegen die Erde eine Spannung von etwa zweitausend Volt besitzt. Sie werden bei der Berührung der Kugel eine merkliche Erwärmung spüren, ein Zeichen, daß die gesamte freiwerdende Energie in Form von elektrischem Strom abgeführt wird. Noch eine kleine Überschlagsrechnung kann ich Ihnen bieten. Eine Kugel von einem Meter Durchmesser hat eine Oberfläche von 3,14 Quadratmeter. Der Widerstand, den Sie hier mit etwa fünfhundert Grad glühen sehen, besitzt dagegen eine Fläche von mehr als fünfzig Quadratmeter. Nun steigt der Strahlungsausgleich mit dem Quadrat der Temperatur. Es wäre also bei zweitausend Grad eine sechzehnmal geringere Fläche notwendig als bei fünfhundert Grad. Fünfzig durch sechzehn ergibt aber ungefähr 3,14. Sie sehen also, daß meine Behauptung, die Kugel würde sich bei offenen Polen auf etwa zweitausend Grad erhitzen, wohl begründet ist. Nun aber wollen wir

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