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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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frischen Morgenbrise in dem Wasser zwischen Barre und Ufer und kam gut vorwärts. In wenig mehr als drei Stunden erreichten sie eine geschützte Bucht auf der anderen Seite der Insel und gingen an Land.
    Das Jagdglück war ihnen günstig. Professor Belian mit seiner treffsicheren Büchse holte Mengen des verschiedensten Geflügels aus den Wipfeln des Waldrandes herunter. Heinz schleppte das leckerste Obst körbeweise zur ›Möwe‹, während Klaus und Fritz den Strand nach all den wohlschmeckenden Dingen absuchten, welche die See für ihre Tafel liefern konnte. Auch sie brauchten sich über mangelnde Beute nicht zu beklagen. Alle erdenklichen Früchte des Meeres befanden sich zu Mittag in überreicher Fülle an Bord der ›Möwe‹. Es glückte ihnen sogar, mittels selbstgefertigter Angeln verschiedene Fische zu erbeuten, von denen Professor Belian erklärte, daß sie das Delikateste vom Delikaten seien.
    Um die Mittagszeit lagerte man sich am Strand im Schatten einer überhängenden Klippe. Heinz und Fritz trugen trockenes Reisig zusammen. Bald loderte ein munteres Feuer empor, an dem Heinz seines Amtes als Koch zu walten begann. Verheißungsvoll zog von dem am Spieß bratenden Geflügel ein leckerer Duft durch die flimmernde warme Luft. In einem Topf kochte ein Fisch, in einem andern entstand eine einladende Fruchtpastete. Ein Stündchen etwa, dann waren die Speisen fertig, und mit Behagen gab sich das vierblättrige Kleeblatt ihrem Genuß hin.
    Dann kam jener Zeitpunkt, den Klaus für den schönsten des ganzen Tages hielt, jener Zeitpunkt nämlich, an dem er nach der Mahlzeit seine Pfeife herauszuholen pflegte, von einem Stück wie altes Mahagoniholz aussehenden Blocktabak Späne abschnitzelte, in die Pfeife stopfte und mörderisch zu rauchen begann. Genießerisch fuhr er in seine Tasche.
    »I du Dunnerslag! Doar heb ick doch mine Pief un min Tabaksbüdel vergessen! Dat geiht aber nich!«
    Fritz und Heinz lachten, und selbst der alte Professor konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Vergeblich, daß Klaus alle möglichen und unmöglichen Stellen seiner Kleidung durchsuchte, Pfeife und Beutel waren nicht da. Zweifellos ruhten sie friedlich im Bungalow auf der andern Seite der Insel, wo Klaus sie zuletzt benutzt hatte. Entschlossen erklärte er, daß er schnell quer über die Insel zum Bungalow laufen und sich seine Pief und seinen Büdel selber holen werde. Höchstens anderthalb Stunden, dann sei er wieder zurück.
    Die anderen sahen ihm nach, wie er mit lang ausholenden Schritten auf dem Waldpfad verschwand. Ein wenig Schadenfreude war dabei, und mit doppeltem Behagen genossen sie ihre Siesta auf dem warmen Ufersand.
    Eine Weile ging das Gespräch zwischen ihnen noch hin und her, ebbte dann aber mehr und mehr ab. Eine wohlige Müdigkeit überkam sie, der sie sich widerstandslos hingaben. Bald schliefen Fritz und Heinz den Schlaf der Gerechten, und auch Professor Belian leistete sich ein Nickerchen.
    Wenn die vier an diesem Morgen, als sie mit der ›Möwe‹ losfuhren, schärfere Ausschau gehalten hätten, so hätten sie fern an der Kimme die beiden Segel eines Schoners erblicken können, und dann hätten sie vielleicht ihre Fahrt für diesen Tag aufgegeben. Vielleicht auch, ja wahrscheinlich sogar wäre dann manches anders gekommen, als es nun kam. Ein unscheinbarer Zufall nur, ein wenig Dunst am Horizont, ein wenig blendender Sonnenglanz auf dem Wasser hatten den aufkommenden Schoner ihren Blicken entzogen. Der kam schnell näher, während die ›Möwe‹ im Binnenwasser nach der anderen Inselseite fuhr.
    Es war ein schmuckes, stattliches Schiffchen, die ›Dorothea‹ mit ihren hundert Registertonnen und den beiden vollgetakelten Masten, und vielmals geräumiger und sicherer als die ›Möwe‹, auf der die drei Freunde die weite Fahrt über das Wasser gewagt hatten.
    In der großen Kabine der ›Dorothea‹ saßen vier Personen an einem Tisch, die sich durch Hautfarbe und Kleidung recht wesentlich von der farbigen Besatzung unterschieden, zweifellos Angehörige der weißen Rasse. Unverkennbar war der Yankeetyp bei dreien von ihnen, während der vierte wohl ein Europäer sein mochte. In breitem Yankee-Englisch wurde die Unterhaltung zwischen ihnen geführt.
    »Ich muß den Vorwurf wiederholen, Herr Doktor, den ich Ihnen in diesem letzten Jahr schon des öftern gemacht habe. Sie sind zu früh fortgegangen! Es war ein Fehler, daß Sie Professor Belian verließen, Herr Doktor Schaffer, ohne im vollen Besitz

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