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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Meisterstück der Glasbläserkunst. Es war ein zylindrisches, nach Art der Dewarschen Flaschen doppelwandig geblasenes gläsernes Gebilde, durch das der Länge nach eine zylindrische Öffnung ging. Durch die gläsernen Wände konnte man sehen, wie sich die schweren Leitungsbarren in diesem Glasbau verjüngten und schließlich zu millimeterstarken Drähten wurden, die nun Anschluß an die eigentliche Spulenwicklung hatten. Gläserne, ebenfalls doppelwandige Röhren führten von den großen Vorratsflaschen für den flüssigen Wasserstoff hierher. Andere liefen zu den Flaschen zurück.
    »Wir müssen die Apparatur erst vorsichtig niederkühlen«, sagte der Professor und gab Klaus ein Zeichen. Ein Ventil wurde geöffnet, und durch die gläserne Leitung strömte der flüssige Wasserstoff hinzu. Jetzt hatte er den großen Glaskörper erreicht und umspülte die kupfernen Teile darin. Blasen brodelten auf wie beim Gießen von Wasser auf eine rotwarme Herdplatte. Gewaltige Mengen gasförmigen Wasserstoffs ließen die Sicherheitsventile des gläsernen Körpers entweichen, während ein Knistern und Knirschen durch die ganze Apparatur ging. Nur sehr allmählich wurde die Gasentwicklung schwächer, nahmen alle metallischen Teile, die in dem Glasgebilde eingeschlossen waren, die Tieftemperatur des verflüssigten Gases an.
    Professor Belian beobachtete noch einmal den gläsernen Behälter der Spule. Hier hatte die Bläschenbildung jetzt aufgehört.
    »Wir wollen Strom geben.« Er griff zu dem Telefon, das die Verbindung mit der Elektrozentrale herstellte. Langsam kamen seine Kommandos, und langsam steigerte Heinz nach diesen die Stromstärke. Fritz stand neben dem Professor und starrte auf das Amperemeter, dessen Zeiger über die Skala zu klettern begann: tausend Ampere – dreitausend – fünftausend – achttausend Ampere.
    Der Professor hatte einen Schreibblock ergriffen und rechnete. »Sechs Millionen Gauß, Fritz. Schon eine Million mehr, als die Theorie zur Auflösung der Atome verlangt. Trotzdem, ich bin erst zufrieden, wenn zehntausend Ampere durch die Spule gehen.«
    Wieder liefen Kommandos durch das Telefon zur Maschinenanlage hin, und Heinz ließ die Dynamos noch stärker erregt laufen. Weiter kletterte der Zeiger des Amperemeters: neuntausend Ampere – neuntausendfünfhundert – zehntausend Ampere.
    »Stopp!« schrie der Professor ins Telefon. »Stopp mit der Erregung!«
    Zitternd blieb der Zeiger bei zehntausend stehen. Professor Belian gab dann den Befehl, die Erregung abzuschalten. Langsam sank der Zeiger des Instruments wieder auf Null.
    Der Versuch, den Professor Belian jetzt anzustellen im Begriff war, nahm sich äußerlich recht einfach aus. In den mittleren Hohlraum des gläsernen Spulenkörpers legte er ein dünnes Rohr aus harter, klingender Elementenkohle. Über dessen eines Ende schob er einen Gummischlauch, der zu einer stählernen Flasche mit komprimiertem gasförmigem Wasserstoff führte. Vor das andere, offene Ende stellte er ein Thermometer so, daß dessen Kugel von einem durch das Rohr fließenden Wasserstoffstrom getroffen werden mußte. Das waren die ganzen Vorbereitungen. Und doch handelte es sich um einen grundlegenden Versuch, von dessen gutem Gelingen unendlich viel abhing.
    Glücken mußte es ihm, die einzelnen Atome des durch das Rohr fließenden Wasserstoffs durch das ultrastarke magnetische Wechselfeld in das Nichts aufzulösen, war es ihm doch schon vor mehr denn Jahresfrist gelungen, freilich mit einer unzulänglich arbeitenden Apparatur nur schwach und gerade nachweisbar. Viel stärker müßte diesmal die Atomvernichtung gelingen. Aber damit entstand auch eine Gefahr. Verlief die Reaktion zu stark, wurde etwa der gesamte durch das Kohlenrohr geblasene Wasserstoffstrom durch das Wechselfeld vernichtet, so mußten Energiemengen von einer fast unvorstellbaren Größe frei werden. Dann mochte sich wohl die ganze Apparatur im Augenblick in ein einziges Glutmeer verwandeln.
    Hier hieß es vorsichtig vorgehen, die einzelnen wirkenden Kräfte des Versuchs aufs feinste bemessen und nur sehr allmählich steigern. Der Professor ließ die Stromstärke der Spule wieder auf fünftausend Ampere bringen und öffnete das Ventil der Stahlflasche. Leise zischend strömte der Wasserstoff durch das Kohlenrohr. Das Thermometer blieb unbewegt.
    Siebentausend – neuntausend – zehntausend Ampere. Wie gebannt starrten Fritz und der Professor auf das Thermometer. Die Quecksilbersäule in dessen Rohr begann zu

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