Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
steigen. Tief aufatmend wandte sich der Professor seinem Neffen zu. Fast tonlos kamen die Worte von seinen Lippen: »Die kritische Feldstärke ist erreicht, Fritz. Der Wasserstoffzerfall beginnt.«
    Er gab den Befehl in das Telefon, die Stromstärke noch zu steigern, »aber ganz langsam, Heinz, ganz langsam, und sofort wieder runtergehen, wenn ich rufe.«
    Der Zeiger des Amperemeters kletterte weiter über die Skala, erreichte die elf tausend Ampere und stieg noch höher.
    Knacks, klirr! Das Thermometer war zerbrochen. Die Quecksilbersäule war über die Skala hinaus gestiegen, hatte das ganze Rohr erfüllt und das Thermometer gesprengt. Der Professor brachte die Hand vor das offene Ende des Kohlenrohrs und zog sie mit einem Schrei zurück. Glühend heiß zischte es aus dem Apparat. Auch das Kohlenrohr änderte sein Aussehen. Von der Mitte her begann es rot aufzuglühen. Immer weiter breitete sich die Glut zu seinen Enden hin aus. Jetzt strahlte es schon gelb in der Mitte.
    »Strom abstellen!« schrie der Professor ins Telefon und schloß dann mit schnellem Griff das Ventil der Stahlflasche. Langsam, sehr langsam nur nahm die Glut des Kohlenrohrs wieder ab. Mit einem Tuch fuhr sich der Professor über die feuchte Stirn. Aufatmend ließ er sich auf einen Stuhl fallen.
    »Der Grundversuch ist gelungen! Der Wasserstoff zerfällt und liefert Energie. Bei«, er warf einen Blick auf seine Notizen, »bei einer Feldstärke von elf Millionen sechshunderttausend Gauß, aber wie viele neue Fragen tauchen in diesem Augenblick schon wieder auf! Die freiwerdende Energie bändigen, richtig abfangen, nutzbar machen – ein Menschenleben wird kaum hinreichen, um alle diese Fragen zu lösen.«
    »Onkel Max!« Fritz schlug dem Professor auf die Schulter. »Ich verstehe dich nicht, du hast den schönen, großen Erfolg errungen, und in diesem Augenblick kommen dir neue Zweifel. Das Schwerste ist doch geschafft. Mit dem Rest werden wir auch noch fertig werden.«
    Professor Belian hatte sich an einem Tischchen niedergelassen und rechnete. Nun ließ er den Bleistift fallen.
    »Ihr habt gut reden. Ihr kennt die Gefahr nicht in ihrer ganzen Größe. Wenn ihr sie auch nur ahntet, das Blut müßte euch in den Adern gefrieren.«
    Fritz schüttelte den Kopf. »Aber wieso denn, weshalb denn, Onkel Max?«
    »Weil«, der Professor wies auf die Zahlen, die er eben geschrieben hatte, »weil ein einziges Gramm Wasserstoff, das wir hier in unserm Kohlenrohr vernichten, die gleiche Wärmemenge gibt wie zweitausend Tonnen bester Steinkohle bei ihrer vollkommenen Verbrennung. Kannst du dir auch nur annähernd vorstellen, welche ungeheuerlichen katastrophalen, ich möchte sagen vulkanartigen Energieausbrüche hier in dieser kleinen Spule zu erwarten wären, wenn wir auch nur ein Gramm Wasserstoff etwa in einer Sekunde vernichteten?
    Du hast die Glut in dem Kohlenrohr gesehen, und dabei haben wir vielleicht nur Millionstel eines Milligramms vernichtet. Größte, allergrößte Vorsicht wird bei den weiteren Versuchen nötig sein. Auf das genaueste werden wir die Feldstärke regeln und in der Hand behalten müssen. Und dabei«, der Professor war aufgesprungen und starrte seinen Neffen wild an, »dabei habe ich das Letzte, das Fürchterlichste, noch gar nicht erwähnt. Nimm an, die Feldstärke überschreitet den kritischen Punkt, bei dem auch der flüssige Wasserstoff zu Bruch geht! Mehrere Kilogramm flüssigen Wasserstoffs befinden sich doch in der kühlenden Umhüllung der Spule im Innern des Feldraums. Es ist nicht auszudenken, nicht auszumalen, was geschehen müßte, wenn diese Mengen bei Überschreitung der kritischen Feldstärke plötzlich zu Bruch gingen.«
    Grundlegende Änderungen waren unvermeidlich, wenn man mit einiger Sicherheit für Leib und Leben weiterarbeiten wollte. Der Professor beschloß, diese Arbeiten für einige Tage zu verschieben und sich und seinen Mitarbeitern eine Ausspannung zu gönnen. Schon seit Tagen sah es in ihrer Speisekammer mehr als bedenklich aus. Wieder und immer wieder hatten sie auf die Vorräte der ›Möwe‹ zurückgegriffen. Hier mußte gründlich Wandel geschaffen werden. So beschloß man eine Verproviantierungsexpedition nach der anderen Seite der Insel unter Mitnahme der ›Möwe‹. In die wollte man von den Schätzen, welche die Natur dort bot, hineinpacken, soviel sie zu tragen vermochte. Das mußte dann wieder für längere Zeit ausreichen.
    Schon kurz nach Sonnenaufgang kreuzte das Boot unter Ausnutzung der

Weitere Kostenlose Bücher