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Ein orientalisches Maerchen

Ein orientalisches Maerchen

Titel: Ein orientalisches Maerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Brooks
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sie dabei mit seinen Händen …
    Sie seufzte. Was immer er auch vorhatte, was brachte es, wenn sie sich jetzt darüber den Kopf zerbrach? Im Moment hatte sie doch wirklich andere Sorgen. Sie wusste ja nicht einmal, was sie diesen ominösen David in England überhaupt fragen wollte.
    Gerard, der ihr Schweigen als Zustimmung deutete, gab den beiden Marokkanerinnen durch ein Handzeichen zu verstehen, dass man mit dem Essen beginnen könne. Diese ließen sich nicht zweimal bitten und stellten stolz nach und nach immer weitere Spezialitäten der Landesküche auf den Tisch. Zuerst brachten sie eine große Platte mit geschnetzeltem Lammfleisch und anschließend verschiedene kleine Teller mit knusprigen Fladenbroten, die so wunderbar dufteten, dass Kit das Wasser im Mund zusammenlief.
    „Ein Menü im westlichen Sinne gibt es übrigens nicht.“ Gerard musterte Kit lächelnd, die staunend immer wieder neue Schüsseln mit köstlichen Gerichten zählte. „Alle Gänge werden sozusagen auf einmal serviert, und man stellt so viele Speisen auf den Tisch, bis dort kein Platz mehr ist.“
    Kit nickte nur stumm. Sie war viel zu überwältigt von dieser aufregenden Symphonie von Farben, Düften und Geschmacksnoten. Allerdings konnte sie dennoch nicht umhin, dann und wann mit einem skeptischen Blick die drei Finger zu beäugen, mit denen sie das alles essen sollte.
    „Und ihr benutzt wirklich kein Besteck?“
    „Das nicht, aber wir haben da auch so unsere Tricks.“
    Lachend brach Gerard ein Stück von einem der knusprigen Fladenbrote ab, teilte es auseinander, füllte es mit einigen saftigen Fleischstückchen und führte es dann zum Mund. „Probier es mal so. Oder hast du keinen Appetit?“
    „Doch, natürlich. Ehrlich gesagt, ich glaube, ich bin sogar kurz vorm Verhungern“, antwortete Kit lachend. Schnell griff sie sich ein Stückchen Brot und füllte es mit Fleisch, das so zart war, dass es sich mit den Fingern teilen ließ. Dann tunkte sie es auch noch gleich in die Sauce, die Amina gerade danebengestellt hatte und die verlockend rot und würzig aussah – aber leider auch sehr scharf war. So scharf, dass es Kit die Tränen in die Augen trieb. „Himmel!“, rief sie und schnappte nach Luft. „So etwas bin ich wohl nicht gewohnt.“
    „Das sehe ich.“ Schmunzelnd reichte Gerard ihr ein Glas frisches Wasser.
    Dankbar für die Erfrischung nahm Kit das Glas entgegen und unterbrach unauffällig den Blickkontakt, als Amina eine Backform auf den Tisch stellte.
    „Das ist eine meiner Leibspeisen, eine Pastilla.“ Gerards Augen leuchteten vor Vergnügen. „Ein marokkanisches Festmahl aus hauchdünnen Blätterteigschichten, die mit Fleisch, Mandelmus, hart gekochten Eiern, Kräutern und Gewürzen gefüllt werden. Amina hat sich sehr viel Mühe damit gegeben und wird sich bestimmt sehr freuen, wenn du ihr kleines Meisterwerk probierst. Aber Vorsicht: Die Füllung ist wahrscheinlich noch sehr heiß.“
    Kit nickte nur stumm. Die Pastete sah wirklich lecker aus, doch Kit war zu abgelenkt, um den Anblick richtig zu genießen. Ihr Herz schlug wieder bis zum Hals. Sie konnte ihren Blick einfach nicht von ihm abwenden. Ihn in diesem Gewand zu sehen, das seine Männlichkeit so geheimnisvoll unterstrich und in wunderbaren Farbnuancen schillerte, belegte sie wie mit einem Bann. Er sah so faszinierend und sinnlich aus – wie ein Kalif aus einer Szene in Tausendundeiner Nacht!
    Kurz schloss sie die Augen und zwang sich, tief durchzuatmen. Dies war die Wirklichkeit – die konnte sie nicht verlassen wie einen Film. Kein mächtiger Kalif würde auf einem fliegenden Teppich vorbeikommen und sie befreien. Ihre Hände zitterten. Fast war es, als kämpfe sie gegen einen inneren Widerstand. Doch tief in ihrem Innern gab es diese leise Stimme . Lass die Finger von dem Mann, er tut dir nicht gut. Wie sehr Gerard ihre Gefühle auch verwirren mochte, ihr Verstand wehrte sich dagegen.
    „Samantha? Wo bist du mit deinen Gedanken?“
    Schlagartig und entsetzt riss Kit die Augen auf. Verlegen bemerkte sie, dass er sie offenbar schon eine Weile forschend gemustert hatte. „Ich … mag diesen Namen nicht“, antwortete sie ausweichend. „Bitte, nenn mich nicht Samantha.“
    „Aber warum nicht? Mit welchem Namen hat man dich denn sonst angesprochen? Kannst du dich erinnern?“
    Sie trank einen Schluck Wein und sah ihn über den Rand ihres Glases hinweg an. Während in ihrem Kopf die Gedanken nur so durcheinanderwirbelten, schüttelte sie den

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