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Ein orientalisches Maerchen

Ein orientalisches Maerchen

Titel: Ein orientalisches Maerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Brooks
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näher in Augenschein zu nehmen. Doch alles, was sie von ihrem Bett aus sehen konnte, gefiel ihr auf den ersten Blick. Ganz offensichtlich hatte man bei der Einrichtung des Raumes nicht nur Wert auf Behaglichkeit, sondern auch auf Komfort gelegt, denn außer einem eigenen Bad gab es noch ein Ankleidezimmer mit offenen Wandschränken.
    Nachdenklich verließ Kit das Bett, dann schloss sie vorsorglich ihre Zimmertür ab. Wenige Augenblicke später stand sie auch schon im Bad und streifte sich ihr Nachthemd über den Kopf. Eine kühle Dusche war jetzt genau das, was sie brauchte. Und vielleicht bekam sie ja auch so ihre Hormone wieder unter Kontrolle.
    Zwanzig Minuten später waren Kits Lebensgeister tatsächlich neu erwacht. In ein Badetuch gewickelt, stand sie vor dem Spiegel in ihrem Zimmer und raufte sich schon zum zweiten Mal die Haare. Himmel! Was sollte sie bloß anziehen? In diesem Aufzug konnte sie ja wohl unmöglich beim Abendessen erscheinen! Und ihre eigenen Kleidungsstücke waren stark zerknittert nach der Reise. Als sie mit Gerard das Krankenhaus verlassen hatte, war sie viel zu abgelenkt gewesen, um daran zu denken, dass sie für einen längeren Aufenthalt auch noch Garderobe bräuchte. Und Make-up und Schuhe natürlich auch.
    So kam es, dass sie eine Viertelstunde später im Badetuch in das Ankleidezimmer ging und dort zuerst neugierig, dann staunend und schließlich fast ein wenig beschämt die Schubladen und Schrankfächer inspizierte. Die vielen Kleider und Hosen, europäische und orientalische, die bunte Auswahl an Kopfbedeckungen, Schuhe, Blusen – ob Colette das alles für sie gekauft hatte? Selbst auf der Suche nach Unterwäsche wurde Kit fündig, als sie eine große Schublade öffnete und darin eine Fülle hauchzarter Spitzendessous entdeckte. Und sämtliche Sachen schienen auch noch ihre Größe zu haben, einschließlich der Schuhe, wie Kit fassungslos nach der Anprobe eines klassisch-eleganten Slippers feststellte – denn er passte wie angegossen.
    Die Auswahl war wirklich wunderbar, dennoch fühlte Kit sich unbehaglich in ihrer Haut, und es fiel ihr schwer, sich zu entscheiden. Als um kurz vor acht der Gong zum Abendessen ertönte, hatte sie endlich etwas gefunden: einen schlichten Hosenanzug aus schwarzer Seide. Die fast knielange Bluse mit kurzem Arm im Stil einer Tunika aus einem kühlen, edlen Material verband europäische und orientalische Einflüsse. Die Hose fiel elegant und umschmeichelte ihre Beine fließend.
    Als Kit vor dem Spiegel in ihrem Schlafzimmer stand und sich betrachtete, war sie trotzdem immer noch sehr nervös. Immerhin, die feinen goldenen Fäden in der Seide ihrer Bluse ließen den Stoff wunderbar schimmern – und das gefiel ihr. Nur so völlig ungeschminkt fand sie sich doch etwas blass. Und ihre Ohrläppchen wirkten ohne Schmuck auch irgendwie nackt.
    Aber sie hatte weder die Zeit noch die Möglichkeit, daran jetzt etwas zu ändern, denn in diesem Moment klopfte es, und eine Frauenstimme fragte: „Wie ist es? Bist du so weit?“
    Kit atmete tief durch und öffnete die Tür. Als sie Colette erblickte, war sie froh, dass diese sich ohne Umschweife fröhlich bei ihr unterhakte und gemeinsam mit ihr über die elegant geschwungene Treppe nach unten ging, wo Gerard bereits auf sie wartete.
    „Hallo.“
    Gerard erhob sich von dem Diwan, der rechts von der Treppe in der Eingangshalle stand, und ging auf die beiden Frauen zu. Offenbar schien ihm zu gefallen, was er sah, denn er lächelte nicht nur überrascht, sondern auch erfreut. Kit spürte, wie sie errötete, obwohl sie sich gleichzeitig geschmeichelt fühlte.
    „Wenn es den beiden Damen nichts ausmacht, mit mir allein als männlichem Begleiter vorliebzunehmen, dann könnten wir jetzt mit dem Abendessen beginnen.“ Galant bot er beiden den Arm.
    Kit hakte sich stumm ein, dabei wäre sie am liebsten wieder nach oben auf ihr Zimmer gelaufen. Wie sollte sie den Abend in seiner Nähe bloß überstehen? Schon jetzt wurde ihr heiß und kalt. Und das hatte nicht nur etwas damit zu tun, wie stark und maskulin er in seinem prachtvollen arabischen Gewand aussah.
    „Hast du schon einmal traditionell marokkanisch gegessen?“, fragte er Kit, während er sie durch die geräumige Vorhalle zum Speisezimmer führte.
    „Ich … weiß nicht, aber ich glaube nicht.“ Die Berührung seines Arms auf ihrer Haut wirkte wie ein Stromschlag und brannte …
    Hör auf damit! Er ist nur ein Mann – keine Katastro phe! Geh einfach weiter.

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