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Ein orientalisches Maerchen

Ein orientalisches Maerchen

Titel: Ein orientalisches Maerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Brooks
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miteinander. Hier und da gab es lauschige, von Efeu überwucherte Pavillons und andere verwunschene Zufluchtsorte. Obwohl das Terrain gar nicht so groß war, verliehen ihm seine Blickachsen und seine naturbelassene Anlage Weitläufigkeit.
    „Na, ist meine Überraschung gelungen?“ Sie hatten den Weg verlassen und standen unter einer mächtigen Zeder, um die herum eine Bank gezimmert war. „Meine Mutter hat viele der Bäume hier selbst angepflanzt. Sie liebte diesen leicht verwilderten Charme, den du in den meisten marokkanischen Ziergärten vergeblich suchst.“
    „Ja, es ist wirklich ein kleines Paradies“, sagte sie wie entrückt. Dann konnte sie der Verlockung nicht mehr widerstehen und setzte sich. Für einen Moment schloss sie die Augen und riss sie gleich entsetzt wieder auf, als er sich dicht neben ihr niederließ.
    Gerard war bestimmt kein Mann, dessen körperliche Nähe sie gleichgültig ließ. Im Gegenteil – ihn hier in dieser paradiesischen Natur zu erleben, hatte sie so aufgewühlt, wie sie es nie für möglich gehalten hätte. Mit seinen dunklen Augen und in seinem schillernden Gewand wirkte er wie ein Geschöpf der Nacht, das perfekt mit seiner Umgebung harmonierte – geheimnisvoll und gefährlich.
    Eine Weile saßen sie nur schweigend da. Kit war durcheinander und empfand gleichzeitig die Stille als immer unbehaglicher.
    „Und? Wie ist es, hast du dich an etwas erinnern können?“, meinte er schließlich. Fast hatte es den Anschein, als hätte auch er nach Worten gesucht, um ein Gespräch in Gang zu bringen.
    Sie schüttelte den Kopf. „Eigentlich nicht.“
    „Hast du es denn versucht, ich meine …“
    „Natürlich habe ich das!“, fiel sie ihm frostig ins Wort, um die aufgeladene Atmosphäre abzukühlen. „Glaubst du vielleicht, mein jetziger Zustand macht mir Spaß?“
    Er zuckte mit den Achseln. „Versuch doch mal, alles etwas leichter zu nehmen.“ Seine tiefe Stimme klang ungerührt. Doch als Kit zu ihm aufsah, warf er ihr einen Blick zu, der ihr etwas anderes sagte. Es war nur ein kurzes Aufflackern, dann hatte er sich wieder im Griff. Aber dieses seltsame Funkeln … konnte das nicht nur bedeuten, dass er sie wollte? Aber dann … begehrte er sie ja! Diese Erkenntnis machte sie schwindelig. Aber … Nein! Sie musste sich getäuscht haben.
    Sicherheitshalber rückte Kit dennoch ein wenig von ihm ab. „Ehrlich gesagt, habe ich mir das alles …“, sie zog die Beine hoch, umschlang mit den Armen ihre Knie, „… etwas einfacher vorgestellt. Und ich glaube, ich habe auch Angst.“
    Das durfte doch nicht wahr sein! Sie wusste nicht, was sich hinter der charmanten Fassade ihres Gastgebers verbarg, und sie offenbarte ihm so etwas Persönliches? Was war bloß in sie gefahren?
    Jetzt hatte sie auch noch das Gefühl, ihren Kopf an seine starke Schulter legen zu wollen. Was für ein Klischee! Aber die Sehnsucht, all ihre Ängste und Sorgen mit jemandem teilen zu können, ließ sich nicht leugnen. Schön blöd und selbst schuld!, meldete sich prompt ihre innere Stimme zu Wort. Unwillkürlich verstärkte sie den Griff ihrer Arme um ihre Knie und senkte den Kopf.
    „Wenn du Angst hast, dann fahr deine Krallen aus, Catwoman“, raunte er.
    „Lass endlich diesen Vergleich – ich bin keine Katze!“, zischte sie ihm zu, ohne den Kopf zu heben.
    Er sagte nichts. Blieb einfach nur neben ihr sitzen und wartete.
    Irgendwann würde sie gezwungen sein, ihn anzusehen. Das wusste sie. Verdammt, und dann würde er sie …
    Mit klopfendem Herzen riskierte sie einen Blick. Nur einen klitzekleinen. Da lächelte er … wieder mit diesem unergründlichen Funkeln in seinen Augen. Und sie wusste – jetzt gab es kein Zurück mehr. Irgendwie wollte sie das auch nicht. Sie saß nur da und ließ ihn gewähren, als er ganz sanft ihre Arme aus der Umklammerung löste. Ja, sie nahm sogar die Beine herunter, um ihm entgegenzukommen.
    Und dann zog er sie zu sich heran. Liebkoste ihr Kinn mit seinen Fingerspitzen, senkte seinen Kopf und – küsste sie. Zärtlich und sinnlich und ausdauernd. Er wusste genau, wie er sie entspannen konnte. Streifte mit seinen Lippen ihre Wangen, knabberte an ihren Ohrläppchen, suchte wieder ihren Mund. Und küsste sie erneut, zog sie in seinen Bann, bis sie zitterte. In einem letzten Widerstand hob sie die Hände, um ihn von sich zu schieben. Doch er schlang die Arme um sie und hielt sie sanft fest. Und sie schmolz dahin. Atemlos und mit leicht geöffnetem Mund. Unwillkürlich

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