Ein Ort für die Ewigkeit
geschmacklos finden, aber dazu gehört auch, daß erwachsene Frauen die Kleider von Schülerinnen tragen, um gewissen männlichen Phantasien und Wünschen gerecht zu werden. Ebenfalls gehört dazu das Vorspielen von Gewalttätigkeit. Diese Beweisstücke zeigen also für sich allein genommen überhaupt nichts.
Das bringt uns zur zweiten Anklage, wegen Mordes. Aber wieder gibt es keine Zeugen. Die Staatsanwaltschaft sah sich nicht in der Lage, auch nur eine einzige Person zu finden, die aussagen kann, daß Philip Hawkin ein gewalttätiger Mann ist. Nicht ein einziger Zeuge hat erklärt, daß Hawkin in seinem Benehmen seiner Stieftochter gegenüber anders als normal war. Es gibt nicht nur keine Zeugen, sondern es gibt auch keine Leiche. Nicht nur keine Leiche, es gibt auch kein Blut am angeblichen Tatort. Das erste Verbrechen mit einer Schußwaffe in der Geschichte der Kriminaltechnik, das keine Spuren am angeblichen Tatort hinterlassen hat. Soweit die Staatsanwaltschaft weiß, könnte Alison Carter weggelaufen sein und am Rand der Gesellschaft irgendwie überleben. Ohne Blut, ohne eine Leiche, wie kann die Anklage Philip Hawkin Mord vorwerfen? Wie können sie es wagen, ihm einen Mord zur Last zu legen?
Sie haben lediglich eine Kette von Indizien. Es ist bekannt, daß eine Kette nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied. Was sollen wir mit einer Kette anstellen, die nur aus schwachen Gliedern besteht? Lassen Sie uns die Beweise Stück für Stück betrachten und auf Stichhaltigkeit überprüfen. Ich bin überzeugt, meine Damen und Herren Geschworenen, daß Sie es danach unmöglich finden werden, Philip Hawkin weder des einen noch des anderen schrecklichen Verbrechens schuldig zu sprechen, derentwegen er angeklagt ist.
Sie haben zwei Zeugen gehört, die aussagten, an dem Nachmittag, als Alison verschwand, hätten sie Philip Hawkin auf dem Feld zwischen dem Waldstück, wo Alisons Hund gefunden wurde, und dem Wäldchen gesehen, wo später Spuren eines Handgemenges entdeckt wurden. Ich will keineswegs behaupten, daß einer der Zeugen oder beide lügen. Ich glaube, sie sind beide überzeugt, daß sie nichts als die Wahrheit sagen.
Aber ich weise darauf hin, daß in einer kleinen Bauerngemeinde wie Scardale ein Winternachmittag dem anderen ähnelt. Es wäre nicht schwer, Dienstag mit Mittwoch zu verwechseln. Nun, vergessen Sie nicht, daß alle in Scardale von Alison Carters Verschwinden verwirrt und aufgeregt waren. Wenn jemand mit Autorität, wie zum Beispiel ein Polizeibeamter, nachdrücklich andeutet, daß ein Fehler gemacht wurde, und die Korrektur dieses Fehlers helfen würde, das Rätsel zu lösen, wäre es da so verwunderlich, daß Zeugen sich bereitfinden, diesem Vorschlag zu folgen? Vor allem da es bedeuten würde, die Schuld außerhalb der Gemeinde dieser eng miteinander verbundenen Bewohner zu suchen und den Verdacht auf den Mann zu lenken, den sie alle als Außenseiter wahrnahmen, ihren neuen und heftig abgelehnten Squire Philip Hawkin? Lassen Sie uns nicht vergessen, meine Damen und Herren, wenn Philip Hawkin am Galgen endet, geht Scardale und alles, was dazugehört, auf seine Frau über, die ganz eindeutig eine der ihren ist.
Als nächstes kommen wir zur Aussage von Mrs. Hawkin selbst. Und was immer sie auch dagegen vorbringt, lassen Sie uns nicht vergessen, daß sie immer noch Mrs. Hawkin ist. Sie mögen denken, daß schon allein die Tatsache für sich spricht, daß sie gegen ihn auszusagen bereit ist. Was könnte schließlich eine Frau, die erst achtzehn Monate verheiratet ist, dazu bewegen, die Anklage gegen ihren Mann zu unterstützen, wenn nicht zwingend überzeugende Beweise? Sagt es uns nicht etwas über den Angeklagten, daß sie gegen ihn aussagte, obwohl doch die Ausgangslage der Staatsanwaltschaft so schwach ist?
Nein, meine Damen und Herren, das tut es nicht. Es sagt uns nur, daß es keine stärkere Bindung für eine Frau gibt als die Mutterbindung.
Mrs. Hawkins Tochter verschwand am Mittwoch, den elften Dezember. Sie ist verzweifelt. Sie ist außer sich. Sie ist verwirrt. Der einzige Mensch, der ihr Hoffnung zu bieten scheint, ist ein junger Detective Inspector, der sich mit Leidenschaft und Engagement auf den Fall stürzt. Er ist immer zur Stelle. Er ist mitfühlend und mit Leib und Seele bei der Sache. Aber er kommt nicht voran. Schließlich entsteht bei ihm der Verdacht, daß der Ehemann die Hand bei Alisons Verschwinden im Spiel gehabt haben könnte. Und seine Entschlossenheit wächst,
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