Ein Ort für die Ewigkeit
Lage besser einschätzen können, wenn wir gehört haben, was Alison selbst sagt.«
»Tu, was du kannst.« Georges Stimme wurde leiser. »Ich bin jetzt müde. Du solltest wohl gehen.«
Tommy stand auf. »Ich werde mein Bestes tun.«
George nickte. »Das hast du immer getan, Tommy. Es gibt keinen Grund, jetzt etwas anderes von dir zu erwarten.«
Tommy fühlte sich zwanzig Jahre älter als am Tag zuvor; er verließ das Zimmer und sah einem Treffen entgegen, das er in dieser Welt nicht mehr erwartet hätte. Das letzte Mal hatte er diese Last auf seinen Schultern gespürt, als der Prozeß gegen Philip Hawkin vorbereitet wurde. Diesmal, hoffte er, würde er es besser machen.
7
August 1998
D as Wetter war umgeschlagen, und der Himmel war wieder trostlos grau mit heftigen Schauern dazwischen, Hauptkennzeichen dieses Sommers. Als sie die Straße nach Scardale hinunterfuhren, ergoß sich plötzlich ein Platzregen auf den Wagen und verwandelte die Asphaltstraße vor ihnen in eine wirbelnde, flache Wasserfläche.
»Wunderbarer Tag für unser Unternehmen«, sagte Tommy lakonisch. Er war von verschiedenen Gefühlen hin- und hergerissen. Aus Neugier wünschte er sich die endgültige Enthüllung der Wahrheit, aber er fürchtete die möglichen Folgen dieser Entdeckung. Er fühlte sich George und seiner Familie gegenüber verantwortlich, war aber unsicher, ob er dieser Verpflichtung gerecht werden konnte. Und er hatte tiefes Mitgefühl mit der Frau, deren Zufluchtsort sie zerstören würden. Er wünschte sich von ganzem Herzen, George hätte sich nie bereit erklärt, das Schweigen zu brechen, oder hätte eine weniger intelligente und hartnäckige Journalistin für die Zusammenarbeit ausgewählt.
Catherine ihrerseits erlaubte sich nicht, über etwas anderes nachzudenken als darüber, wie sie Janis Wainwright dazu bringen könnte, die Wahrheit zu sagen. Danach würde genug Zeit sein, zu überlegen, was sie mit den gesammelten Informationen machen sollte. Ihre Aufgabe war es jetzt, dafür zu sorgen, daß sie sich, welche Entscheidung später auch getroffen würde, auf eine vollständige Faktengrundlage stützen konnte. Sie kontrollierte, ob mit dem kleinen Kassettenrecorder in der Tasche ihres Leinenblazers alles stimmte. Sie mußte nur zwei Tasten drücken und würde eine perfekte Aufnahme davon bekommen, was Janis Wainwright – oder vielmehr Alison Carter – zu sagen hatte.
Sie fuhren vor dem Gutshaus vor, Catherine parkte in der Einfahrt, damit Janis nur zu Fuß entkommen konnte. Schweigend warteten sie das Ende des Schauers ab und gingen dann über den nassen Grasweg, wo ihre Schritte vor der Küchentür glucksende Geräusche machten.
Tommy ließ den Klopfer gegen die Tür fallen. Sie wurde fast augenblicklich aufgemacht. Ohne das hinderliche Sonnenlicht konnte Catherine die Frau, die ihnen mit argwöhnischem Blick gegenüberstand, genau erkennen. Die Narbe war nicht zu übersehen. Fast zweifelsfrei war dies Alison Carter. Die Frau wollte etwas sagen, aber Tommy hielt abwehrend die Hand hoch und schüttelte den Kopf. »Ich bin Tommy Clough, früher Detective Sergeant Clough. Wir möchten gern reinkommen und kurz mit Ihnen sprechen.«
Die Frau schüttelte den Kopf. Die Tür begann sich langsam zu schließen. Tommy legte seine große Hand dagegen, er stieß sie nicht direkt zurück, verhinderte aber, daß sie sie aussperren konnte, außer wenn sie mit ganzer Kraft dagegen drücken würde. »Schlagen Sie uns nicht die Tür vor der Nase zu, Alison«, sagte er mit fester, aber ruhiger Stimme. »Denken Sie daran, Catherine ist Journalistin. Sie weiß schon genug, um diese eine Version der Geschichte zu schreiben. Es gibt für ein Mordkomplott keine Verjährung. Und was Catherine jetzt bereits schreiben kann, genügt, um Sie strafrechtlich zu verfolgen.«
»Ich habe nichts zu sagen«, antwortete sie schnell, panische Angst in ihrem verschlossenen Gesicht, während sie die Hand, ohne es zu merken, langsam zur Wange hob.
Manchmal, dachte Catherine, schien Brutalität die einzig wirksame Strategie. »Ist schon gut«, sagte sie. »Ich werde einfach zusehen müssen, was Helen mir sagen kann.«
Die Augen der Frau blitzten verärgert auf, dann zog sie die Schultern hoch und ließ sie resigniert wieder sinken. Sie trat zur Seite und hielt die Tür auf, wie ihre Mutter es wohl zuvor Hunderte von Malen getan haben mußte. »Es ist wohl besser, daß ich den Unsinn korrigiere, den Sie zu wissen glauben, als daß Sie Helen grundlos
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