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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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dachte er, sie sehe aus, als habe sie genauso schlecht geschlafen wie er. »Sie sind früh dran«, sagte sie und trat zurück, um ihn hereinzulassen. »Alison wird sich nicht freuen, uns zu dieser Tageszeit zu sehen.«
    »Wir fahren noch nicht nach Scardale«, sagte er.
    »Nicht?«
    »Nein. Ich habe Anne versprochen, heute früh ins Krankenhaus zu kommen. Ich will das zuerst tun. Und ich möchte, daß Sie mich hinfahren«, sagte Tommy und nahm den Toast von Catherines Teller.
    »Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause«, sagte sie und war überrascht, daß sie eher amüsiert als gereizt war. »Ich verstehe. Sie trauen mir nicht, daß ich warte, bis Sie zurück sind. Sie glauben, ich werde allein losjagen und die ganze Geschichte aus Alison herausholen.«
    Tommy schüttelte den Kopf. »Komischerweise haben Sie unrecht. Gibt’s noch Toast?«
    »Ich mache noch welchen.«
    Er folgte ihr in die Küche. »Es ist nicht so, daß ich Ihnen nicht traue. Es hat damit zu tun, daß ich nicht mehr so jung bin, wie ich früher war. Ich bin gestern mehr gefahren, als ich zu Hause durchschnittlich in einem ganzen Monat fahre, und ich schlafe nie gut in fremden Betten. Kurz und gut, ich würde lieber gefahren werden, als den ganzen Weg nach Derby und zurück selbst zu fahren.«
    Sie steckte zwei Scheiben Brot in den Toaster und sagte beifällig: »Guter Spruch, Tommy. Ich hätte Ihnen fast geglaubt.« Sie grinste über seinen gekränkten Blick. »Ist schon in Ordnung, natürlich fahre ich Sie nach Derby. Was immer Janis Wainwright zu sagen hat, wird sich zwischen jetzt und dann nicht ändern.«
    Sie sprachen wenig auf der Fahrt nach Derby. Sie waren beide in ihre Gedanken vertieft. Catherine zerbrach sich noch den Kopf wegen einer Strategie für das Treffen, das ihnen in Scardale bevorstand. Sie war bis lange nach Mitternacht aufgeblieben, hatte geraucht, getrunken und nachgedacht. Sie hatte immer geglaubt, daß der Erfolg eines Interviews zum größten Teil davon abhing, wie gründlich die Vorbereitung war. Aber wie sie die Sache auch drehte und wendete, sie konnte keinen Ansatz finden, wie sie mit dem, was sie und Tommy jetzt wußten, unweigerlich zur Wahrheit finden würden. Janis Wainwright hatte immer noch zuviel zu verlieren.
    Die erste Überraschung des Tages gab es, als Tommy der Schwester der Intensivstation mitteilte, er sei gekommen, um seinen Schwager George Bennett zu besuchen. »Er ist nicht mehr hier«, sagte die Schwester und sah auf einem Klemmbrett auf ihrem Schreibtisch nach.
    Einen Augenblick fühlte Tommy, wie sich sein eigenes Herz zusammenzog. »Das kann nicht stimmen. Er ist gestern abend zu sich gekommen. Ich habe gesehen, wie er die Augen aufschlug.«
    Die Schwester lächelte. »Das stimmt. Wir haben ihn auf eine andere Station verlegt, weil er jetzt außer Lebensgefahr ist.« Sie schickte sie zur Station für Herzkranke, wohin George verlegt worden war.
    »Takt und Diplomatie im staatlichen Gesundheitswesen«, sagte Catherine trocken.
    Sie gingen um die Ecke des Korridors und fanden das Zimmer, das sie suchten. Tommy schaute durch das Fenster an der Tür. Es war ein Vierbettzimmer, zwei Betten nicht belegt. Er sah Anne zwischen Bett und Fenster sitzen, so daß sie den Blick auf den Liegenden versperrte. Tommy wandte sich an Catherine. »Ich glaube, Sie sollten draußen warten.«
    Zögernd willigte sie ein. »Im sechsten Stock ist ein Café. Ich warte dort auf Sie.« Sie nahm den Kassettenrecorder aus ihrer Tasche. »Ich nehme an, es ist nicht …?«
    Tommy schüttelte den Kopf. »Das bleibt unter uns, George und mir. Sie brauchen sich aber keine Sorgen zu machen. Ich werde Sie nicht anlügen.«
    Er sah hinter ihr her, als sie auf den Aufzug zuging, dann straffte er die Schultern und stieß die Tür auf. Als er näher kam, konnte er Georges Gesicht sehen. Es war schwer zu glauben, daß dies derselbe Mann war, der letzte Nacht schon fast wie eine Leiche gewirkt hatte. Obwohl er erschöpft schien, lag etwas Farbe auf seinen Wangen, und die dunklen Ringe unter den Augen waren nicht mehr so ausgeprägt. Als er Tommy sah, erhellte sich sein Gesicht, und er lächelte breit.
    »Tommy Clough«, sagte George mit schwacher Stimme, aber offensichtlich erfreut. »Und ich hab gedacht, ich wäre gestorben und in die Hölle gekommen, als ich die Augen aufgemacht habe und du auf mich runtersahst.«
    Tommy umschloß mit beiden Händen die Hand seines früheren Chefs. »Ich nehme an, es war der Schock, meine Stimme zu hören, der

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