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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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ihnen reden. Und ich werde es bei der Pressekonferenz erwähnen.«
    »Pressekonferenz?« fragte Lucas argwöhnisch. Er hatte dem Professor bisher zögernd zugestimmt, aber jetzt sah es so aus, als wolle George Bennett Alison Carters Fall nutzen, um sich einen Namen zu machen. Eine solche Handlung konnte den Sergeant nicht beeindrucken.
    George nickte. »Ich habe schon mit der Kreispolizei gesprochen und gebeten, daß sie hier für zehn Uhr eine Pressekonferenz organisiert. Wir brauchen jede Unterstützung, die wir bekommen können, und die Presse kann die Leute schneller erreichen als wir. Es würde Wochen dauern, bis wir mit jedem Verbindung hätten, der gestern auf dem Markt in Leek war, und dann hätten wir sogar noch viele ausgelassen. Wenn die Presse die Information bringt, wird fast jeder in wenigen Tagen wissen, daß ein Mädchen vermißt wird. Zum Glück kommt heute der
High Peak Courant
heraus, und sie sollten die Nachricht bis zum Spätnachmittag auf die Straße bringen können. Die Öffentlichkeit ist in Fällen wie diesem sehr wichtig.«
    »Sie scheint unseren Kollegen in Manchester und Ashton nicht viel gebracht zu haben«, meinte Lucas skeptisch, »außer die Zeit der Polizei zu verschwenden, weil sie falsche Spuren verfolgt haben.«
    »Wenn sie weggelaufen ist, wird es dadurch schwerer für sie, sich versteckt zu halten. Und wenn jemand sie entführt hat, verbessert es unsere Chancen, einen Zeugen zu finden«, sagte George bestimmt. »Ich habe mit Polizeichef Martin gesprochen, und er ist derselben Meinung. Er kommt selbst zur Pressekonferenz her. Und er hat bestätigt, daß ich die gesamte Verantwortung für den Einsatz habe«, fügte er hinzu, allerdings etwas verlegen bei diesem Beweis seiner Entschlossenheit.
    »Das ist vernünftig«, sagte Lucas. »Sie waren ja von der ersten Minute an hier.« Er stand auf, schob seinen Stuhl zurück und beugte sich vor, um seine Zigarette auszudrücken. »Sollen wir also nach Buxton zurückfahren? Ich glaube, hier können wir jetzt nicht viel ausrichten. Wenn um sechs die Kollegen von der Tagschicht kommen, können sie alles aufbauen.«
    Im stillen stimmte ihm George zu. Trotzdem wollte er nicht weggehen. Andererseits wollte er auch nicht, daß es aussah, als wolle er auf seiner Autorität herumreiten, indem er ohne guten Grund von ihnen verlangte, dazubleiben. Zögernd folgte er Lucas und Grundy ins Freie zum Wagen. Auf dem Rückweg wurde wenig gesprochen, bis sie Grundy absetzten, und noch weniger während der sieben Meilen zurück nach Buxton. Beide Männer waren erschöpft und jeder durch seine eigenen Befürchtungen beunruhigt.
    Als sie zur Kreispolizei in Buxton zurückkamen, setzte George den Sergeant dort ab, wo er eine Liste von Anordnungen für die Kollegen der Tagschicht und für die zusätzlich aus anderen Teilen der Grafschaft zusammengezogenen Polizeibeamten tippen sollte. Er setzte sich ans Steuer seines Wagens und fröstelte, als ihm beim Anlassen ein kalter Luftstoß aus den Lüftungsschlitzen des Armaturenbretts entgegenblies. Nach weniger als zehn Minuten hielt er vor dem Haus an, das die Polizei von Derbyshire für einen verheirateten Mann in seiner Position für angemessen hielt. Die mit Steinplatten verkleidete Hälfte eines Doppelhauses mit vier Zimmern lag dank der scharfen Straßenbiegung in einem großzügigen Garten. Von der Küche und den Fenstern des hinteren Schlafzimmers hatte man einen Blick auf den Wald von Grin Low, der sich an der Hügelkette bis zum Axe Edge und zu den rauhen Moorflächen hinzog, wo Derbyshire unmerklich in Staffordshire und Cheshire überging.
    George stand im Mondlicht in der Küche und sah auf die unwirtliche Landschaft hinaus. Er hatte pflichtbewußt die Brote aus dem Kühlschrank genommen und sich eine Kanne Tee gemacht, aber nicht einen Bissen gegessen. Er hätte nicht einmal sagen können, womit die Brote belegt waren. Auf dem Tisch lag ein dünner Stapel Weihnachtskarten, den Anne für ihn hingelegt hatte, aber er beachtete ihn nicht. Er hielt die dünnwandige Porzellantasse in seiner breiten Hand und erinnerte sich, wie schwer gezeichnet Ruth Hawkins Gesicht ausgesehen hatte, als er den Hund zurückgebracht und ihre einsame Wache unterbrochen hatte.
    Sie hatte am Spülbecken in der Küche gestanden und in die Dunkelheit hinter dem Haus hinausgestarrt. Jetzt, wo er darüber nachdachte, fragte er sich, wieso sie nicht die Seite vor dem Haus beobachtete. Schließlich würde Alison, falls sie zurückkäme,

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