Ein Ort für die Ewigkeit
zurück.
»Das ist der Scarlaston«, hörte er Millers Stimme hinter sich. »Ich wußte, daß er in dieser Gegend hier entspringt. Komischer Fluß. Ich habe gehört, daß er einfach so aus der Erde rauskommt. Wenn wir einen heißen Sommer haben, verschwindet er ganz.«
»Wohin fließt er?« fragte George.
»Ich weiß nicht genau. Ich glaube, entweder mündet er in den Derwent oder den Manifold, ich hab’s vergessen. Man müßte auf einer Karte nachsehen.«
George nickte. »Wenn Alison also aus der Lichtung hinausgetragen wurde, würden wir hier ihre Spur sowieso verlieren.« Er seufzte, wandte sich ab und leuchtete mit dem Lichtkegel der Taschenlampe seine Uhr an. Es war fast Viertel vor zehn. »In der Dunkelheit können wir nicht mehr tun. Gehen wir ins Dorf zurück.«
Er mußte Shep praktisch mit Gewalt vom Ufer des Scarlaston wegziehen. Als sie langsam nach Scardale zurückgingen, grübelte George über Alisons spurloses Verschwinden nach. Alles war so unlogisch. Wenn jemand brutal genug war, ein junges Mädchen zu entführen, würde er doch bestimmt einem Hund gegenüber keine Gnade zeigen? Besonders gegenüber einem so lebhaften Hund wie Shep. Er konnte sich nicht vorstellen, daß ein Hund mit dem Temperament dieses Collies es sich gefallen ließ, daß man ihm Heftpflaster um die Schnauze band. Außer wenn Alison selbst es getan hätte?
Wenn es Alison gewesen war, hatte sie dann aus eigener Initiative gehandelt oder war sie gezwungen worden, ihren Hund ruhigzustellen? Und wenn sie es aus eigenem Antrieb getan hatte, wo war sie dann jetzt? Wenn sie hatte weglaufen wollen, warum hatte sie nicht den Hund zu ihrem Schutz mitgenommen, wenigstens bis die Dämmerung anbrach? Je mehr er darüber nachdachte, desto weniger verstand er.
George trottete aus dem Wald heraus und über die Felder, der Hund folgte ihm widerwillig. Er fand Sergeant Lucas und PC Grundy im Gespräch, die sich im Schein einer am Landrover hängenden Sturmlaterne unterhielten. Er erklärte ihnen kurz die Szene im Wald. »Es bringt nichts, im Dunkeln dorthin zu stapfen«, sagte er. »Ich glaube, am besten sollten wir zwei Mann Wache stehen lassen, bis es hell wird und wir den Wald Zentimeter für Zentimeter absuchen können.«
Beide Männer sahen ihn an, als sei er verrückt. »Bei allem Respekt, Sir, wenn Sie nicht wollen, daß die Dörfler in den Wald gehen, hat es wenig Sinn, zwei Männer hinzustellen, die sich auf den Feldern Frostbeulen holen«, sagte Lucas müde. »Die Einheimischen kennen das Land hier besser als wir. Wenn die in den Wald wollen, kommen sie auch dorthin, ohne daß wir eine Ahnung davon haben. Außerdem glaube ich, es gibt keinen einzigen hier, der sich nicht schon zum freiwilligen Suchdienst gemeldet hat. Wenn wir ihnen sagen, was los ist, werden sie die letzten sein, die eventuelle Spuren zerstören.«
George erkannte, daß er recht hatte. »Was ist mit Leuten von außerhalb?«
Lucas zuckte die Schultern. »Wir brauchen nur einen Posten auf der Straße am Tor aufzustellen. Ich glaube, keiner findet es so dringend, daß er vom nächsten Tal zu Fuß herüberkommt. Der Weg am Ufer des Scarlaston ist immer ein Risiko, und dann erst in einer frostigen Winternacht.«
»Ich verlasse mich gern auf Ihr Urteil, Sergeant«, sagte George. »Ich nehme an, Ihre Männer haben die Häuser und Nebengebäude durchsucht?«
»Richtig. Keine Spur von einem Mädchen«, sagte Lucas und versuchte, sein von Natur aus fröhliches Gesicht so düster wie möglich aussehen zu lassen. »Der Bau hinter dem Gutshaus, da entwickelt der Squire seine Fotos. Auch da ist kein Platz, wo sich ein Mädchen verstecken könnte.«
Bevor George antworten konnte, tauchten Clough und Cragg aus dem Schatten auf der Dorfwiese auf. Beiden schien es so kalt zu sein wie ihm, sie hatten die Krägen ihrer schweren Wintermäntel gegen den kalten Wind, der durchs Tal pfiff, hochgeschlagen. Cragg blätterte in seinem Notizbuch. »Haben Sie etwas Neues entdeckt?« fragte George.
»Nicht der Rede wert«, klagte Clough und bot allen in der Runde seine Zigaretten an. Nur Cragg nahm eine. »Wir haben mit allen gesprochen, einschließlich der Cousine und dem Cousin, mit denen sie von der Schule heimkam. Mrs. Kathy Lomas war an der Reihe, sie am Ende der Straße abzuholen, und das tat sie wie gewöhnlich. Sie sah das Mädchen zum letzten Mal, als es durch die Küchentür ins Gutshaus ging. Die Mutter hat also die Wahrheit gesagt, daß die Kleine unbeschadet heimgekommen
Weitere Kostenlose Bücher