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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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vermutlich über die Wiese und die Felder zurückkehren, auf die sie vorher zugegangen war. Und eventuelle Nachrichten über etwas Neues würden auch aus dieser Richtung kommen. Vielleicht konnte Ruth Hawkin es nicht ertragen, die vertraute Aussicht von Polizisten versperrt zu sehen.
    Warum auch immer, sie hatte aus dem Fenster gestarrt und ihrem Mann und der Polizistin den Rücken zugekehrt, die immer noch verlegen am Küchentisch saß, um ihr Mitgefühl auszudrücken, was aber offensichtlich unerwünscht war. Ruth hatte sich nicht einmal gerührt, als er die Tür öffnete. Erst beim Klicken der Hundekrallen auf den Steinplatten hatte sie ihren Blick vom Fenster losgerissen. Als sie sich umwandte, warf sich der Hund zu Boden, winselte und kroch bäuchlings auf Ruth zu.
    »Wir haben Shep im Wald angebunden gefunden«, hatte George gesagt. »Jemand hatte ihre Schnauze zugeklebt. Mit Heftpflaster.«
    Ruth riß die Augen auf, und ihr Mund blieb offen, als könne sie ihn vor Schmerz nicht mehr schließen. »Nein«, wandte sie schwach ein, »das kann doch nicht wahr sein.« Sie kniete sich neben die Hündin, die sich unterwürfig wand und um sie herumlief, als wolle sie sich entschuldigen. Ruth schmiegte ihr Gesicht an das dichte Fell am Hals und drückte sie an sich, als wäre sie ein Kind. Die lange rosa Zunge leckte ihr Ohr ab.
    George sah zu Hawkin hinüber. Der Mann schüttelte den Kopf und schien wirklich verblüfft. »Das verstehe ich nicht«, sagte er. »Der Hund gehört Alison. Er hätte es nie zugelassen, daß ihr jemand ein Haar krümmt.« Er lachte freudlos, fast bellend. »Ich habe einmal die Hand gegen sie erhoben, und der Hund hatte meinen Ärmel zwischen den Zähnen, bevor ich sie auch nur berühren konnte. Der einzige Mensch, der das hätte tun können, wäre Alison selbst. Ich würde nicht einmal garantieren, daß ich oder Ruth so etwas geschafft hätten, und schon gar nicht ein Fremder.«
    »Alison hatte möglicherweise keine Wahl«, sagte George behutsam.
    Ruth schaute auf; in ihrem Gesicht zeichnete sich die Erkenntnis ab, daß ihre Ängste vielleicht Wirklichkeit werden könnten. »Nein«, sagte sie mit heiserer, flehender Stimme. »Nicht meine Alison. Bitte, lieber Gott, nicht meine Alison.«
    Hawkin stand auf und ging durch den Raum zu seiner Frau. Er sank in die Hocke und legte ungeschickt einen Arm um ihre Schultern. »Du darfst dich nicht so aufregen, Ruth«, sagte er mit einem kurzen Blick zu George. »Das hilft Alison doch nicht. Wir müssen stark sein.« Hawkin schien verlegen, daß er Besorgnis um seine Frau zeigen mußte. George hatte viele Männer erlebt, die ihre Gefühle nicht gern zeigten, aber selten einen, der so befangen war.
    Ruth Hawkin tat ihm sehr leid. Mehr als einmal hatte George eine Ehe unter dem Druck einer folgenschweren Ermittlung zerbrechen sehen. Er war weniger als eine Stunde mit diesem Paar zusammengewesen, aber er wußte instinktiv, daß er nicht nur einen Riß in ihrer Beziehung, sondern einen entscheidenden Bruch miterlebt hatte. Es war in einer Ehe immer schwer, wenn man entdeckte, daß der Mensch, den man geheiratet hatte, einen enttäuschte, aber für Ruth Hawkin, die erst vor kurzem geheiratet hatte, war diese Entdeckung in den Stunden der Angst um ihre verschwundene Tochter doppelt schlimm.
    Fast ohne nachzudenken, kauerte George sich nieder und legte eine Hand auf Ruths Hände. »Wir können jetzt sehr wenig tun, Mrs. Hawkin. Aber wir unternehmen alles, was in unserer Macht steht. Wenn es hell wird, werden meine Männer das ganze Tal vom einen Ende zum anderen absuchen. Ich verspreche Ihnen, daß ich Alison nicht aufgeben werde.« Ihre Blicke trafen sich, und er spürte, wie sie sich mit heftigen Gefühlen, die viel zu kompliziert waren, als daß er sie entwirren konnte, an ihn zu klammern schien.
    Als er jetzt auf das Moor hinausstarrte, wußte George plötzlich, daß es ihm unmöglich sein würde, in dieser Nacht zu schlafen. Er wickelte die Brote in Wachspapier, füllte eine Thermosflasche mit heißem Tee und ging leise die Treppe hinauf, um seinen elektrischen Rasierapparat aus dem Bad zu holen.
    Auf dem Treppenabsatz hielt er inne. Die Tür zum Schlafzimmer war angelehnt, er konnte nicht widerstehen und wollte nur einen schnellen Blick auf Anne werfen. Mit den Fingerspitzen drückte er die Tür etwas weiter auf. Ihr Gesicht war ein blasser Fleck auf dem leuchtenden Weiß des Kissens. Sie lag auf der Seite, eine Hand zur Faust geballt neben sich auf dem

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