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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sagte sie. »Selbst wenn er Alison gesehen und sie ihn an Ruth erinnert hätte, hätte sie ihn nur zurückzuschubsen brauchen. Er ist feige. Verschwenden Sie Ihre Zeit nicht mit Peter, und lassen Sie nicht einen Schuldigen davonkommen.«
    »Sie scheinen sicher zu sein, daß jemand Alison das angetan haben muß, was immer mit ihr geschehen ist«, sagte Clough und stand auf, hielt aber bewußt sein offenes Notizbuch weiter bereit.
    Ihr Gesicht wurde sofort steinern, die Augen schmal, sie preßte den Mund zu, um die Nase erschienen Falten. »Was ich denke und was Sie wissen, das sind völlig verschiedene Dinge. Sehen Sie zu, daß Sie sie ein bißchen näher zusammenbringen, Sergeant Clough. Dann werden wir vielleicht alle erfahren, was unserem Mädchen passiert ist.« Sie sah zur Uhr hoch. »Ich dachte, Sie hätten gesagt, Sie würden mit Squire Hawkin sprechen?«
    »Das werden wir auch«, sagte George.
    »Da sollten Sie sich aber beeilen. Er hat sein Essen gern genau um sechs auf dem Tisch, und ich kann mir nicht vorstellen, daß er Ihnen zuliebe davon abweicht.«
    Sie gingen hinaus. »Was halten Sie davon, Tommy?« fragte George.
    »Sie sagt uns die Wahrheit, so wie sie sie versteht, Sir.«
    »Und das Alibi für Charlie?«
    Clough zuckte die Schultern. »Sie könnte für ihn lügen. Sie würde für ihn lügen. Ich glaube, das steht fest. Aber bis wir jemand finden, der etwas anderes aussagt, oder etwas, das ihn klarer mit Alisons Verschwinden in Verbindung bringt, haben wir keinen Grund, ihre Aussage anzuzweifeln. Und was Crowther angeht, muß ich ihr zustimmen, was immer das bringt.«
    »Ich auch.« George rieb sich mit einer Hand übers Gesicht. Die Haut tat weh vor Müdigkeit, die Knochen schienen direkt unter der Oberfläche zu liegen. Er seufzte.
    »Wir sollten ihn gehen lassen«, sagte Clough, nahm seine Zigaretten und gab George eine. »Er wird nicht weglaufen. Er kann nirgendwo hin. Ich könnte die Wache von der Telefonzelle aus anrufen und ihnen sagen, sie sollen ihn unter gewissen Bedingungen freilassen. Sie können ihm strenge Vorschriften machen – er dürfe nicht näher als fünf Meilen an Scardale herankommen, er solle in seinem Heim bleiben und sich täglich auf der Wache melden. Aber es ist bestimmt nicht nötig, ihn dort weiter festzuhalten.«
    »Sie glauben nicht, daß wir ihn damit der Lynchjustiz ausliefern?« fragte George.
    »Je länger wir ihn behalten, desto schlimmer sieht es für ihn aus. Wir könnten dem Kollegen vom Dienst sagen, er soll den Presseleuten den Hinweis geben, Crowther sei nie verdächtig gewesen, nur ein besonders empfindlicher Verwandter, den wir auf der Wache befragen wollten, um ihm den Streß aus seiner Umgebung zu ersparen. Irgend so einen Mist. Und ich könnte erwähnen, daß man dasselbe in den Pubs verbreiten soll.« Um Cloughs Kinn lag ein trotziger, fester Zug. Er mochte recht haben, und George war zu müde, um über etwas zu streiten, das ihm so oder so nicht wichtig war.
    »In Ordnung, Tommy. Rufen Sie sie an und sagen Sie, man soll ihn auf meine Veranlassung hin freilassen. Und daß auf jeden Fall jemand dem Chef Bescheid sagt. Es wird ihm nicht gefallen, aber das ist sein Problem. Ich sehe Sie dann im Wohnwagen. Wenn ich dort nicht etwas Heißes zu trinken bekomme, falle ich unter den Tisch, bevor ich aus dem Squire etwas herauskriegen kann.«
    George wartete die Antwort nicht ab. Er ging direkt über die Wiese zum Polizeiwagen. Kein ungutes Vorgefühl ließ ihn sich umdrehen und Detective Sergeant Clough zurückhalten. Schließlich war Clough überzeugt, richtig zu handeln. Nicht einmal Ma Lomas’ sicherer Instinkt meldete sich gegen Peter Crowthers Freilassung zu Wort.
    Dieses Wissen war eine Bürde, an der alle gemeinsam tragen würden.

10
    Freitag, 13. Dezember 1963, 17 Uhr 52
    R uth Hawkin wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab, als sie die Küchentür von Scardale Manor öffnete. Ein kurzer Hoffnungsschimmer ließ ihre Augen aufleuchten, aber sie fand nichts in den Gesichtern der Männer, das diesen Funken weiter entfachte. Die Hoffnung verging, und sofort trat Angst an ihre Stelle. Die dunklen Schatten unter ihren Augen und der verhärmte Ausdruck auf ihrem blassen Gesicht ließen darauf schließen, daß sie die bange Furcht in den letzten zwei Tagen kaum jemals verlassen hatte. Als er ihren Kummer sah, sagte George schnell: »Wir haben keine neuen Nachrichten, Mrs. Hawkin. Es tut mir leid. Können wir einen Moment reinkommen?«
    Ruth nickte,

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