Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
Lederschreibfläche, auf der dekorative Briefbeschwerer standen, nahm das andere Ende des Zimmers ein. An den Wänden zogen sich Mahagoniregale entlang, die mit ledergebundenen Bänden in der Größe von hohen, schmalen Geschäftsbüchern bis zu ganz kleinen Taschenbüchern beladen waren. Ein Parkettboden, mit den Jahren abgenutzt und uneben geworden, war zum Teil von einem ausgefransten und verblaßten Orientteppich verdeckt. An der Tür stand ein Glasschrank mit einem Paar zusammenpassender Schrotflinten. George wußte nichts über Gewehre, aber sogar er erkannte, daß diese hier keine gewöhnlichen Flinten für Farmer zum Abschießen von Saatkrähen waren. »Das ist ein schöner Raum, Sir«, sagte er und ging zu dem Sessel, der Hawkin gegenüberstand.
    »Ich glaube, mein Onkel hat seit der Zeit seines Großvaters nichts verändert«, erwiderte Hawkin. »Ich werde es ein bißchen modernisieren. Werde den alten schäbigen Schreibtisch rauswerfen und einige von den Büchern, damit für Neues Platz ist. Ich muß meine Bücher über Fotografie und meine Negative irgendwo unterbringen.«
    George hielt sich zurück. Er hätte wahnsinnig gern so einen Raum gehabt, der an eine mit der Gegenwart verbundene Vergangenheit erinnerte, ein Zimmer, das er sich vorstellen konnte an einen Sohn zu vererben. Wenn er das Glück haben würde, einen Sohn zu bekommen. Der Gedanke an das, was Hawkin vorhatte, schmerzte ihn, auch wenn er zugeben mußte, daß es ihn nichts anging. Aber das machte ihm den Mann nicht sympathischer. Er warf einen Blick über die Schulter zu Clough, der sich auf den Stuhl am Schreibtisch gesetzt hatte und das offene Notizbuch bereit- und den Bleistift gezückt hielt. Der Sergeant nickte. George räusperte sich und wünschte, er hätte jetzt schon die Autorität, die ein paar Dienstjahre mehr ihm automatisch bringen würden. »Bevor ich zu dem Hauptgrund komme, weswegen wir Sie sprechen wollten, Sir, möchte ich fragen, ob Sie eine Lösegeldforderung für Alison erhalten haben.«
    Hawkin sah finster drein. »Bestimmt würde doch niemand denken, daß ich soviel Geld habe, Inspector? Nur weil ich ein bißchen Land besitze?«
    »Die Leute kommen auf die seltsamsten Ideen, Sir. Und da gerade die Sinatra-Entführung in den Nachrichten war, sollte man das als Möglichkeit ins Auge fassen.«
    Hawkin schüttelte bekümmert den Kopf. »Ich habe nichts bekommen. Keinen Brief, keinen Anruf. Wir haben heute mehrere Briefe von Leuten aus Buxton erhalten, die gehört haben, daß Alison verschwunden ist, aber sie wollten alle nur ihr Mitgefühl zum Ausdruck bringen, kein Geld fordern. Sie dürfen sie gern sehen; sie liegen auf dem Schrank in der Küche.«
    »Sollten Sie doch so etwas erhalten, Sir, dann ist es wichtig, uns zu verständigen. Auch wenn Sie davor gewarnt werden, es uns zu sagen, dürfen Sie es uns in Alisons Interesse nicht vorenthalten. Wir brauchen dabei die Zusammenarbeit mit Ihnen.«
    Hawkin stieß ein nervöses Lachen aus. »Glauben Sie mir, Inspector, wenn jemand denkt, er könnte mir mein Geld und meine Stieftochter nehmen, der wird sich wundern. Sie können sich darauf verlassen, daß ich mich gleich bei Ihnen melden werde, wenn jemand so dumm ist, zu glauben, ich sei in der Lage, für Alison Lösegeld zu zahlen. Also, weswegen wollten Sie mit mir sprechen? Ich bin den ganzen Nachmittag draußen gewesen und bin völlig ausgehungert.«
    »Wir haben einen kleinen Widerspruch zwischen verschiedenen Aussagen entdeckt und wollten die Sache klären. Da Alison allererste Priorität hat, müssen wir mögliche Mißverständnisse so schnell wie möglich ausräumen.«
    »Natürlich«, sagte Hawkin und wandte sich ab, um seine Zigarette im Aschenbecher auszudrücken, der auf einem Stoß Zeitungen neben seinem Stuhl stand.
    »Sie haben ausgesagt, daß Sie an dem Nachmittag, als Alison verschwand, in Ihrer Dunkelkammer waren?«
    Hawkin hielt den Kopf etwas schief. »Ja«, sagte er langsam mit einem wachsamen Blick.
    »Den ganzen Nachmittag?«
    »Warum ist es wichtig, wann ich in meine Dunkelkammer gegangen bin?« fragte er. »Ich verstehe nicht, was meine Nachmittagsbeschäftigung mit Alison zu tun hat.«
    »Wenn Sie sich vielleicht etwas gedulden könnten, Sir, können wir dieses Problem sehr schnell lösen. Können Sie uns sagen, wann Sie in Ihre Dunkelkammer gegangen sind?«
    Hawkin rieb sich mit dem Zeigefinger den Flügel seiner schmalen Nase. »Wir haben wie gewöhnlich um halb eins zu Mittag gegessen, dann bin

Weitere Kostenlose Bücher