Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
Meile weg, als er merkte, daß es von seinem eigenen Haus kommen mußte. Da flitzte er erst richtig los. Bald erkannte er, welches Fenster es war – Ruths Zimmer. Er wußte, daß Diane mit Ruth allein war und glaubte, etwas Furchtbares wäre einer von ihnen passiert.« Sie wandte sich ihren gebannten Zuhörern zu.
    »Also, er hatte unrecht und zugleich recht. Er brüllte und fegte wie ein Sturm durchs Haus, nahm zwei Stufen auf einmal und wäre mit dem Kopf fast gegen den Balken gestoßen. Er riß die Tür zu Ruths Zimmer auf und sah Peter mit heruntergelassener Hose an Ruths Bett stehen, und das Laternenlicht warf einen Schatten von seinem Schwanz an die Decke, der aussah wie ein Besenstiel. Das Mädchen hatte fest geschlafen, aber als Dan ins Zimmer stürmte wie ein Irrer, wachte sie auf. Sie muß es für einen Alptraum gehalten haben.« Die alte Frau schüttelte den Kopf. »Ich habe ihr Schreien über die ganze Dorfwiese bis hierher gehört.
    Als nächstes hörte ich Peter schreien. Drei Männer mußten Dan von ihm wegzerren. Ich dachte, er wäre tot; er war blutverschmiert wie ein Kalb nach einer schweren Geburt. Wir haben ihn in einen Schafstall gesperrt, bis seine Wunden anfingen zu heilen, dann sorgten wir dafür, daß er im Heim in Buxton bleiben konnte. Dan sagte zu ihm, wenn er jemals wieder in Ruths Nähe oder nach Scardale käme, würde er ihn mit bloßen Händen umbringen. Peter glaubte ihm damals und glaubt ihm auch jetzt noch. Ich weiß, Sie werden denken, was ich Ihnen gesagt habe, könnte bedeuten, er hätte Ruth in Alison sehen können und ihr etwas Furchtbares antun. Aber da haben Sie unrecht. Es bedeutet genau das Gegenteil. Wenn Sie wollen, daß Peter Crowther auf dem Boden kriecht und um Gnade bittet, brauchen Sie ihm nur zu sagen, Ruth und Dan suchen ihn. Der letzte Ort, an den er jemals kommen würde, ist Scardale. Und die letzte Person, der er sich nähern würde, ist jemand, der etwas mit Scardale zu tun hat. Glauben Sie mir, ich weiß es bestimmt.«
    Nach ihrem Bericht ließ sie sich in den Sessel zurückfallen. Die Tradition der mündlichen Überlieferung würde nicht sterben, solange Ma Lomas am Leben war, dachte George. Sie verkörperte die Dorfälteste, die die Stammesgeschichte am Leben erhält und deren Echtheit allein durch ihre persönlichen Fähigkeiten verbürgt. Er hätte nie erwartet, jemanden wie sie im Jahr 1963 in Derbyshire anzutreffen. »Danke, Mrs. Lomas, daß Sie uns das erzählt haben«, sagte er förmlich. »Sie haben uns sehr geholfen. Nur noch eines, bevor wir Sie in Frieden lassen. Charlie hat gesagt, er hätte am Mittwoch nachmittag Mr. Hawkin auf dem Feld zwischen dem Wald und dem Gehölz gesehen. Er hat uns gesagt, Sie wären diesen Weg gerade eben abgegangen. Haben Sie also am Mittwoch auch den Squire gesehen?«
    Sie sah ihn an und überlegte, ihre Augen glänzten wie die eines Papageis. »Nicht, nachdem Alison verschwunden war, nein.«
    »Aber vorher?«
    Sie nickte. »Ich habe eine Tasse Tee mit unserer Diane getrunken. Als ich aus dem Haus kam, stieg Kathy gerade in den Landrover, um den Weg raufzufahren und Alison, Janet und Derek vom Schulbus abzuholen. Ich sah David und Brian bei der Milchkammer, sie brachten die Kühe rein. Und ich sah Squire Hawkin, der übers Feld ging.«
    »Warum haben Sie das nicht erwähnt?« fragte George ärgerlich.
    »Warum sollte ich? Das war doch nichts Besonderes. Es ist sein Feld, warum sollte er nicht da gehen? Er ist immer mit seiner Kamera draußen und knipst drauflos, wenn man es am wenigsten erwartet. Außerdem, wie ich schon gesagt habe, Alison war noch nicht einmal von der Schule zu Haus. Er müßte elend langsam gegangen sein, wenn er noch im Feld gewesen sein sollte, als sie mit Shep herauskam. Und bei diesem Wetter geht niemand langsam in Scardale«, sagte sie bestimmt, als brächte sie eine Streitigkeit zu Ende.
    George schloß die Augen und atmete tief durch die Nase ein. Als er sie wieder öffnete, hätte er schwören können, daß ein Lächeln in den Mundwinkeln der alten Frau zuckte. »Ich werde das alles als Aussage tippen lassen«, sagte er, »und ich erwarte von Ihnen, daß Sie es unterschreiben.«
    »Wenn es die Wahrheit ist, werde ich nichts dagegen sagen. Lassen Sie jetzt Peter gehen?«
    George stand auf und schob seinen Stuhl sorgsam wieder unter den Tisch. »Wir werden das, was Sie uns gesagt haben, berücksichtigen, wenn wir unsere Entscheidung treffen.«
    »Er ist nicht gewalttätig, Inspector«,

Weitere Kostenlose Bücher