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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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vom anderen Ende des Raums, als die Tür hinter ihm zufiel. Er streifte seinen Mantel ab und hängte ihn an den Kleiderständer.
    »Ich hatte keine Ahnung, daß sie das planten«, sagte George und tippte mit dem Fingernagel auf das Bild.
    »Es ist alles gestern morgen festgelegt worden«, sagte Clough lässig, machte seinen obersten Hemdenknopf zu und richtete seine Krawatte, während er durch den Raum ging.
    George schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich wäre an Ihren Draht zur Flüsterpropaganda angeschlossen, Tommy. Nichts passiert hier, was Sie nicht mitkriegen.«
    Clough grinste. »Wenn Sie mal so lange hier gewesen sind wie ich, werden Sie mehr vergessen haben, als ich je wissen werde. Ich habe das mit den Aushängern nur mitbekommen, weil ich gerade durchs Büro ging, als ein Bote kam, um das Foto abzuholen. Ich wollte es Ihnen eigentlich sagen, aber dann hab ich es verschusselt. Tut mir leid, Sir.«
    George wandte sich um und bot ihm seine Zigaretten an. »Da wir ja jetzt so eng zusammenarbeiten, sagen Sie doch ruhig George, wenn wir allein sind.« Clough nahm eine Zigarette, legte den Kopf schief und erwiderte: »Recht so, George.«
    Bevor sie mehr sagen konnten, wurde die Tür aufgestoßen, und Superintendent Martin marschierte herein. Zwei Männer in fast gleichen dunkelblauen Anzügen mit Filzhüten und Trenchcoats folgten ihm. Trotz ihrer so ähnlichen Kleidung hätte man sie wohl kaum verwechseln können. Der eine hatte breite Schultern und einen massiven Oberkörper auf so kurzen Beinen, daß sie fast komisch wirkten und ihn gerade noch die vorgeschriebene Größe von 1,65 Meter erreichen ließen. Der andere war über einsachtzig groß, sah aber aus, als könnte er hinter einem Telegrafenmast verschwinden. Martin stellte sie vor. Der Kräftige war Detective Chief Inspector Gordon Parrott von der Manchester City Police, der andere Detective Chief Inspector Terry Quirke von der Polizei der County Cheshire.
    Martin ließ sie allein und versprach, Tee von der Kantine heraufschicken zu lassen. Zuerst verhielten sich die vier Männer mißtrauisch wie fremde Hunde, die in einem unbekannten Wohnzimmer ihr bestes Benehmen herauskehren. Als sie jedoch allmählich die Einzelheiten ihrer Untersuchungen austauschten, ohne Fehlleistungen zu finden, fingen sie an, sich zu entspannen. Zwei Stunden später stimmten alle vier überein, daß es fast genau so viele Gründe für die Vermutung gab, die drei vermißten Kinder seien von einer Person entführt worden, wie für die Annahme, es seien drei verschiedene Täter gewesen. »Was bedeutet, daß wir keinen Grund haben, etwas zu sagen, was in die eine oder die andere Richtung geht«, äußerte Parrott niedergeschlagen.
    »Außer daß es nicht oft Fälle gibt, bei denen man absolut nichts über den Verlauf vermuten kann«, sagte George. »Was bei Ihnen beiden der Fall ist. Ich habe wenigstens den Hund, der in einem Waldstück angebunden war, und die Spuren eines Kampfes an einer anderen Stelle. Das ist das wichtige Element, das Alison Carters Verschwinden von dem Pauline Reades und John Kilbrides unterscheidet.«
    Murmelnde Zustimmung war am Tisch zu hören. »Ich sage Ihnen was«, fügte Clough hinzu, »ich würde Geld darauf wetten, daß Pauline und John von jemand im Auto mitgenommen worden sind. Vielleicht von zwei Personen. Einer, der gefahren ist, und einer, der das Opfer festgehalten hat. Wenn der Entführer zu Fuß unterwegs gewesen wäre, hätte es Zeugen geben müssen. In ein Auto einzusteigen, das ist eine Angelegenheit von Sekunden. Aber trotz des alten Ehepaars in Longnor, das den bei der Kapelle abgestellten Landrover gesehen hat, verstehe ich nicht, wie Alison so etwas passiert sein könnte. Ein Entführer hätte sie nicht den ganzen Weg vom Wald bei Scardale bis zur Methodistenkirche tragen können, außer wenn er wie Tarzan gebaut gewesen wäre. Und im Dorf sind an dem Nachmittag keine fremden Autos gesehen worden.«
    »Und sie wären gesehen worden«, bestätigte George. »Wenn eine Maus in Scardale niesen muß, hat sie ein halbes Dutzend Hausmittel gegen Erkältung zur Auswahl, bevor sie sich die Nase putzen kann.«
    Parrott seufzte. »Wir haben unsere Zeit verschwendet.«
    George schüttelte den Kopf. »Eigentlich doch nicht. Es hat mir geholfen, meine Denkansätze zu klären. Ich weiß jetzt, worum es bei uns nicht geht. Je mehr ich heute morgen geredet und zugehört habe, desto sicherer bin ich, daß es keine Entführung durch einen Fremden war.

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