Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot
ein bißchen auch CK one von Calvin Klein. »Wissen Sie, was das hier soll? « fragt die Frau den Typen, der neben der Tür sitzt. Der ist behaart und hat einen verkrüppelten Fuß. In der Hand hält er einen Dreispitz. »Ich bin Bettina Mayer, eine erfolgreiche Journalistin «, stellt sich die Frau vor. Und irgendwie habe ich echt keine Zeit zu verlieren.« Der Typ schaut durch sie durch und stinkt. Nach 16 Stunden ge-meinsamen Wartens, auf was auch immer, beginnt die Frau wieder zu erzählen. Was soll sie auch sonst tun. »Ich hab mir nix vorzuwerfen«, erzählt sie. »Ich war politisch korrekt. Hab keine Judenwitze gemacht und Neger nie Neger genannt.« Dabei nickt sie so heftig, daß ihr ein Bein in die Gülle rutscht. Sie hebt es hoch, schüttelt ein wenig Schleim ab. Und spricht weiter. »Ich habe Geschichten voller Lügen geschrieben. Ich habe Frauen eingeredet, daß es Orangenhaut gibt und Orgasmus. Und ich habe alle Männer verlassen. Aber das macht doch jeder. Gott weiß, wo von ich rede.« Der Typ an der Tür verschluckt sich und hustet. In dem Moment geht die Tür auf. »Mitkommen«, sagt ein Ding und zeigt auf die Frau. Das Ding sieht aus wie eine Mischung aus Dackel und Mike Krüger. Die Frau watet durch den Morast. Sie wird einige Gänge entlang zu einem Zimmer geführt.
Das Zimmer ist ordentlich. Hieronymus-Bosch-Tapete an der Wand. Der Ledersessel, in dem die Frau nun sitzt, ist vielleicht ein bißchen zu tief. Und ein bißchen zu weich.
Der ist so, daß, wie auch immer die Frau sich dreht oder wendet, es bescheuert aussieht. Ein Mann sitzt ihr lä-
chelnd gegenüber. Das Licht ist einen Hauch zu hell. Es tut weh in den Augen. Und irgendwas in dem Raum erzeugt einen Ton. Den man zuerst gar nicht hört. Danach auch nicht, aber irgendwann fängt das Augenlied an zu zucken, wegen dieses Tons. »Du hast dein Leben versaut«, sagt der Mann, und seine Stimme ist so sanft, daß sie schmiert. Er droht der Frau mit seinem fetten Zeigefinger. »Da werden wir jetzt mal fein die Rechnung bezahlen«, sagt er auch.
Der Dauerton nimmt Konturen an. Wird Musik. Es ist Bata Illic, der da singt. Die Frau krümmt sich. »Bitte«, flüstert sie. »Danke«, sagt der Mann, und ein neues Lied beginnt.
Nana Mouskouri. Der Frau steht der Schweiß. Der Mann lächelt und setzt sich eine Halbbrille (19.90) von Tchibo auf. Er sieht kurz in eine Personalmappe. »Du hast nichts Vernünftiges gemacht. Du warst nicht fähig zu lieben, du hast ein sinnloses, lästiges kleines Leben geführt.« Er schaut auf. Durch die Halbbrille. Man könnte es dabei be-wenden lassen. Aber Pflicht ist Pflicht. Und damit ist die Frau entlassen. Die Dackel-Mike-Krüger-Mischung holt die Frau ab. Sie gehen wieder einige Gänge entlang. Die Frau erwartet das Schlimmste. Aber das läßt wie immer auf sich warten. Ein kleiner, grauer Raum. Ein Bett, ein Stuhl. Ein Fenster in die immerwährende Nacht. Die Frau setzt sich aufs Bett. Die Tür wird geschlossen. Sie sitzt ungefähr ein Jahr lang auf diesem Bett. Aber vielleicht sind es auch 10. Denn älter wird sie nicht mehr. Sie ist auf immer 33 und trägt ein Kostüm. Nach einer sehr langen Zeit betritt ein Mann den Raum. Der Frau hätte das Herz ge-stockt, wäre da eines. Der Mann ist nackt. Lange Haare und all so ein Zeug. Die beiden reden echt über alles. Sie lachen, streicheln sich. Zum erstenmal fühlt die Frau Liebe.
Sie fühlt, fühlt sich reich, zart erfüllt und glücklich. Vorbei das Grauen. Die Leere. Die Sinnlosigkeit. Die Frau liegt auf dem Mann. Zerfließt vor Wärme. Plötzlich fangt der Mann an zu singen; ... du mußt deinen Preis bezahlen. Auf das Lied hin öffnet sich die Tür, und einige Echsen treten ein.
Sie alle singen mit. Du mußt deinen Preis bezahlen... Ein paar Echsen übergeben sich auf die nackte, weinende Frau. Der Mann. Ihre große Liebe, verläßt den Raum. Er pfeift. Wieder vergehen viele Jahre der Einsamkeit. Dann geht die Tür auf, und Bettina wacht auf. Ihr ist schlecht, und sie übergibt das Abendessen der Toilette. Dann sitzt sie auf dem Bett, raucht und denkt sich, daß es Zeit ist, irgend etwas zu ändern.
VERA sitzt rum
Vera kommt in den Flur. Sie erinnert sich an den Gedanken vor ihrer Amerikareise. Über den Geruch, den sie nie mehr riechen wollte. Jetzt ist ihre Nase sofort voll damit.
Nach Bürgern und Staub, nach Essen und kleinem Leben riecht es, und mit großem Widerwillen geht Vera die Treppen hoch. Die Wohnung ist klein und gelb. Vera setzt sich auf
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