Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot
bestimmt kein Massenmörder. Dafür ist sie zu dünn. Und ich trink das Zeug. Das ist irgendein billiger Dreck und schmeckt bitter. Aber ich trink das, weil sie auch trinkt. Sie zittert nicht mehr, und jetzt wirkt sie ganz ruhig und lächelt mich an. Und ich sag nichts. Trinke nur, bis mir schlecht wird. Und dann fängt auf einmal der Stuhl, auf dem ich sitze, an zu wackeln. Und ich falle runter. Mir ist schlecht, aber Kotzen kann ich nicht. Bewegen kann ich mich auch nicht mehr. Denken kaum noch. Das bißchen Denken geht in Portionen. Da taucht wieder Jeffrey Dahmer auf, und ich frage mich, was der in meinem Kopf will. Das Mädchen steht über mir und guckt. Ich seh das total verschwommen, wie sie guckt. Ich hab gar nicht soviel Angst, ich bin nur so schlaff. Und das Mädchen kniet zu mir runter und macht was auf meinem Kopf. Ich hör nur, daß das komisch klingt und das Mädchen die ganze Zeit eine Litanei betet. Und dann tut es einen Riß, und immer noch fühl ich nichts und verschwommen, immer noch verschwommen seh ich, wie das Mädchen ein blutendes Ding in der Hand hält. Und als ich kapiere in meinem Watte-schädel, daß das mein Skalp ist, da setzt auch der Schmerz ein.
(Überraschenderweise enden Pits Aufzeichnungen an dieser Stelle.)
HELGE und Freitag
Waren vom lauten Platz weggegangen. Vom Menschen weg. In Gassen, die sie immer näher zueinanderführten, in ihrer Enge, aneinanderrieben. Und wenn sie sich wei-teten, die alten Häuser, in guter Ruhe nebeneinander. Zu einem Park, in blaues Licht, in eine Aufregung. Sanken, weil genug Schritte gewechselt waren, auf einen Bett-boden. Lagen dicht. Konnte eines den Atem des andren hören. So lange auf Baumkronen schauend, bis sie den Herzschlag der Blätter gewahrten. Die Hände auch dicht.
Streifte eine die andere. Fanden sich dann, wie ein Stromschlag wölbte es Helges Körper, bis die Hände zum Aus-atmen gelangten und still ineinander verblieben. Von der Hand des ändern strömte eine große Erregung Helges Arm entlang, den Körper durch bis in die Tiefe seines Leibes.
Dahin, wo er kein Leben mehr vermutet hatte. Das machte ihm eine närrische Unruhigkeit. Mehr aber ging nicht, und als der Abend kam, mußten sie aufstehen, denn er kam kühl. Die Hände lösten sich. Fanden erneut, glitten, den Arm voran, um den Körper des anderen. Der Mond stieg aus der Lagune, wie ein drohroter geschwürener Warner.
Doch den beiden hieß er nur Liebe. Na und so weiter, bis die Typen halt so in Helges Bett lagen und tierisch rumbumsten.
BETTINA macht einen Zauber
Murti sitzt mit nacktem Oberkörper vor einem kleinen Altar. Er singt leise. Sein Oberkörper ist knochig, sein Bart lang. Bettina liegt neben dem Altar. Sie hat Murti ein paar Schamhaare gegeben, die er jetzt zu einem Pulver ver-streicht. Er fleht den Himmel in Sanskrit, Bettina hofft, daß Himmel dieser alten Sprache mächtig sind, und fertigt auch ein Amulett. Mit dem fährt er dann über Bettinas nackten Körper, um die Energien einzufangen. Die da aber wohl nicht mehr vorhanden sind. Murti wird wissen, was er tut. Er hat da drauf studiert. 15 Jahre in Indien hat er die Weisheit studiert. Und jetzt wohnt er in einem Haus vor der Stadt, das sich selber betreibt, vielleicht auch selbst reinigt. Wie in einem Esoterikladen sieht es in dem Haus aus, und Bettina hatte nie gedacht, daß es mal soweit käme mit ihr. Doch jetzt ist alles egal. Murti ist Bettinas letzte Hoffnung. Seit drei Wochen stirbt sie durch die Gegend.
Weil sie den falschen Mann im falschen Augenblick getroffen hatte. Drei Tage hatten ihr klargemacht, daß ihr ganzes Leben ein großer Mist war. Daß alle ihre Lieben vorher Mist waren. Daß sie selber Mist war. Wie konnten zwei Menschen so unterschiedlich empfinden? Bettina, die nur mit wem schlief, wenn sie den auch liebte, verstand nicht, wie einer mit ihr hatte schlafen können, ohne sie zu lieben. Und nicht irgendwie schlafen. Sondern lieben.
Zärtlich sein. Küssen. Ablecken. Aufessen. Sie hatte den Mann, der sie zum Mist machte, der sie zu Murti getrieben hatte, der sie seit drei Wochen Tarotkarten legen machte, getroffen, als sie niemanden treffen wollte. Es war ihr gut-gegangen, an diesem Nachmittag. Sie hatte eine Reportage gemacht und war dann in ihr Cafe gegangen. Und wie sie da so reinkam, in ihr Cafe, hatte sie ihn gesehen. Er saß an einem Tisch, und sie hatte ihn gesehen, und ihr Gehirn, ihr Verstand waren in den Blick geflossen und waren auf ihm explodiert. Die waren dann
Weitere Kostenlose Bücher