Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot

Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot

Titel: Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Berg
Vom Netzwerk:
fetter Nahrung und mit den Dummheiten aus den Gehirnen ihrer Eltern.
    Das Mädchen hat einen Blick im Gesicht, eine Prägung in den dicken Wangen, die schon alles verstanden haben von der Welt und nun nichts mehr dazulernen werden. Stehenbleiben werden, mit 10 Jahren für die kommenden 60.
    Ein Leben umsonst. Das Mädchen wirft Tauben Essen hin.
    aber es haßt die Tauben und sähe gern, daß sie ihre kleinen Eingeweide ausspucken nach Genuß der Mahlzeit.
    Arrangierte Paare erscheinen im Blick. Gesichter, die sich ähneln in ihrer Dumpfheit. Nichts verstehen. Sich drein-geschickt haben, im Unwissen behäbig und Angst vor allem, was den kleinen Verstand überfordert. Helge spürt eine Bewegung neben sich. Angst um seine Weinflasche läßt ihn den Blick zur Seite wenden. Da hat sich ein kleiner Eingeborener hingesetzt. Ein Junge, 17 vielleicht.
    Nichts von all dem Moder in seinem Gesicht Unschuld.
    Schaut er Helge an und lächelt. Mein Freitag, denkt Helges verwirrter Geist und seine Seele, die schon tot schien, sich in Einsamkeit geschickt hatte, wird berührt von diesem einfachen, netten Gesicht. So sitzen sie nebeneinander, ohne zu reden. Irgendwann reicht Helge seine Weinflasche zu dem Jungen, und das ist das meiste, was er geben kann. Der Junge trinkt, und als Helge sich viele Stunden später zum Gehen bereitstellt, folgt der Junge mit Selbstverständnis.
    VERA fährt Auto
    »Ja. Klar, Pit. Wenn du es willst, fahren wir halt Indianer gucken.« Vera ist angespannt. Indianer interessieren sie einen Scheiß. Und Pit labert ihr schon den ganzen Morgen die Ohren voll. Daß er eigentlich Indianer ist. Und von Träumen, in denen er sich gesehen hat, mit langem Haar und Federschmuck. Deswegen hat er sich auch die Haare wachsen lassen. Indianer hatten so einen spacigen Kontakt zur Natur und so. Und die großen Geheimnisse, die kennen sie sowieso. Vera hat sich das angehört. Ihn angesehen und gedacht: Bist du jung. Vielleicht hätte sie das alles vor vier Wochen noch spannend gefunden. Und so anders. Und so phantasievoll. Jetzt ist aber 4 Wochen zu spät. Pit sitzt auf dem Beifahrersitz. Er trommelt lautlos In-dianerrhythmen auf seine Knie. Die Augen geschlossen und aus dem Kopf summt ein Hey-ja-hey-ja-hey-ja. Vera sieht ihn an. Von der Seite. Und wundert sich, warum sie ihn so albern findet. Auf einmal. Sie fahren in ein Reservat. Und Vera denkt: Natürlich fahre ich. Vera fährt nicht nur den breiten Amischlitten durch die pralle Sonne. Vera bestellt Hotelzimmer. Bestellt das Essen. Redet mit den Eingeborenen. Überlegt sich, was man so machen kann.
    Und Pit läuft nebenher. Und singt Hey-ja-hey-ja ...
    Vera fährt Auto. Pit summt. Sie fahren in das Reservat.
    Staubig. Grell. Eine Holzbude, wo diese Schmuckstücke mit blauen Steinen verkauft werden. Pit springt aus dem Auto und sieht sich Ringe an und Ketten. Absoluter Kitsch.
    Er sieht Vera an. Sie kauft ihm davon. Dann fahren sie weiter durch das Reservat. Häßliche Billighäuser mit vollen Mülltonnen. Davor häßliche Männer mit Schlitzaugen und Bierflaschen in der Hand. Vera will nicht aussteigen.
    Pit auch nicht. Sie fahren aus dem Reservat raus. Wenigstens summt Pit nicht mehr. Sie fahren und schweigen. Es gab von Anfang an nicht soviel zu reden. Vera sucht nach irgendwas, worüber sie mit ihm reden könnte. Aber alles verkrampft sich in ihrem Kopf. Reden kann man entweder oder nicht. Ins Schweigen hinein sagt sie irgendwann: Es ist nicht so, wie wir dachten, stimmts? Und Pit sagt nur: Hm. Und Vera sagt: Ich glaube, ich will wieder nach Hause.
    Es hat keinen Sinn mehr hierzubleiben. Und Pit sagt: Hm.
    Und dann nach einer langen Weile sagt er: Ich glaube, ich bleibe hier. Und Vera sagt nichts. Als sie in ihrem Motel ankommen, packt Vera ihre Sachen. Pit dreht sich weg. Vera sagt: Paß auf dich auf. Und geht.
    BETTINA träumt Mist
    Die Frau sitzt in einem Raum. Sie wartet. Auf was, weiß sie nicht. Sie trägt ein Designerkostüm. Fleischfarben. Die Farbe ist doof, denn die Käfer auf der Bank haben häßliche Flecke auf dem Kostüm hinterlassen, als die Frau sich dar-aufsetzte. Sie hält die Beine relativ waagerecht in der Luft.
    Das ist anstrengend, aber gut für die Bauchmuskeln. Auch gut für die Schuhe. Denn der Boden ist 10 cm hoch mit einer braunen Flüssigkeit bedeckt, auf der eine vereinzelte Monatsbinde treibt. Ratten tollen herum und wollen da reinbeißen. Die Frau riecht aber noch gut. Das ist ein erfolgreich zugebrachtes Singleleben, wonach sie riecht,

Weitere Kostenlose Bücher