Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot
einen Stuhl und sieht die Wand an in ihrer stumpfen Musterung. Sie ist unfähig, sich zu bewegen, Bewegung wäre eine Entscheidung. Das war mein letzter Versuch, Glück zu finden, denkt sich Vera, Und ihr ist nicht klar, so ganz, was es heißt, ein Leben vor sich zu haben, von dem das Glück ausgeschlossen ist. Vera geht dann auf die Straße, um etwas einzukaufen. Am besten ist es, denkt sie sich, ich lebe ganz mechanisch. Ich teile mir die Stunden auf in Verrichtungen, die ich dann erfülle. Sie kommt an einer Bank vorbei, während des Gedankens. Darauf sitzt ein alter Mann. So 50 vielleicht. Der hat einen kleinen Plüschbären im Arm. Dem erklärt er die Autos, die vor-beifahren. Der hat jemanden, denkt Vera und geht weiter in den Supermarkt, wo sie beginnt Waren in ihren Korb zu tun, von denen sie nicht genau weiß, was sie damit anstellen soll. Vera entsorgt die Waren in der Wohnung. Setzt sich hin. Steht wieder auf. Holt die Waren ins Wohnzim-mer. Beginnt systematisch, alles aufzuessen, Die Wurst vor dem Käse. Bis alles weg ist. Dann ist Vera schlecht. Dann kann sie schlafen,
PIT hat Pech
Seit Vera weg ist, läuft nur noch Scheiße. Kaum war sie aus der Tür, ging es los. Eine Nacht, von der ich nur noch weiß, wie der Morgen danach war. Mit einer tierischen Fahne bin ich aufgewacht, und neben mir lag eine Rothaarige.
Frag mich nicht. Ich hasse Rothaarige. Also ich meine jetzt die, die das extra machen. Die sind entweder auf nem ekligen Ökotrip und jung. Oder wollen endlich ihre Weib-lichkeit entdecken und sind alt. Widerlich sind sie alle. Und so eine lag neben mir. Sie hatte ungefähr 800 Katzen in so einem kleinem Zimmer, wo überall Dreckzeug rumstand.
Deckchen und so was. Ich bin da weg. Das Geld war auch weg. Das habe ich gemerkt, als ich wieder in das verfluchte Motel kam. Die Rechnung war ja noch nicht bezahlt. Also bin ich abends abgehauen. Mit dem Rucksack so eine verfluchte Straße lang. Kein Schwein hält da an, in Amiland, wenn jemand wie ich da mit nem Rucksack abends so ne Straße langläuft. O.K., dachte ich ziemlich kühl, was ist deine Situation. Du hast weder Geld für irgendwas noch zum Zurückfliegen. Du kennst kein Schwein. Kannst nichts Ordentliches. Es ist Nacht, du bist allein weil deine Liebste nicht mehr deine Liebste ist, weißt nicht, wo schlafen, und erst recht nicht, was essen. Kommen wir zu den positiven Seiten: Du bist im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Das klingt doch gut. Dann bin ich, nachdem ich eine Stunde wie ein Arsch diese Straße langgegangen war, in so eine unsägliche Pinte. Die haben echt Dinger, diese Amis. Und sie selbst sehn aus wie ihre Pinten und wie das, was sie essen. Mehr sag ich da nicht zu. Ich also in diese Pinte. Häng da rum. Geld zum was Trinken hab ich ja nicht.
Da ist schon wieder so ne Frau. Mit ziemlich speckigen Haaren und dürr. Die guckt komisch. Ein bißchen irr, aber sehr intensiv. Ich also zu der Frau hin und sie angesprochen. Hey, gehts gut und so. Und sie antwortet gar nicht, sondern krallt sich in meinen Arm, daß da fast das Fleisch abgeht. Und zerrt mich raus. Erzählt was, daß sie verfolgt wird und so. Sie hat Angst, nach Hause zu gehen, sagt sie, weil die da schon auf sie warten. Ich denk mir: O. K., Mutter. Ist recht. Zu Hause klingt gut. Das klingt nach Bett mit vier Wänden drumrum. Ich geh also mit ihr nach Hause.
Sie torkelt an meinem Arm rum und redet Schwachsinn.
Ist eigentlich ein hübsches Mädchen. Also ich meine, könnte sie sein, wenn sie nicht rumrennen würde wie ein verwahrloster Hund. Ihre Bude sieht aus wie sie. Das ist wohl so, bei den Amis. Ich meine, bei uns geben sich die Leute verrückt. Und ihre Buden sehen aus wie aus ner Wohnzeitschrift. Hier sind die Leute verrückt, und ihre Buden sehen eben auch so aus. Als ich in ihrer winzigen Hütte stehe, fällt mir ein, daß ich solche Dinge aus dem Fernsehen kenne. Aus Fernsehspielen, wo sie Drogen-süchtige zeigen. Leere McDonald's-Packs, Flaschen. Eine dreckige Matratze und ein paar vertrocknete Blumen. Und dann denk ich auf einmal, und das geht alles ganz schnell, ich denk an Jeffrey Dahmer. Meinen Lieblingsmörder. Und daß der auch Leute in seine Wohnung gelockt hat, um sie dann aufzuessen. Und wir sind halt in Amerika, dem Land, das die Massenmörder erfunden hat. Und ehe ich weiter-denke, kommt das Mädel wieder. Mit einem Glas in der Hand. Und noch einem in der anderen. Und sie setzt sich auf die Matratze und sieht echt harmlos aus. Die ist
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