Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot

Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot

Titel: Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Berg
Vom Netzwerk:
nächsten Tag kam der Bernd, um Bettina zu besuchen. Ein halber Tag ging nun für Bettina mit Haare färben, baden, schminken und solchen Sachen. Und als der Bernd abends vor der Tür stand, war Bettina sofort klar, daß sie die Zeit anders hätte herum
    bringen können. Der Mann stand da und löste nichts in ihr aus.
    »Setz dich doch.«
    »Danke.«
    Schweigen.
    »Schön hast du's hier.«
    »Danke. Willst du was trinken?«
    »Ach. Warum nicht.«
    Kehle macht Laute. Zu laut. Sonst ist es still.
    »War schön, gestern. Hm. Hm?«
    »Ah ja. Äh. Klar.«
    Der Mann steht auf.
    »Ich darf doch?« Er steht vorm Bücherregal.
    »Ja. Klar.«
    Er hält den Kopf albern schief, um die Buchrücken zu lesen. Dabei wippt er mit den Füßen. Auf und ab. Auf und ab. Bettina möchte ihm...
    »Ah. Tucholsky. Hm. Du magst Tucholsky?«
    »Hm.«
    »Ich auch. Er ist so... so...«
    »Ja.«
    Der Mann räuspert sich. Setzt sich umständlich wieder hin.
    Räuspert sich. Steht wieder auf. Lauft ein bißchen. Sieht sich ein schlechtes Bild an, das an der Wand hängt.
    »Ich liebe Kunst sehr. Ich bin ja irgendwie mit Warhol großgeworden.«
    Seid ihr alle, denkt sich Bettina. Mit Warhol großgeworden, mit Mapplethorpe, und eure Eltern haben alle Juden im Keller versteckt, ihr Arschgesichter. Der Bernd setzt sich wieder. Diesmal aufs Sofa. Neben Bettina. Die verschränkt die Arme vor der Brust. Der Mann beugt sich nach vorne.
    Nimmt sein Glas. Öffnet die Arme weit. Legt einen auf die Sofalehne. Hinter Bettinas Kopf längs.
    »Haha. Schon komisch. Daß wir hier jetzt sitzen. Bis vor kurzem kannten wir uns noch gar nicht. Nicht?«
    Bettina sagt nix. Sie hat die Augen an die Decke geheftet.
    Ihr ist nicht wohl. Sie steht auf. Geht zum Fenster. Sieht raus. Der Mann steht auf. Geht zum Fenster. Stellt sich hinter Bettina. Sieht raus. Schlingt die Arme um sie. So von hinten. Sein schlechter Atem pfeift neben ihrem Ohr vorbei. Schlägt einen Haken. Und landet in ihrem linken Nasenloch. Vor Bettina steht eine Sukkulente. Sie faßt danach. Die läßt sich leicht aus der Erde heben. Sie dreht sich rum. Und drückt dem Mann das Teil auf den Kopf. Der Kaktus verharrt kurz und rutscht dann schräg über sein Gesicht zum Boden. Der Mann steht still. Sieht nach unten. Zum Kaktus. Nach oben. Zu Bettina. Er macht ein ganz blödes Gesicht. Dann holt er ein Taschentuch aus seinem Sakko. Und putzt auf seinem Kopf rum.
    »Ja, äh.« Der Mann lacht ein bißchen herum.
    »Ich werd dann mal...« Er nickt. Geht wie ein Hund durch den Raum. Geht zur Tür. Macht die zu. Von außen, Bettina seufzt auf. Eigentlich müßte sie das alles komisch finden. Tut sie aber nicht. Als sie sich die Schminke vom Gesicht wäscht, heult sie ein bißchen.
    TOM und NORA verlieben sich und so ein Scheiß Tom und Nora sind noch nicht ganz in Venedig. Kurz davor, so drei Stunden, sitzen sie auf einer Wiese an einem Kanal. Sie haben kaum was an, weil es warm ist. Dann sehen sie sich an, und es passiert. Tom verliebt sich in Nora, und Nora verliebt sich so richtig in Tom. Tom verliebt sich in Nora, weil sie sehr jung ist, sehr zart, weil ihre Haut ganz glatt ist und ihre Haare lang und blond. Er verliebt sich in sie, weil er das Gefühl hat, sie beschützen zu müssen, weil er sich erfahren und männlich neben ihr fühlt. Weil sie ihm zuhört und ihn bewundert. Weil er das Gefühl hat, der erste Mann für sie zu sein. Weil sie da ist. Weil er geil ist.
    Nora verliebt sich definitiv in Tom, weil er sehr männlich aussieht und besser als alle Jungen, die sie kennt. Weil er erwachsen ist. Weil er so schlau ist. Weil er da ist. Weil sie denkt, daß ihr Leben durch ihn anders wird. Weil er besser aussieht als Kurt Cobain. Beide legen das Käsebrot weg und fangen an zu küssen. Küssen findet Nora eigentlich nicht so toll, aber diesmal ist es schön. Vielleicht, weil sie noch nie so einen schönen Mann geküßt hat. Es geht gar nicht um das Küßgefühl, sondern um das, was der Kuß bedeutet. Ein gemeinsames Leben bedeutet der Kuß für Nora. Nie mehr einsam sein. Jemanden haben, für mich alleine. Für Tom bedeutet der Kuß den ersten Schritt zum Sex, Er fährt mit seinen Händen an Noras kleiner Brust entlang. Schiebt sich in die Bikinihose. Nora läßt sich das gefallen. Es hat alles mit ihrer Zukunft zu tun, und es ist bestimmt anders als mit den anderen Männern. Tom streift seine Hose ab, und diese Pause ist Nora peinlich, sie gräbt ihr Gesicht an seine Brust solange, wegen der

Weitere Kostenlose Bücher