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Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot

Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot

Titel: Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Berg
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Peinlichkeit.
    Tom nimmt ihre Hand und legt sie auf seinen Schwanz.
    Nora weiß nicht, warum die Hand da liegen soll, und drückt. Tom stöhnt. Nora läßt los. Tom denkt nicht mehr.
    Er verbringt schnell sein Glied in Nora und beginnt seine Arbeit. Noch nie hat er so ein junges Mädchen gehabt.
    Noch nie so ein dünnes. Er fühlt sich stark und potent. Nora guckt kurz auf Tom. Der ist ganz fremd, wie er da so arbeitet. Sie fühlt nichts außer wenig Luft, warm und zu schwer.
    Tom kniet vor Nora und hebt ihre Beine in die Luft. Er beobachtet sich beim Reingehen in Nora. Das sieht stark aus, und Nora ist süß. Nora findet die Haltung ihrer Beine obszön. Ein obszönes Gefühl und Nora ist in dem Moment überhaupt nicht verliebt, sondern sehr alleine. Dann ist Tom fertig, und er sinkt ins Gras und beeilt sich, nichts zu sagen, und schläft ein. Nora steht auf. Es war nicht das erstemal. Aber es war das erstemal ohne Alkohol, das erstemal ohne Haß, das erstemal mit Liebe, und gerade darum hat sie sich noch nie so dreckig gefühlt. Das Wort dreckig kommt Nora ganz plötzlich, und das Gefühl dazu, und sie geht so rum und weiß gar nicht wohin, mit dem ganzen Dreck, und als sie mit dem Fuß gegen eine alte Konser-vendose stößt, bückt sie sich und hält die in der Hand. Sieht sich die Wellung des Deckels an und versucht ein paar Schnitte auf ihrem Arm.
    VERA wundert sich
    Daß es schlechter wurde, fing außerhalb des Bettes an.
    Ich meine, im Bett war alles gut. Nach zwei Wochen gingen wir dann schon mal öfter raus, und da wurde es dann schlechter. So Kleinigkeiten waren das, die schlecht waren. Daß Pit nie eine Bestellung aufgab, in Restaurants, daß er immer auf Toilette mußte, wenn die Rechnung kam, und daß ich merkte, daß ich seine Spaße peinlich fand.
    Also, ich konnte nicht mehr lustig finden, daß er in jedem Lokal die Zuckerstreuer losschraubte, daß er immer gegen Laternenpfähle rannte und im Supermarkt immer den ganzen Korb mit Gebißreinigern vollpackte. Ich weiß nicht, warum einem auf einmal so banale Kleinigkeiten auffallen, bei einem Menschen, in den man verliebt ist.
    Und ich weiß auch nicht, warum sie so eine beschämte Stimmung verursachen. Worte waren es auch, die mich störten, die mir Übelkeit bereiteten. Worte wie: geilomat, tschüssikowsky, null problemo, also solche Worte, wo ich dachte, noch eines davon und ich kotze. Am liebsten, außerhalb des Bettes, ging Pit was essen, oder er saß irgendwo rum. Das Essen bezahlte immer ich, das Rumsitzen war fad, weil er da auch nicht groß mit mir redete.
    »Pit«, fragte ich, »Pit, wollen wir nicht was machen«, fragte ich. Hm, sagte Pit, eigentlich ist es doch hier ganz nett. Und daß ich es nicht mehr nett fand, einfach nur wo zu sitzen, das war ein mieses Zeichen, ich meine, wenn man sich mit jemandem nicht mehr versteht, da fängt man dann meistens an, unbedingt was machen zu wollen. Man muß sich ablenken, um nicht zu laut zu hören, daß es leise nicht geht. Ich frag mich natürlich viel. Frag mich, ob es gerecht ist, so zu fühlen, und ob es in meinem Alter überhaupt noch möglich ist, wen zu finden, wo einen nichts anwidert. Vielleicht ist das gar nicht mehr möglich. Wir fahren also durch Amerika, und auf eine unglückliche Weise denke ich, ich muß das hier jetzt schaffen. Ich muß das schaffen, und mein Kopf zählt gute Dinge auf. Mein Gefühl weiß es aber eigentlich besser. Wir fahren durch Amerika, und ich glaube nicht, daß wir irgendwo ankommen, wo dann alles in Ordnung ist. Ich weiß jetzt schon, woran ich mich erinnern werde. Ich werde mich an eine stechende Sonne erinnern und an viel Schweigen. An viel Mißverständnis werde ich mich erinnern. Und an die Angst zu sagen: Es war ein Mißverständnis.
    HELGE findet Freitag
    Helge sitzt so auf dem Touristenplatz in Venedig. Er trinkt von dem Wein, den er mit sich führt, und hat den Tunnelblick eingeschaltet. Im Tunnelblick erscheinen interessante Menschendetails. Ein rosa Bein von einer Frau.
    Dicke Adern drauf und ein weißer Socken, der das Bein abschließt wie eine Papierrosette einen Gänselauf. Einen Mann mit wenigen Haaren zu einer Seite gekämmt, der steht und mit einem Finger, der noch nie etwas Ordentliches gemacht hat, auf ein Bauwerk zeigt. Als würde das Bauwerk nur durch seinen Finger am Stehen bleiben, als würden die Frauen, die er bei sich hat, ohne den Finger nicht schauen können. Ein Mädchen erscheint im Tunnelblick. Ungefähr 10 und überfüttert. Mit

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