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Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht

Titel: Ein paar Tage Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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gekleidete Zehnjährige in Sandalen. Auf dem Hügel über dem Park lag Diar-el-Mahçoul, manchmal kamen die Kinder, die Jugendlichen herunter, klauten, wenn sich die Gelegenheit ergab, wenn die Ausländer nicht aufpassten, wie Eley vor dreieinhalb Jahren, im April 2009. Harry Landrich hatte angerufen, die Verbindung schlecht, die Funkwellen waren nicht recht durch das Schrägdach aus knorrigen Drachenfingern hindurchgekommen, also war Eley aufgestanden und ein paar Schritte gegangen. Soeben war Bouteflika zum dritten Mal zum Präsidenten gewählt worden, nachdem der Ministerrat die Beschränkung auf zwei Kandidaturen aufgehoben hatte, der Chef wollte das erklärt bekommen, wollte wissen, welche Konsequenzen die Wahl habe und weshalb die Algerier wegen AQM Waffen an Mali lieferten, was ausgerechnet Mali mit AQM zu tun habe.
    Nicht heute, Harry, heute ist hier Wochenende. Morgen, okay? Der Sonntag ist hier wie euer Montag.
    Morgen sitze ich in einem Kanu und paddele durch den Spreewald und höre mir das Gejammer meiner Kinder über ihre Eltern an und lasse mich dabei von Mücken zerstechen. Reden wir jetzt, Ralf, dann kann ich morgen im Kanu darüber nachdenken und habe wenigstens ein bisschen Spaß.
    Amel räusperte sich. »Wer ist dieser Philip Stewens?«
    »Ein deutscher Waffenhändler, macht mit Soudani Geschäfte.« Eley sah den hüpfenden Kindern nach. »Sie haben dich nicht informiert? In Bezug auf Stewens?«
    »Nein. Weder mich noch Toumi. Soudani hat einen Dienst im Dienst geschaffen, vielleicht auch Mediène selbst, einen exklusiven inneren Zirkel. Toumi hat einen Kontakt dort, einer der Techniker, aber es ist schwierig, an Informationen zu kommen.«
    »Informationen über Stewens.«
    »Oder weshalb sie ihn überwachen. Alles streng geheim. Toumi hat nur erfahren, dass sie dich identifiziert haben.«
    »Und es dir gesagt.«
    »Ja. Warum warst du in Stewens Zimmer?«
    Er erklärte es ihr, erzählte von Tizi Ouzou, den beiden Namen – Djamel Benmedi und Sadek Madjer.
    Dass er Phil später folgen würde, erwähnte er nicht.
    Amel war ein Stück nähergetreten, vage erkannte er ihre Augen, noch dunkler als die Gläser. »Er verkauft gleichzeitig Waffen an unsere Armee und an AQMI ?«
    »Nicht AQMI . Madjer hat mit AQMI nichts zu tun. Frag Soudani, frag Toumi, sie müssen es wissen.«
    »Fragen wir Toumi, er ist hier.«
    »Er ist hier ?«
    Sie deutete in Richtung Südausgang. Ein paar Bänke weiter saß ein einzelner Mann, den Kopf abgewandt, zu weit entfernt, als dass Eley ihn erkannt hätte. Aber er erkannte die Haltung, vorgebeugt, Ellbogen auf den Oberschenkeln, rauchend.
    »Keine Lust«, sagte er.
    »Bitte. Er möchte mit dir sprechen.«
    Eley lachte leise. Musste den deutschen Polizisten fragen, der algerische Geheimdienstler, weil Soudani ihn vom Informationsfluss abgeschnitten hatte. Er verstand nur nicht, weshalb Toumi den General nicht einfach machen ließ. Warum war er so erpicht auf die Informationen, die Soudani ihm vorenthielt?
    »Tu es für mich. Ich arbeite mit ihm.«
    Eley nickte.
    Sie gingen auf Toumi zu, der Schatten der Äste von zahllosen kleinen Flecken Licht durchbrochen, schwermütig tanzende weiße Punkte auf dem Boden. Er spürte Amel neben sich, obwohl sie Abstand hielt, spürte sie wie immer, wenn sie da war.
    Was ist das für ein Geschrei da bei dir?
    Nichts weiter, Harry. Ein paar Jungs wollten meine Tasche klauen. Eine Frau verteidigt sie.
    Sag ihr, sie soll sie ihnen geben. Weniger Ballast auf der langen Reise durchs Leben.
    Weniger Laptops. Weniger Reisepässe.
    Genau, Ralf. Ist sie hübsch?
    Ich sehe sie nur von hinten.
    Schade. Burnus und so?
    Der Burnus ist für Männer, Harry. Jeans, Blazer, Kopftuch.
    Details, bitte. Fang unten an, bei den Waden. Ich liebe Frauenwaden.
    Ich lege jetzt auf, Harry. Jemand muss die Jungs retten.
    Dem einen hatte Amel eine Ohrfeige gegeben, weil er erneut nach der Tasche gegriffen hatte, die auf der Steinbank lag, ein anderer, der Kleinste, hatte ein Taschenmesser gezückt und sich beim Öffnen in den Finger geschnitten, ein dritter war schon zurückgewichen. Mit scharfer Stimme hatte sie auf sie eingeredet, hatte es später für Eley wiederholt, schämt euch, was sollen die Ausländer von uns Algeriern denken, dass wir Abschaum sind, keine Ehre besitzen? Was habt ihr von euren Eltern gelernt? Allah wird euch in Stücke reißen, falls ich es nicht tue …
    Sie war wunderbar gewesen in ihrem Zorn. Leidenschaftlich, kühn, voller Überzeugung. Er

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